"Ich habe eine solche Gelegenheit in meinem Leben nicht mehr erwartet", gab Danilo Petrucci vor seinem Einsatz beim Frankreich GP der MotoGP zu. Der italienische Ex-MotoGP-Pilot ist eigentlich in der Superbike-WM am Start, doch in Le Mans darf er nun den verletzten Enea Bastianini im Ducati-Werksteam ersetzen, für das 'Petrux' schon 2019 und 2020 als Stammfahrer unterwegs war. Das Programm des eigentlichen Ducati-Ersatzmannes gibt ihm diese Gelegenheit: "Sie haben mich letzten Freitag am Rennwochenende [der Superbike-WM in Barcelona, Anm. d. Red.] gefragt. (Michele) Pirro will in der italienischen Meisterschaft fahren, also war ich der einzige übrige Fahrer, der das Bike schon einmal gefahren ist."

Eigentlich sollte der 32-Jährige auch an diesem Wochenende seinen Superbike-Pflichten nachgehen, doch er bekam das berühmte Angebot, das man nicht ablehnen kann: "Die Superbike-Fahrer testen gerade in Misano, aber wenn sie dich fragen, ob du ein Bike fahren willst, das letztes Jahr die Weltmeisterschaft gewonnen hat, dann kannst du nicht ein sagen." Und auch der Ort seiner Rückkehr zum Ducati-Werksteam könnte kaum ein besserer sein: "Ich bin wirklich glücklich und stolz, wieder hier zu sein. Das letzte Mal, als ich hier mit Ducati am Start war, habe ich das Rennen gewonnen. Das sind großartige Erinnerungen. Ich kann einfach nur glücklich und dankbar sein, dass Ducati das möglich macht. "

2020 gewann Petrucci für Ducati in Le Mans, Foto: MotoGP.com
2020 gewann Petrucci für Ducati in Le Mans, Foto: MotoGP.com

Vorteil gegenüber Thailand-Einsatz mit Suzuki: Petrucci kennt Team und Bike

Trotz aller Freude über das unerwartete Vergnügen, verhehlt Petrucci die Schwierigkeit seiner Aufgabe nicht: "Es ist so etwas wie eine Mission Impossible, denn einfach so auf das Motorrad zu steigen ohne Tests und Vorbereitung ist sehr schwierig." Schon 2022 gab er einmal den Ersatz-Piloten, allerdings für Suzuki. Um Punkte konnte er damals nicht kämpfen, doch die Rückkehr zum alten Team könnte helfen: "Es wird hoffentlich etwa einfacher als das letzte Mal in Thailand. Damals war außer der Strecke alles neu für mich. Jetzt hatten wir zumindest ein Briefing und wir haben ein Setup. Ich kenne das Team noch und auch das Bike, das in den letzten drei Jahren natürlich verbessert wurde."

Alte Erfahrungswerte geben ihm eine Basis, doch die Lernkurve wird dennoch hoch sein: "Zum Glück haben sie immer noch alte Daten von 2020 und auch die Sitzposition ist noch dieselbe. Am Ende ist es also schon noch wie mein altes Bike. Ich weiß noch nicht, wo sich das Motorrad verändert hat. Es hat sich offensichtlich stark verbessert. Für den Anfang sollte es ok sein, doch dann brauche ich ein paar Kilometer, um das Bike zu verstehen." Daher spuckte der Ersatzmann trotz Weltmeistermaterial auch keine großen Töne: "Ich bin recht zuversichtlich ein richtig gutes Motorrad vorzufinden, aber ehrlicherweise war ich in Thailand im letzten Jahr schon sehr froh, dass ich nicht Letzter geworden bin. Mir sind zwei Überholmanöver gelungen, vielleicht sollte ich mir das als Ziel für dieses Wochenende setzen."

Seinen letzten MotoGP-Einsatz hatte Petrucci 2022 in Thailand als Ersatzmann bei Suzuki, Foto: LAT Images
Seinen letzten MotoGP-Einsatz hatte Petrucci 2022 in Thailand als Ersatzmann bei Suzuki, Foto: LAT Images

Der Wettergott könnte Petrucci in Le Mans helfen

Helfen könnte ihm dabei das Wetter. In Le Mans ist wieder einmal Regen möglich und Petrucci gilt als ein Fahrer, der sich im Nassen wohl fühlt. Dennoch würde der zweimalige MotoGP-Sieger auch gerne etwas trockene Piste erwischen: "Ich will das Bike erstmal im Trockenen ausprobieren, da ich verstehen möchte, wie sehr es sich verändert hat. Danach hoffe ich, auch im Sinne meiner Physis, auf Regen, denn da bin ich sicher besser." Am Ende können weder Wetter noch Ergebnis die gute Laune Petruccis angesichts seiner erneuten Chance in der Königsklasse trüben: "Ich weiß schon jetzt, dass ich am Sonntagnachmittag so oder so glücklich sein werde."