Nach den Testfahrten in Sepang und Portimao war die Stimmung im Honda-Lager im Keller. Trotz großem Aufwand und zahlreichen neuen Teilen war über den Winter kein Schritt nach vorne gelungen. Statt im Kampf um die Spitze fanden sich die Piloten des japanischen Herstellers bestenfalls im Mittelfeld wieder. Mit dementsprechend geringen Erwartungen reiste Honda zum Saisonauftakt nach Portugal. Am Freitag sahen sie sich bestätigt: Keinem Fahrer gelang der direkte Sprung in Q2.

Am Samstag dann die Wende: Im Windschatten von Enea Bastianini schoss Marc Marquez mit einer Fabelrunde samt Rundenrekord auf die Pole Position, wenige Stunden später erreichte er im Sprint als Dritter das Podium. "Das war ein unglaublicher Samstag. Ich habe das nicht erwartet", zeigte sich auch Marquez selbst in der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz verwundert. Wie lässt sich die plötzliche Honda-Auferstehung erklären?

"Das Team hat über Nacht hart gearbeitet, wir haben meinen Fahrstil verbessert", berichtet der achtfache Weltmeister. "Ich werde nicht sagen, welche Tipps sie mir gegeben haben, weil sie auch anderen Fahrern helfen könnten. Aber ich bin ihnen sehr dankbar, denn es ist nicht immer leicht, einem Fahrer, der viel gewinnt, Tipps zu geben. Es ist nicht leicht, ihnen zuzuhören, aber ich muss das akzeptieren. Heute Vormittag habe ich mich auf diese Tipps konzentriert und mich sofort verbessert."

Marc Marquez gesteht: Habe Mir und Rins kopiert

Eine entscheidende Rolle spielten wohl die beiden Honda-Neuankömmlinge Joan Mir und Alex Rins, die von Suzuki verpflichtet wurden. "Wir haben analysiert, was sie besser machen und das kopiert", verrät Marquez. In Q1 ließ sich die Honda-Speerspitze gar von seinem neuen Teamkollegen zur Session-Bestzeit und damit in Q2 ziehen. Der Polesitter lobt: "Sie sind sehr schnelle Fahrer. Rins hat letztes Jahr zwei der letzten drei Rennen gewonnen. Sie fahren sehr gut."

Marc Marquez führte den Sprint kurze Zeit an, Foto: Tobias Linke
Marc Marquez führte den Sprint kurze Zeit an, Foto: Tobias Linke

Da der Sprint bekanntlich keine Auswirkungen auf die Startaufstellung für das Hauptrennen am Sonntag hat, wird Marquez auch in den Portugal-GP von der Pole Position starten. Kann er erneut um ein Spitzenresultat kämpfen? "Ich wusste schon nach den Tests, dass ich im Sprint zu den Stärksten zählen werden, auf lange Distanzen werde ich aber mehr zu kämpfen haben", wirkt er ab. "Im Rennen verlieren wir zu viel. Ich kann auf der Bremse Zeit gutmachen, aber das lässt sich nicht über 25 Runden durchhalten. Ich kann mich nur im Sprint auf diese Weise ins Ziel retten."

Trotzdem will Marquez am Sonntag alles geben: "Ich werde morgen erneut mit 100 Prozent fahren. Dann schauen wir, wie lange die Reifen durchhalten." Er sehe nur eine Möglichkeit, die Erfolge des Samstags zu wiederholen: "Wenn ich den Speed [der Topfahrer, Anm.] habe, kann ich das Rennen und die Reifen managen. Wenn nicht, muss ich pushen, pushen, pushen. Dann werden wir sehen, wo ich ins Ziel komme."