Die Plätze zwei und vier im Qualifying, dann ein Doppelpodium samt Sprintsieg - für das KTM-Werksteam hätte der Samstag in Jerez kaum besser laufen können. Brad Binder und Jack Miller brillierten in der spanischen Hitze und sorgten mit einem packenden, rundenlangen Zweikampf um den Sieg für beste Unterhaltung. Beide Piloten sehen große Fortschritte beim Hersteller aus Mattighofen.

"Es war ein anstrengender Tag", zieht Sprintsieger Binder Fazit. "Ich hatte in FP3 [Freies Training, Anm.] eine gute Pace und braucht nur eine Runde, um durch Q1 durchzukommen. Als es angefangen hat zu regnen, habe ich nur gewartet und gehofft, dass es wieder auftrocknet. Das ist zum Glück auch passiert." Mit einer starken Runde sicherte er sich kurz vor Schluss den vierten Startplatz - sein bestes Qualifying-Ergebnis im Jahr 2023.

Von dort gelang Binder ein guter Start in den Sprint, er bog auf Platz zwei liegend in die erste Kurve ein. Die Freude darüber währte jedoch nur kurz, denn eine Rote Flagge Augenblicke später schickte ihn auf seine Ausgangsposition zurück. Der Südafrikaner ließ sich davon jedoch nicht beirren und startete beim zweiten Versuch einfach noch besser, wodurch er diesmal führend in Turn 1 einlenkte. "Das war ein überragender Start beim zweiten Mal", weiß auch der KTM-Pilot.

Unbedingt leichter wurde Binders Rennen dadurch aber nicht, denn Teamkollege Miller - durch die Rote Flagge um die Führung beraubt - machte ordentlich Druck von hinten und drückte sich nach drei Runden in der Schlusskurve mit einem starken Manöver vorbei. "Ich habe mich anfangs nicht ganz wohl gefühlt mit meinen Reifen, aber nach fünf, sechs Runden hatte ich einen guten Rhythmus. Ich sah eine Möglichkeit, wieder an Jack vorbeizugehen und habe sie genutzt", berichtet Binder.

Mehrere Runden hatte er im Windschatten seines Teamkollegen gelauert und drei Runden vor Schluss in Turn 6 erstmals attackiert. Allerdings konnte Binder die Linie nicht halten und ging etwas weit, wodurch Miller wieder durchschlüpfte. Eine Runde später folgte der zweite Versuch, der diesmal von Erfolg gekrönt war. "Das war ein tolles Duell", lobt der Südafrikaner. "Jack war in manchen Abschnitten der Strecke stark, ich in anderen. Das war wie ein Jojo-Effekt. Als ich eine Möglichkeit hatte, musste ich sie nutzen. Ich hoffe, dass ich in Turn 6 nie wieder so seitwärts fahren muss", lacht er.

Miller lobt KTM: Deutliche Fortschritte erkennbar

Miller, der eine Runde später an gleicher Stelle auch noch Ex-Teamkollege Francesco Bagnaia passieren lassen musste und letztlich Dritter wurde, konnte dem Zweikampf und dem Sprint allgemein ebenfalls viel Positives entnehmen: "Mein zweiter Start war nicht ganz so gut, ich musste mich in Turn 1 durchboxen. Dann habe ich mit Brad gekämpft und dabei den Hinterreifen auf der rechten Flanke etwas zu stark beansprucht. Dadurch bekam ich Wheelspin. Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit dem Bike."

Der Australier erkannte echte Fortschritte im KTM-Lager: "Wir waren zum ersten Mal von der ersten Sekunde an konkurrenzfähig. Das Bike wird jedes Wochenende besser und besser. Ich verstehe es immer mehr und hole mehr aus dem Paket heraus. KTM ist sehr engagiert. Es ist toll, solche Unterstützung zu haben. Vielen Dank an Dani [Pedrosa, Anm.] und das Testteam. Platz sechs - Er ist der beste Testfahrer im gesamten Grid."

KTM stand in Jerez mit zwei Fahrern auf dem Podest, Foto: LAT Images
KTM stand in Jerez mit zwei Fahrern auf dem Podest, Foto: LAT Images

KTM-Testfahrer Pedrosa beeindruckt mit Platz sechs

Eben jener Pedrosa veredelte den Sprint-Samstag in Jerez für KTM endgültig. Der Altmeister startet an diesem Wochenende mit einer Wildcard erstmals seit Österreich 2021 wieder in der MotoGP. Am Freitag beeindruckte er direkt mit Bestzeit im 1. Training, am Samstag für er im Qualifying auf Startplatz sechs. Dort kam er auch im Sprint ins Ziel, nur 1,738 Sekunden hinter Sieger Binder. Beinahe hätte es sogar zu einem Top-Fünf-Resultat gereicht, auf Miguel Oliveira fehlte dem 'Little Samurai' nur ein Hunderststel.

Pedrosa selbst wollte vom Lob nichts wissen und ärgerte sich sogar, dass er nicht noch besser abschnitt. "Das Qualifying war hektisch und ich war vielleicht etwas zu vorsichtig, weil ich die weißen Linien nicht berühren wollte. Ich hätte noch weiter vorne stehen können", sagt der KTM-Testfahrer über seine Qualifying-Leistung. Mit dem Sprint zeigt er sich deutlich zufriedener: "Ich wurde in Turn 1 und 2 nach außen gedrückt, habe dann aber schnell meinen Rhythmus gefunden. Das Bike hat sich beim Hinterherfahren ganz anders verhalten als ich das gewöhnt bin. Auch die Reifen haben sich im Rennen stark verändert. Wir haben viel gelernt und können sehr froh sein, drei Maschinen in den Top Sechs zu haben."

Daran gezweifelt hat im KTM-Lager übrigens niemand - auch nicht, als sich Binder und Miller teils sehr hart um den Sprintsieg duellierten. Schließlich wissen beide Piloten, was dabei für das Team auf dem Spiel steht. "Natürlich machst du nichts verrücktes. Ich habe schon Erfahrung darin, meinen Teamkollegen abzuschießen. Das war eine der dümmsten Sachen, die ich je gemacht habe", sagt etwa Binder. Stallgefährte Miller fand ähnliche Worte: "Ich habe meinen Teamkollegen in dessen Heimrennen schonmal abgeschossen. Das war nicht so toll."