Bei den Testfahrten zur Saison 2023 sah Aprilia noch wie der erste Herausforderer von Ducati aus, doch nach vier Rennwochenenden gibt es wenig Positives zu Berichten. Nur beim Auftakt-Rennen in Portimao gab es einen Podestplatz für Maverick Vinales. Teamkollege Aleix Espargaro holte zuletzt die Pole-Position in Jerez, doch sprang dabei am Ende nur ein fünfter Rang im Grand Prix heraus. Im Sprint stürzte der Routinier sogar.
Eines der klar ersichtlichen Probleme der RS-GP waren die bisher schlechten Starts, doch für Espargaro hat das Motorrad im Rennen ein noch fundamentaleres Problem: "Die DNA der Aprilia ist es die Bremse zu lösen und dann eine gute Kurvengeschwindigkeit mitzunehmen. Allein fahrend können wir das, darum führen wir auch manchmal die Sessions an und sind da sehr schnell. An den Sonntagen ist es eine andere Geschichte. Da musst du eine engere Linie fahren, das Bike zum Beschleunigen aufrichten, Überholen und Zweikämpfe eingehen und da ist die Aprilia nicht mehr auf diesem Level. Daran müssen wir arbeiten."
Aprilia leidet also unter einem ähnlichen Verkehr-Problem wie Yamaha, wenn auch auf höherem Niveau. In Training und Qualifying sind Vinales und Espargaro meist vorne dabei, doch davon können sie sich nichts kaufen, wie der Team-Kapitän weiß: "Ich bin sehr glücklich damit, sehr schnell zu sein, wenn wir in den Trainings allein unterwegs sind, aber darum geht es nicht. Du musst am Sonntag abliefern, da musst du überholen und aggressiv sein können."
KTM im Training langsamer aber im Rennen vor Aprilia
Ein anderer Herausforderer von Ducati habe dieses Problem erkannt und angegangen: "Brad [Binder, Anm. d. Red.] auf der KTM ist da beispielsweise viel besser als wir. Am Freitag und am Samstag ist er deutlich langsamer als die Aprilias, aber am Sonntag schlägt er uns jedes Mal. Wir müssen verstehen, wie wir diesen Zustand ändern können." Binder gewann im Sprint von Argentinien sogar von Startplatz 15 aus. Mit der Aprilia erscheint ein solcher Husarenritt aktuell unmöglich.
Das Problem ist, dass Espargaro nicht weiß, wie das Werk aus Noale die Defizite abstellen kann: "Das ist eine gute Frage. Wenn ich es wüsste, dann würden wir es tun. Wir wissen es aber nicht wirklich." Zumindest kann der Katalane die Problemzonen benennen: "Eines unsere größten Probleme dabei ist mit Sicherheit das Gefühl für den Vorderreifen. Das müssen wir verbessern. Ich kann nicht so bremsen und die Linie enger gestalten, wie sie [KTM, Anm. d. Red.] das tun. Außerdem wäre etwas mehr Drehmoment vom Motor in Stop-and-Go-Passagen hilfreich."
Vinales testet neues Aero-Paket mit Heckflügel in Le Mans
Obwohl der bisher einzige Aprilia-Sieger in der MotoGP etwas ratlos wirkte, berichtete Teamkollege Maverick Vinales von der Arbeit der Ingenieure. Das schwierige Hinterherfahren in der modernen MotoGP ist vor allem durch die ausufernde Aerodynamik entstanden und genau hier will man ansetzen: "Wir haben [beim Test in Jerez, Anm. d. Red.] eine Menge an Aeroteilen ausprobiert. Ich bin viel mit dem Heckflügel über dem Hinterreifen gefahren. In Portugal hat mir das noch nicht gefallen, aber in Jerez fing ich an, das zu mögen. Wir werden das dieses Wochenende ausprobieren, das gesamte Paket."
Doch hier liegt die Krux, denn beim Test wird bekanntermaßen wie im Training einzeln gefahren. Le Mans bekommt daher eine besondere Bedeutung. "Wir müssen es an einem Rennwochenende ausprobieren, denn wir brauchen ein neues Setup, denn während der Rennen ist es für uns gerade sehr kompliziert. Es fühlte sich ehrlicherweise sehr positiv an, aber es war ein Test. Wir müssen das jetzt das erste Mal am Rennwochenende ausprobieren", berichtete der Spanier, der noch immer auf seinen ersten Sieg mit Aprilia wartet.
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