Vergangene Woche kehrte Fabio Quartararo in Indien nach knapp fünfeinhalb Monaten und vielen enttäuschenden Rennen als Dritter auf das MotoGP-Podium zurück. Von einem Aufwärtstrend kann bei Yamaha dennoch nicht die Rede sein. Schon am Sonntag hatte Quartararo deutlich gemacht, dass der Buddh International Circuit die Defizite seines Motorrads klar aufgezeigt hatte. Vor dem Heim-GP in Motegi gossen die Piloten der Japaner nun weiteres Öl ins Feuer.

Neben den beiden Stammfahrern Quartararo und Franco Morbidelli nimmt nämlich auch Testpilot Cal Crutchlow mit einer Wildcard am Japan Grand Prix teil. Der Brite sprach am Donnerstag erstmals seit dem Valencia-GP 2022, als er den bereits zurückgetretenen Andrea Dovizioso bei RNF Racing vertrat, wieder mit den Medienvertretern. Der 37-jährige Brite stellte direkt klar: "Ich war eigentlich glücklich mit dem Testen, aber als sie mich gefragt haben, ob ich eine Wildcard will, musste ich das tun, weil wir nicht genug testen."

Somit kehrt Crutchlow nun also ein weiteres Mal seit seinem vermeintlichen Rücktritt mit Ende der Saison 2020 in die MotoGP zurück. "Wir brauchen diese zusätzliche Zeit auf der Strecke einfach", meint der Yamaha-Testfahrer, der erst kürzlich im Rahmen eines privaten Tests einige Runden in Motegi drehen konnte. "Es ist schwierig einzuschätzen, wenn du alleine auf der Strecke bist, so wie ich das dieses Jahr oftmals war", klagt er. "Du bekommst keine Referenzen, aber ich denke, dass ich ganz gut unterwegs war. Trotzdem bin ich natürlich nicht sonderlich zufrieden mit unserem Entwicklungsfortschritt."

Crutchlow klagt: Yamaha setzt Prioritäten falsch

Damit fand der Brite ähnliche Worte wie Stammfahrer Quartararo, der sich vor knapp zwei Wochen beim Misano-Test ziemlich enttäuscht vom sehnlichst erwarteten Motor-Prototypen für die MotoGP-Saison 2024 gezeigt hatte. Danach gefragt, wo sich Yamaha verbessern muss, antwortete Crutchlow in typischer Manier: "Verdammt viel, weil wir momentan nicht so entwickeln, wie wir das sollten." Gleichzeitig gab sich der 37-Jährige hoffnungsvoll, bald Verbesserungen zu erkennen: "Der Motor ist ein Schritt in die richtige Richtung. Natürlich ist er nicht der Schritt, den wir uns erhofft hatten, aber wir können damit besser arbeiten."

Eine mögliche Erklärung für den ausgebleibenden Fortschritt sieht Crutchlow in falscher Prioritätensetzung. Er lässt wissen: "Ich habe dieses Jahr drei Tests gefahren, die sich auf Aerodynamik fokussiert haben, aber wir müssen uns erst in anderen Bereichen verbessern, bevor wir die Aerodynamik angehen. Es gibt drei elementare Bereiche, an denen wir arbeiten müssen. Die wichtigsten beiden sind Motor und Elektronik, dann erst kommt die Aerodynamik." Erneut klingt der Brite damit sehr ähnlich wie die Stammpiloten, die sich seit Jahren mehr Pferdestärken von Yamaha wünschen. "Das Testteam arbeitet sehr gut, sie hören mir zu", glaubt er. "Aber das Problem ist die Traktion. Wir müssen jetzt handeln. Sie müssen verstehen, was sie bringen müssen."

Cal Crutchlow will weniger Aero-Updates testen, Foto: MotoGP Twitter
Cal Crutchlow will weniger Aero-Updates testen, Foto: MotoGP Twitter

Quartararo-Meeting mit Yamaha-Boss: Zeit für eine Reaktion!

Aus genau diesem Grund nutzte Quartararo die Gelegenheit des Japan-GPs am Mittwoch auch aus, um der Yamaha-Fabrik in Iwata einen Besuch abzustatten. Dort sprach der Franzose mit Yamaha-Präsident Takahiro Sumi und einigen hochrangigen Ingenieuren, um seine Forderungen für 2024 deutlich zu machen: "Es ist sehr wichtig für sie und die Zukunft, dass sie bei der Entwicklung mehr Risiken eingehen. Nur so können wir eine bessere Saison haben."

Der Franzose zeigte sich optimistisch, dass seine Worte nicht auf verschlossene Ohren trafen. Gleichzeitig weiß er aber auch: "Letztlich sind das nur Worte, jetzt wird es Zeit für eine Reaktion. Ich will Veränderungen auf dem Bike spüren. Das ist das Wichtigste. Ich will mich auf der Strecke besser und schneller fühlen."