An diesem Wochenende steigt in Portimao der Auftakt zur MotoGP-Saison 2023. Obwohl das eigentliche Highlight - der Grand Prix von Portugal - erst am Sonntag auf dem Programm steht, steigt das erste Rennen des Jahres durch die Einführung der Sprints schon am Samstagnachmittag. Das neue Rennformat sorgte bereits für ordentlich Gesprächsstoff im negativen Sinne. Zwei Tage vor der Premiere ist dem erneut so - auch wenn es diesmal nicht um die Belastung oder Bezahlung der Fahrer geht.
Vielmehr wollen die Rennleitung der MotoGP rund um Renndirektor Mike Webb und das Stewards-Penal um Chef-Steward Freddy Spencer im Jahr 2023 härter durchgreifen. Die Strafen sollen schwerwiegender ausfallen, nachdem ihre Linie in den vergangenen Jahren regelmäßig als zu lasch und inkonstant kritisiert worden war. Zur Erinnerung: Takaaki Nakagami kam im Vorjahr etwa ohne Strafe davon, obwohl er im Katalonien-GP mit Alex Rins und Francesco Bagnaia gleich zwei Fahrer in Turn 1 torpediert hatte.
2023 soll so etwas nicht mehr vorkommen. Die Strafen selbst bleiben gleich, allerdings sollen sie schneller ausgesprochen werden. Gemäß des offiziellen MotoGP-Strafenkatalogs sind neben Verwarnungen, Geldstrafen und Positionstausch auch Longlap-Penalties, Durchfahrts- und Zeitstrafen, Grid-Penalties oder ein Start aus der Boxengasse möglich. Bei ganz schwerwiegenden Vergehen kann es zudem zur Disqualifikation, dem Abzug von WM-Punkten oder zeitlich begrenztem bzw. dauerhaftem Ausschluss aus der Weltmeisterschaft kommen.
Zu harte Strafen durch inoffizielles Addieren der Regelvergehen?
Inoffiziell gibt es des Weiteren noch die Regel, dass ein Fahrer mit der nächsthöheren Strafe belegt wird, wenn er zum Wiederholungstäter verkommt. Ein Beispiel: Franco Morbidelli fiel 2022 vermehrt durch Bummeln auf der Ideallinie auf. Erst am Sachsenring, dann in den Niederlanden. In beiden Fällen bekam er eine Longlap-Penalty. Als der Yamaha-Pilot in Malaysia dann ein drittes Mal andere Fahrer blockierte, belegte ihn die Rennleitung gleich mit einer doppelten Longlap-Penalty. Bei einem weiteren Vergehen wäre z. B. auch ein Start aus der Boxengasse möglich gewesen.
Doch genau in dieser inoffiziellen Regelung liegt nun das Problem. Denn viele Fahrer fürchten nun, dass die 2023 strengere Regelauslegung in Kombination mit der Einführung der Sprints zu übermäßig harten Bestrafungen führen könnten. Marc Marquez erklärt: "Wir fahren nicht nur 21 Rennen, sondern 42. Deshalb dürfen die addierten Strafen nicht zu hart sein, sonst werden wir zahlreiche Fahrer haben, die völlig überzogen aus der Box starten oder eine Durchfahrtsstrafe absolvieren müssen."
Die Argumentation des Honda-Stars erscheint logisch: Je mehr Rennen, desto höher das Risiko, eine Strafe zu bekommen. Am Donnerstagabend fand in Portimao aus diesem Grund eine Art Krisensitzung zwischen Rennleitung und den MotoGP-Piloten statt. "Es war eine lange Besprechung", bestätigt Marquez gegenüber der spanischen Sportzeitschrift 'AS'. Letztlich scheinen sich die Stars der Königsklasse aber durchgesetzt zu haben. Der achtfache Champion verrät: "Die Strafen werden nochmal etwas angepasst werden." Wie genau, ist unklar.
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