2023 startete Danilo Petrucci mit der Ambition, als erster Pilot in der Geschichte in den drei größten Motorrad-Wettbewerben der Welt zu gewinnen, in seine erste Superbike-Saison mit Barni Ducati. 2019 hatte er sich in Mugello bereits zum MotoGP-Rennsieger gekrönt, 2022 gewann er sensationell als Rookie mit KTM eine Etappe bei der Rallye Dakar. In der WorldSBK blieb der erhoffte Erfolg bislang aber aus, gegen das übermächtige Trio um Weltmeister Alvaro Bautista, Toprak Razgatlioglu und Jonathan Rea sah der Italiener in seiner Debütsaison kein Land.
In diesem Jahr will 'Petrux' nun einen neuen Anlauf nehmen. Er fährt 2024 erneut für das Ducati-Kundenteam Barni Racing, erhält diesmal aber ein Werksmotorrad. "Mein Traum ist es, ein Rennen zu gewinnen und gleichzeitig konstant in den Top Fünf zu sein", steckt sich der 33-Jährige bei 'GPOne' hohe Ziele. Keine leichte Aufgabe, aber Petrucci sieht sich gerüstet: "Ich habe viel trainiert und bin in meiner besten Verfassung. Vor einem Jahr war ich besorgt, weil die WSBK komplett neu war. Jetzt bin ich aber beruhigt, weil ich weiß, welche Herausforderung mich dort erwartet."
Im Vorjahr hatte sich Petrucci durchaus schwergetan mit der Anpassung an die Superbike-Weltmeisterschaft. An den ersten fünf Rennwochenenden schaffte er es nur einmal in die Top Fünf. "Ich bin momentan noch zu schwer für die Superbikes", klagte er damals. Ein Verbleib in der Kategorie erschien zweifelhaft, der Italiener wollte in der zweiten Saisonhälfte zunächst Topresultate sehen - und lieferte diese dann auch. In Donington stand Petrucci als Dritter erstmals auf dem Superbike-Podest, zwei weitere Podien folgten im tschechischen Most. Es hatte 'Klick' gemacht und der Barni-Pilot war plötzlich in fast jedem Rennen ein Anwärter für die Top Fünf, was ihm letztlich noch WM-Rang sieben einbrachte, nur unweit seiner Ducati-Kollegen Michael Ruben Rinaldi und Axel Bassani. Ein Verbleib in der WorldSBK war die logische Folge.
"Ich habe keine Kristallkugel, aber ich denke nicht, dass dies mein letztes Jahr in der WSBK sein wird", sagt Petrucci nun sogar vor dem Saisonstart 2024. Für 2025 hat er große Ziele, sein Manager Alberto Vergani träumt offen vom Ducati-Werksteam. Dort könnte ein Nachfolger für den 39-jährigen Altmeister Alvaro Bautista gesucht werden. "Das wäre natürlich nicht schlecht und ich verneine nicht, dass das nicht auch mein Traum wäre", bestätigt Petrucci, ergänzt aber sofort: "Wir werden sehen, was passiert. Wir müssen einen Schritt nach dem anderen machen und erstmal dort anfangen, wo wir letzte Saison aufgehört haben."
Petrucci will mit Ducati zu den 8 Stunden von Suzuka: Bin hier!
Während die unmittelbare Zukunft also noch recht offen erscheint, hat Petrucci zumindest für seine mittel- bis langfristige Zukunft schon einige Pläne im Kopf. Unter anderem liebäugelt er mit einem Start bei den 8 Stunden von Suzuka. "Die 8 Stunden sind eine faszinierende Herausforderung, die ich gerne einmal fahren würde. Wenn Ducati interessiert ist, bin ich hier", lacht der Italiener. Sein Langzeitarbeitgeber aus Borgo Panigale verzichtete bislang auf einen Werkseinsatz beim legendären Langstreckenrennen in Japan, wo seit der Premierenausgabe im Jahr 1978 speziell Honda mit 29 Siegen kaum zu schlagen war.
Petrucci sieht aber keinen Grund, warum dies Ducati abschrecken und langfristig von den 8 Stunden von Suzuka fernhalten sollte. Mit MotoGP-Weltmeister Francesco Bagnaia bot sich sogar schon ein möglicher Teamkollege an. "Ich glaube, dass Suzuka eine sehr harte Herausforderung werden würde. Du musst erst Fahrer finden, die sich in solchen Rennbedingungen auskennen. Außerdem ist Honda sehr stark und ausgezeichnet vorbereitet. Ich bin aber der Meinung, dass, wenn sie so arbeiten, wie sie das in Borgo Panigale können, sie auch in Japan gewinnen können", meint Petrucci.
Dakar-Comeback geplant: Petrucci als Ducati-Debütant?
Sollte das Japan-Abenteuer nicht klappen, hat der Italiener aber auch schon eine Alternative parat: Ein Comeback bei der Rallye Dakar. "Ich würde gerne zurückkehren und weiß, dass ich das tun werde, diesmal mit dem Ziel, bestmöglich vorbereitet zu sein und nicht nur sieben Etappen zu fahren, wie es beim letzten Mal mit KTM war", verrät Petrucci und ergänzt: "Wenn ich gewollt hätte, hätte ich dieses Jahr mit Fantic teilnehmen können, aber ich habe es bevorzugt, in der WSBK zu bleiben. Wir werden sehen, was in der Zukunft passiert. Ich wäre gerne der erste Fahrer, der Ducati in die Wüste bringt."
Auch bei der legendären Wüstenrallye in Saudi Arabien ging Ducati bislang nicht an den Start, was aber schlicht und einfach mit dem fehlenden Off-Road-Portfolio zu erklären ist. Das ändert sich aktuell jedoch, Ducati verkündete erst kürzlich den Aufbau eines eigenen Motocross-Werksteams. Dadurch ist der Weg nach Dakar zumindest auf dem Papier nicht mehr weit und somit alles andere als unrealistisch.
Bei der diesjährigen Ausgabe der Rallye Dakar war der neue Ducati Corse Off-Road Teamchef Paolo Ciabatti sogar schon zu Besuch. Im Interview mit den spanischen Kollegen der 'Marca' verriet er: "Es ist wichtig zu sehen, wie sich die Dakar entwickelt. Wir werden auch ein 450ccm-Bike für Motocross haben und einen Enduro-Variante entwickeln." Zwar gebe es für den Moment noch kein richtiges Dakar-Projekt bei Ducati, aber es sei immer positiv die aktuellen Entwicklungen zu kennen "und ein bisschen mehr darüber zu wissen, sollte irgendwann der Punkt kommen, an dem ein Plan für Dakar entsteht."
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