Zum Start der Saison 2023 führte die MotoGP ein neues Wochenendformat ein: Nach dem Vorbild von Formel 1 und Superbike-Weltmeisterschaft wurde zusätzlich zum Grand Prix auch ein Sprintrennen ergänzt, welches über die halbe Distanz des GPs absolviert wird. Dazu wurde ein Training gestrichen und das Qualifying auf den Samstagvormittag verlegt. So entstand am Samstagnachmittag ein freier Slot für den MotoGP-Sprint.
Danilo Petrucci ist einer von nur zwei Motorrad-Rennfahrern [neben Iker Lecuona, Anm.], der sowohl das neue MotoGP-Wochenendformat als auch das aktuelle Superbike-Rennwochenende absolviert hat. Der zweifache Grand-Prix-Sieger aus Terni startet 2023 für Barni Spark Racing in der WorldSBK und pilotiert dort eine Ducati Panigale V4 R. In Le Mans kam er zudem als Ersatzmann für den verletzten Ducati-Stammpiloten Enea Bastianini zu einem überraschenden MotoGP-Comeback.
Nach Platz 16 im Sprint und P11 im Grand Prix von Frankreich offenbarte Petrucci am Sonntagabend in Le Mans seine Eindrücke vom neuen MotoGP-Wochenendformat und zog zugleich einen Vergleich zur Superbike-Weltmeisterschaft. "Am Sonntag haben wir zwei Rennen. Das ist aber mehr oder weniger wie ein einziges Rennen in der MotoGP", berichtet der Italiener. "Das Superbike-Rennen dauert etwa 35 Minuten. Hier fährst du etwa sieben bis acht Minuten mehr. Das hört sich nicht nach viel an, aber diese zusätzlichen Minuten sind wirklich hart."
Gemäß Reglement wird ein MotoGP-Rennen über eine Distanz von 100 bis 130 Kilometern gefahren, abhängig von der jeweiligen Strecke. Der Sprint wird über die halbe Distanz absolviert, also 50 bis 65 Kilometer. In der Superbike-WM besagt das Reglement nur 90 bis 100 Kilometer pro Hauptrennen sowie 45 bis 50 Kilometer pro Superpole-Rennen [Sprintrennen der WSBK, Anm.]. Das schlägt sich entsprechend in der Rundenzahl pro Rennen nieder. Zum Vergleich: Die MotoGP fährt in Barcelona 24 bzw. 12 Runden, die Superbike-WM nur 20 bzw. 10 Runden.
Die MotoGP-Piloten werden dadurch sowohl im Sprint als auch im Hauptrennen mehr gefordert als ein Superbike-Fahrer. "Das Sprintrennen war okay, aber die zusätzlichen Runden im Grand Prix sind ziemlich anstrengend - speziell, wenn man die Pace bedenkt, mit der du das Rennen fährst", sagt Petrucci deshalb. "Es gibt hier im Grunde keinen Reifeneinbruch, du kannst das gesamte Rennen über pushen und attackieren."
Petrucci: Mit MotoGP-Reifen kannst du das ganze Rennen pushen
Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass die Stars der Superbike-Weltmeisterschaft gleich zwei Hauptrennen pro Wochenende absolvieren müssen, eines am Samstag und eines am Sonntag - zusätzlich zum Sprintrennen am Sonntagvormittag. Dadurch gleiche sind die Intensität der beiden Wochenendformate wieder etwas an, findet Petrucci. Die härtere Aufgabe sieht er aber dennoch in der Königsklasse: "Die Wochenendformate sind ziemlich identisch, aber das MotoGP-Rennen ist wirklich hart. Es dauert sehr lange und der Rhythmus ist so viel höher."
Eine deutliche Differenz sieht der beliebte Italiener auch beim direkten Vergleich der beiden Sprint-Formate von MotoGP und WorldSBK. Auch hier sei das MotoGP-Rennen deutlich anstrengender, was 'Petrux' vor allem mit den unterschiedlichen Reifenkonzepten begründet: "In der Superbike-WM kannst du den weichsten Reifen für das Superpole-Rennen verwenden. Der Pirelli-Reifen ist zu Beginn sehr schnell, bricht dann aber ein. In der MotoGP kannst du das ganze Rennen pushen. Das macht einen großen Unterschied, denn in der MotoGP musst du auch wirklich pushen."
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