Obwohl Marc Marquez beim San Marino GP in Misano mit Platz 7 sein bestes Saisonresultat einfuhr, war das Rennen einmal mehr ein Offenbarungseid für Honda. Wildard-Pilot Stefan Bradl und LCR-Pilot Takaaki Nakagami wurden Letzte und blieben ohne Punkte. Joan Mir kam einmal mehr zu Sturz. Rins-Ersatz Takumi Takahashi konnte sich gar nicht erst innerhalb der 105%-Regel qualifizieren. Dazu ist das Bike nicht nur langsam, sondern auch gefährlich und körperlich brutal anstrengend.

"Ehrlicherweise glaube ich, dass ich ein perfektes Rennen gefahren bin. Aber selbst so sind wir noch weit hinten. Ich kam 13 Sekunden hinter der Spitze ins Ziel", resümierte Marquez. Der MotoGP-Superstar kam über 20(!) Sekunden vor seinen Markenkollegen ins Ziel. Es war ein Kraftakt. Der sechsfache MotoGP-Weltmeister erklärte, warum: "Die anderen Hersteller sind im Rennen sehr schnell mit dem Medium-Reifen. Das können wir nicht, wir müssen den weichen Reifen benutzen. Mit dem Soft musst du viel deinen Körper benutzen, um am Ende doch noch Traktion zu finden."

Es ging an die Grenze für den 30-Jährigen: "Du musst deine komplette körperliche Kraft nutzen. Heute habe ich da gelitten. Nicht weil ich nicht fit bin, sondern weil das Bike mir alles abverlangt, seine Bewegungen zu kontrollieren." Das Ergebnis war ein Ausbruch der MotoGP-Volkskrankheit in ungeahntem Ausmaß: "Ich hatte Armpump im beiden Armen. Aber nicht nur dort, es war am ganzen Körper." Als einer der Journalisten in der Medienrunde meinte: "Also quasi Bodypump?" Da antwortete Marquez nur zustimmend: "Ja, genau."

Nakagami muss langsam machen, um ins Ziel zu kommen

Mit Takaaki Nakagami erlebte ein weiterer Honda-Fahrer, wie hart die RCV213 zu fahren ist. Der Japaner berichtete von den gleichen Problemen wie Marquez: "Ab Mitte des Rennens hatte ich Armpump. Damit hatte ich in der MotoGP noch nie ein Problem, aber heute hatte ich keine Ahnung, wie ich das Bike noch fahren soll. In den letzten 10 Runden musste ich langsamer machen, weil ich die Vorderbremse einfach nicht mehr halten konnte. Da war so viel Armpump, das war richtig hart. Ich verlangsamte, um wenigstens ins Ziel kommen zu können."

Takaaki Nakagami(v.) und Joan Mir(h.) kämpften ganz hinten, Foto: LAT Images
Takaaki Nakagami(v.) und Joan Mir(h.) kämpften ganz hinten, Foto: LAT Images

Nakagami verzweifelte regelrecht mit seinem Arbeitsgerät: "Das Bike ist so schwer und es fehlt ihm so viel Grip am Heck. Ich war immer am Kämpfen gegen mein Bike." Das eigentliche Rennfahren ist längst Kampf und in dessen Folge Krampf gewichen: "Ich muss das Bike förmlich dazu zwingen, zu bremsen. Es ist keine natürliche Art des Fahrens."

Mir: Denke schon gar nicht mehr über Stürze nach

Im Gegensatz zu Nakagami, musste Joan Mir nicht mit körperlicher Anstrengung kämpfen. Nach 10 Runden war sein Rennen einmal mehr frühzeitig durch Sturz beendet. Bei acht Rennstarts 2023 hat der Weltmeister von 2020 nur zweimal die Zielflagge gesehen. Es hilft nur abhaken: "Es war eine Art von Sturz, wie ich ihn dieses Jahr schon einige Male hatte. Ich will darüber gar nicht mehr viel nachdenken. Es ist, wie es ist."

Neben der körperlichen Anstrengung ist auch die Sturzgefahr stetiger Begleiter der Honda-Fahrer. Bei mir war es in Misano wieder einmal der Klassiker über das Vorderrad: "Wenn du keinen Grip hast, dann verlässt du dich noch mehr auf den Vorderreifen. Und wenn du das tust, dann bist du immer auf Messers Schneide." Und zumeist endet dies im Sturz, wovon auch Marquez und der verletzte Alex Rins ein Lied singen können.

Joan Mir quält sich durch die Saison, Foto: LAT Images
Joan Mir quält sich durch die Saison, Foto: LAT Images

Misano-Test entscheidender Moment für Honda

Nach den Qualen des Rennens liegt der Fokus für die Honda-Fahrer nun auf dem Test am Montag. Erstmals wird die neue Honda für 2024 getestet werden können. Am Wochenende fuhr Testfahrer Stefan Bradl mit dieser Spezifikation jedoch ebenfalls hinterher. Die Japaner lassen den Deutschen traditionell nicht darüber sprechen und geben keine Informationen über das neue Bike preis, nicht einmal gegenüber den eigenen Fahrern. Marquez und Mir meinten in ihrer Beobachtung von außen, keinen bedeutenden Fortschritt bei Bradl gesehen zu haben. Sie wollten sich aber erst selbst ein Bild machen, bevor sie ein konkretes Urteil fällen. Vom Test in Misano und den Eindrücken der neuen Bikes berichtet Motorsport-Magazin.com am Montag ausführlich.