Die MotoGP-Hersteller testeten am Montag in Misano ihre ersten Prototypen für die Saison 2024. Besonders wichtig war der Test für Honda, wo man in der aktuellen Krise versucht, Marc Marquez von einer gemeinsamen Zukunft zu überzeugen. Marquez und seine Markenkollegen hatten im Vorfeld angekündigt, dass ihrer Meinung nach nur eine radikale Änderung an der Honda RC213V eine Trendwende bringen würde.
Diese blieb am Montag aus. Marquez wechselte nach einigen Eingewöhnungsrunden auf seinem aktuellen Motorrad früh auf die 2024er-Maschine, bereits in der Mittagspause sprach der MotoGP-Superstar zur versammelten Presse. "Das neue Motorrad verlangt einen ziemlich anderen Fahrstil, aber die Probleme sind mehr oder weniger dieselben. Wir müssen weiter arbeiten", beantwortete Marquez die Frage nach seinen ersten Eindrücken knapp. Noch kürzer fiel seine Antwort auf die Frage aus, ob es der Honda weiterhin an Grip am Hinterrad fehle: "Ja."
In der Folge erklärte Marquez seine ersten Impressionen etwas genauer. "Die Position auf dem Motorrad ist anders. Zu Beginn fühlt sich das etwas eigenartig an, aber das ist normal bei einem neuen Bike. Wir haben die Maschine dann etwas an meinen Fahrstil angepasst - nicht völlig, denn das kostet viel Zeit. Aber wie gesagt: Die Probleme bleiben dieselben und die Performance auch", so der sechsfache MotoGP-Champion.
Dass Marquez nach diesen ersten Eindrücken kein positives Resümee ziehen konnte, liegt auf der Hand: "Ich habe natürlich mehr erwartet. Wenn das unsere Basis ist, dann sind wir nach wie vor weit entfernt. Wir müssen viele Dinge ändern, aber bis zum nächsten Test in Valencia bleibt uns nicht viel Zeit. Der ist schon in zwei Monaten. Mal sehen, ob den Ingenieuren bis dahin ein Schritt nach vorne gelingt."
In Misano waren in der Honda-Box jede Menge neuer Gesichter zu sehen. Junge Ingenieure, die HRC erst vor kurzer Zeit neu in das MotoGP-Projekt integriert hat. Wie Marquez verriet, sind unter ihnen etwa Aerodynamik-Ingenieure aus der Formel 1. Einige Neulinge kennt Marquez aber selbst nicht. "Ich habe ein neues Gesicht gesehen, das mir noch nicht vorgestellt wurde. Ich glaube, das könnte der neue Projektleiter sein", spekulierte er und sorgte damit für Gelächter in seiner Medienrunde.
Marquez' Analyse des Misano-Test ist natürlich weiteres Öl im Gerüchtefeuer um seine Zukunft. Er wird ja trotz gültigen Honda-Vertrages bis Ende 2024 mit einem Wechsel zu Gresini Ducati für die kommende Saison in Verbindung gebracht. "Irgendwann zwischen den Rennwochenenden in Indien (22. bis 24.9.) und Japan (29.9. bis 1.10.) werde ich mich entscheiden", sagte Marquez am Montag. Eine Ankündigung, die einen klaren Widerspruch zu seinen vergangenen Aussagen darstellt, wonach er seine Entscheidung für 2024 bereits getroffen habe.
Darauf hingewiesen, musste Marquez selbst schmunzeln und lieferte eine etwas verwirrende Begründung: "Ja… Aber ich habe meine Entscheidung noch nicht bekanntgegeben. Vielleicht ist sie ja noch nicht klar. Manchmal ändert man seine Meinung. Das weiß man nie. Ich habe zwei Pläne auf dem Tisch und muss mich jetzt für einen entscheiden." Im spanischsprachigen Teil seiner Medienrunde machte Marquez schließlich die Verwirrung perfekt, als er sogar auf drei Pläne für seine Zukunft erhöhte. Der 30-Jährige lässt die Öffentlichkeit also weiter im Unklaren. Wie er am Montag verriet, wisse nur sein engstes Umfeld von seinen Plänen: "Das sind die Menschen, denen ich bedingungslos vertraue. Es sind nur ein oder zwei."
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