Francesco Bagnaia hat den ersten Sprint der MotoGP-Geschichte in Portimao gewonnen. Für die Zuschauer war das Rennen in Portugal ein Spektakel. Andererseits gab es mit Enea Bastianini auch einen Verletzten. Wie bewerten die MotoGP-Fahrer selbst das neue Rennformat am Samstag? Es gibt sehr unterschiedliche Bewertungen.
Fahrer aus der Spitzengruppe begeistert
Der Sprint sah einen spannenden Kampf um den Sieg mit fünf Fahrern an der Spitze. Diese zeigten sich begeistert vom neuen Format. "Ich habe es genossen, es war spaßig. Es ist eine andere Art des Rennfahrens und es war eigenartig heute ein Rennen zu haben. Alle waren etwas angespannt vor dem Start, aber dann hat es Spaß gemacht. Ich bin glücklich damit. Es ist sicher anstrengend für die Fahrer, aber es macht Spaß", berichtete Sieger Francesco Bagnaia. "Für mich hat das Spaß gemacht, ich habe es sehr genossen. Normalerweise habe ich in einem Rennen nicht so viel Spaß. Da habe ich Probleme mit den Reifen oder auch körperlich. Heute war das viel einfacher bis ins Ziel", gab der zweitplatzierte Jorge Martin an.
Auch Marc Marquez, der auf Rang Drei einkam, war begeistert, doch mahnte er auch dazu, abzuwarten: "Wenn sie Sprints einführen, dann ist doch klar, dass alle angreifen werden. Wir müssen die anderen Strecken abwarten. Hier hatten alle eine ähnliche Pace, weil wir so viel getestet haben. Da kannst du das ganze Wochenende sehr viel Risiko gehen. Ich habe es sehr genossen, ich mag das Sprintrennen."
Auch KTM-Pilot Jack Miller schloss sich dem Lob an, obwohl er in der Schlussphase noch aus den ersten Drei fiel: "Das war gut. Das ist im Moment ein schöner Vollkontaktsport da draußen. Ich habe es sehr genossen. Ich wusste nicht genau, was vom Sprintrennen zu erwarten ist. Es ist die halbe Strecke und jeder fährt auf weichen Reifen. Da war die Frage, wie der Plan aussieht und ob jemand seine Reifen schonen wird. Mein Plan war einfach Vollgas und dann sehen was passiert. Es war ein großer Spaß. Mein Puls war wohl die ganze Zeit bei 190."
Aleix Espargaro und Fabio Quartararo mit deutlichen Worten: Sprints gefährlich
Das, was Jack Miller scherzhaft als 'Vollkontaktsport' bezeichnete, gefiel den Betroffenen der Rangeleien ganz und gar nicht. "Vor mir habe ich fünf Unfälle gesehen, das war verrückt. Ich wurde getroffen von Maverick [Vinales, Anm. d. Red.] und habe fast noch ein paar Teile des Bikes von Bastianini eingesammelt. Alle waren am Limit, es war verrückt", berichtete Aprilia-Pilot Aleix Espargaro, dessen Bruder Pol sich am Vortag bereits schwer verletzt hatte.
Yamaha-Star Fabio Quartararo war ebenfalls 'not amused' und sprach eine düstere Prognose aus: "Es gefällt mir überhaupt nicht, es wird bald einen schweren Unfall geben. Es ist wie im Dschungel. Wir fahren keine Autos, wo Berührungen kein Problem sind. Bei denen ist es viel sicherer. Ich bin weit zurückgefallen und habe mein Bestes versucht. Zum Glück ist mir nichts passiert, aber noch 20 Sprintrennen, das gefällt mir überhaupt nicht. Heute sind nur Marini und Bastianini gecrasht, aber in Zukunft wird es noch mehr Unfälle geben."
Auch Luca Marini, der Enea Bastianini abgeräumt hatte, beschrieb den Sprint ähnlich wie Quartararo: "Es ist wie ein Dschungel. Alle wissen, dass man auf das Podest fahren kann, aber man hat dafür nur ein paar Runden. Das macht es für mich noch schwerer als das Hauptrennen. Für dieses neue Format werden wir uns im Verlauf der Saison hoffentlich besser vorbereiten können."
Im Gegensatz zum Franzosen glaubt Marini aber an Besserung in der Zukunft: "Alle sind in diesem Rennen in Eile. Alle versuchen dich zu überholen und ich wollte auch andere überholen, es kam zu Berührungen. Es wurde etwas gefährlich, aber das ist das neue Format für dieses Jahr. Da müssen wir durch. Ich denke alle sind clever genug, um in der Zukunft gute Sprintrennen zu produzieren."
Espargaro und Quartararo fordern Dorna heraus
Schon bei der Ankündigung der Sprintrennen für 2023 erhielt MotoGP-Promoter Dorna viel Kritik. Doch die Show sollte unbedingt größer werden. Aleix Espargaro zieht einen, im Bezug auf Motoradrennfahrer immer wieder auftauchenden, historischen Vergleich: "Mein Lieblingsfilm ist Gladiator. Glaubt ihr den Gladiatoren hat es gefallen, dort zu sein? Das glaube ich nicht. Aber ich liebe diesem Film." Der 33-Jährige fügte hinzu: "Mir hat nicht gefallen, was ich auf der Strecke gesehen habe. Ich hoffe es hat euch gefallen, denn das versucht die Dorna zu erreichen."
Sein Kollege Quartararo warf den MotoGP-Bossen erneut vor, dass die Fahrer nicht in die Pläne der Serie miteinbezogen werden: "Wir Fahrer haben nicht die Entscheidungsmacht, wer hat sie denn? Wir ändern viele Dinge, aber immer erst nachdem etwas passiert." Bei Espargaro schwang bereits Resignation im Ton mit: "Vielleicht müssen wir uns also daran gewöhnen, aber am Ende kann ich auch einfach zuhause bleiben, wenn ich will."
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