An den Saisonbeginn 2022 erinnert sich Francesco Bagnaia nur ungern. Der MotoGP-Weltmeister und Ducati hatten die Desmosedici GP22 noch nicht aussortiert. Der Italiener stürzte oft, während Enea Bastianini mit der GP21 Siege einfuhr. Erst zur Saisonmitte kam der Bagnaia-Express ins Rollen und holte, u.a. mit vier Siegen in Folge, einen Rückstand von zeitweise 91 Punkten auf Fabio Quartararo auf.
2023 soll der Stolperstart nicht wiederholt werden. Der Weltmeister ist am Donnerstag vor dem Saisonauftakt in Portimao selbstbewusst: "Ich bin sehr glücklich über die Saisonvorbereitung. Vor einem Jahr waren wir noch in Schwierigkeiten. Dieses Jahr ist alles perfekt. Wir haben aus unseren Fehlern gelernt und sind in einer besseren Position." Daher machte der Turiner auch ein klare Ansage: "Ich arbeite hart. Die Nummer 1 zu haben ist besonders und ich will sie auch weiterhin haben. Viele Fahrer wollen mir die Nummer wegnehmen. Die Titelverteidigung wird nicht einfach, aber wir sind bereit."
Das macht Bagnaias Ducati GP23 so stark
Der 26-Jährige erklärte, was die GP23 dem Vorjahresmodell voraushat: "Mir fehlte etwas der Grip beim Einlenken im letzten Jahr. Das 22er Bike war eine Mischung aus verschiedenen Eigenschaften. Es war konkurrenzfähig, aber es fehlte etwas. Dieses Jahr haben die Ingenieure alles gegeben, um mir das zur Verfügung zu stellen. Uns ist ein toller Schritt nach vorne gelungen. Wir haben schnellere Kurvengeschwindigkeiten und Richtungswechsel, genau darum hatte ich gebeten." Mit seiner neuen Maschine kann der Ducati-Star nun Dinge anstellen, die so im Vorjahr brenzlig waren: "Ich bremse sehr hart und habe eine Menge Speed am Kurveneingang. Letztes Jahr bewegte sich das Bike da zu stark. Die große Veränderung ist also ein stabileres Bike."
Die Aussagen des Titelverteidigers hören sich an wie eine Drohung an die Konkurrenz. Doch auch im Blick auf die Weltmeisterschaft 2023 bezog sich Bagnaia auf das Vorjahr: "Alles kann sich im Saisonverlauf ändern. Viele Fahrer sind konkurrenzfähig. Den wahren Level von allen kann man erst in der Sommerpause beurteilen." Vor allem die Einführung der Sprints gibt die Möglichkeit, noch mehr stärker aufzuholen: "Es gibt 777 Punkte zu holen in diesem Jahr, das ändert eine Menge."
Trotz seines großen Selbstbewusstseins verfällt der Weltmeister nicht in Überheblichkeit. Er rechnet mit seinen Kontrahenten: "Yamaha hat am letzten Testtag einen großen Schritt gemacht. Marc [Marquez, Anm. d. Red.], Aprilia und Enea [Bastianini, Anm. d. Red.] werden vorne dabei sein, es gibt viele Konkurrenten. Wir müssen abwarten und sehen, was passiert." Für das Auftaktrennen in Portugal gilt Bagnaia trotzdem als der klare Favorit. Sein letztjähriger Titelrivale Fabio Quartararo sprach aus, was wohl alle im MotoGP-Paddock denken: "Natürlich ist er der Favorit, wenn man sich seine Pace ansieht, das war unglaublich. Ducati hat das beste Paket, aber er ist den anderen sieben [Ducati-Piloten, Anm. d. Red.] immer noch einen Schritt voraus."
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