Danilo Petrucci war beim Frankreich GP der MotoGP als Ersatz des verletzten Enea Bastianini zu einem überraschenden Einsatz bei Ducati gekommen. Der Italiener hatte seit 2021 keinen Stammplatz mehr in der Königklasse und probierte sich seitdem in anderen Klassen aus. 2022 fuhr er erstmals ein Motorrad bei der Rallye Dakar und er bestritt die amerikanische Superbike-Meisterschaft, die er auf Gesamtrang zwei beendete. 2023 ist er auf Ducati in der Superbike-WM am Start.

'Petrux' musste bei seinem überraschenden MotoGP-Auftritt in Le Mans feststellen, wie viel ihm auf die Spitzenpiloten der Serie fehlte: "Ich war eine bis eineinhalb Sekunden von den Führenden entfernt. Da könnte man sagen, das ist nicht so viel. Aber diese letzte Sekunde ist wie ein Kilometer Rückstand. Wenn ich bei KTM oder in meinem letzten Ducati-Jahr neun Zehntel Rückstand gehabt hätte, obwohl ich am Limit war, dann wäre das game over gewesen." So fuhr Petrucci auf dem besten Bike der MotoGP, der Ducati Desmosedici GP23, einen Elften Rang ein. Dies gelang aber auch nur, da es zahlreiche Ausfälle gab.

Beim Frankreich GP wurde Danilo Petrucci Elfter, Foto: LAT Images
Beim Frankreich GP wurde Danilo Petrucci Elfter, Foto: LAT Images

Petrucci: Extra-Gewicht macht sich in jeder Kurve bemerkbar

Den Grund für seinen Zeitrückstand konnte der zweifache MotoGP-Sieger schnell ausmachen. Es ist keineswegs so, dass er Rost angesetzt hätte, dafür aber wohl etwas anderes: "Vermutlich habe ich nun festgestellt, dass ich nicht zu alt für die MotoGP bin, aber zu schwer. Auch für die Superbikes bin ich momentan noch zu schwer." Welchen Unterschied das Gewicht im Motorradsport macht, erfuhr er auch bei seinem Ausflug in die Wüste: "Ich erinnere mich noch an die Dakar, als ich einen Vier-Liter-Trinkrucksack auf dem Rücken hatte. Der Unterschied, sich auf dem Bike zu bewegen, war gewaltig im Vergleich zum leeren Rucksack."

Bei der Dakar ist höheres Gewicht jedoch noch nicht so problematisch, wie auf der Rundstrecke. Wie viel mehr Gewicht Petrucci um die Kurven wuchten muss, erklärte er mit dem Vergleich zum aktuellen Dominator der Superbike-Szene: "Ich wiege 30 Kilogramm mehr als Bautista. Das Dakar-Bike hatte einen 30-Liter-Benzintank. Wenn der fast leer war, dann fühlte sich das wie ein anderes Bike an. Ich schleppe dieses Zusatzgewicht in jeder Kurve mit mir mit." Fairerweise muss dabei erwähnt werden, dass der kleingewachsene Alvaro Bautista am unteren Ende der Gewichtsskala liegt. Die durchschnittlichen Superbike-Piloten wiegen auch etwa 10 bis 15 Kilogramm mehr als der aktuelle Weltmeister.

Zukunft offen: Petrucci-Verbleib in der Superbike-WM nur bei Erfolg

Für Petrucci ist sein Gewichtsnachteil ein klarer Hinweis darauf, dass er in der MotoGP sportlich wohl nicht mehr mithalten kann: "In einer Meisterschaft mit so kleinen Abständen, ist es unmöglich diesen Nachteil auszugleichen. Ich weiß nicht, ob ich gut genug für die Top 10 wäre, wenn ich wieder ein Stammfahrer werden würde." In der Superbike-WM hat er dieses Urteil noch nicht final gefällt, aber Erfolg ist die Bedingung für eine weitere Saison über 2023 hinaus: "Ich weiß nicht, ob mir die Superbike gefallen wird. Wenn ich sehe, dass ich schnell bin, dann wird es mir gefallen. Nur wenn ich vorne dabei bin, wird es mir Spaß machen. Wenn das nicht der Fall ist, dann ziehe ich es vor, mich auf die Dakar zu konzentrieren."

In der Superbike-WM wartet Petrucci noch auf einen Podestplatz, Foto: LAT Images
In der Superbike-WM wartet Petrucci noch auf einen Podestplatz, Foto: LAT Images

An den ersten vier Rennwochenenden holte der Italiener bisher 55 Punkte und liegt damit auf Rang 11 in der Meisterschaft. Einen Podestplatz durfte er noch nicht bejubeln, das beste Resultat war ein fünfter Rang. Stattdessen machte er mit einer Disqualifikation Schlagzeilen, da er ausgerechnet beim Wiegen nicht nachweisen konnte, dass er im Rennen einen Brustprotektor trug. Petrucci und die Waage, das ist aktuell keine Liebesbeziehung.