Als einziger MotoGP-Hersteller geht Yamaha in der Saison 2023 lediglich mit einem Werksteam an den Start. Aprilia sicherte sich die Dienste des bisherigen Yamaha-Partners RNF, KTM arbeitet weiterhin mit Tech3 zusammen, Honda mit LCR und Ducati ohnehin gleich mit drei Rennställen: Pramac, Gresini und VR46.

Eine Situation, die sich Yamaha so nicht gewünscht hatte. Und die das Jahr 2023 für das japanische Werk definitiv nicht einfacher machen wird. "Es besteht überhaupt kein Zweifel, dass mehr Motorräder bessere Möglichkeiten zur Datenakquise, zur Vorbereitung und zum Testen unterschiedlicher Optionen bieten", gibt Yamaha-Motorsportchef Lin Jarvis gegenüber 'PecinoGP' offen zu. "Nur zwei Maschinen am Start zu haben, ist daher nicht ideal. Wir müssen jedes Rennwochenende exakt vorbereiten und dürfen keine Fehler machen. Nur so können wir konkurrenzfähig sein. Es wird hart für unsere Mechaniker und Ingenieure. Deshalb hoffe ich, dass wir in Zukunft wieder vier Maschinen haben werden."

Fabio Quartararo und Franco Morbidelli sind 2023 die einzigen Yamaha-Fahrer in der MotoGP, Foto: LAT Images
Fabio Quartararo und Franco Morbidelli sind 2023 die einzigen Yamaha-Fahrer in der MotoGP, Foto: LAT Images

Das soll schon 2024 wieder der Fall sein. Logischer Partner für Yamaha wäre das VR46-Team. Mit dem Projekt von Valentino Rossi arbeitet man bereits in der Moto2 zusammen und schickt dort das Yamaha VR46 Master Camp Team mit Kohta Nozane und Manuel Gonzalez ins Rennen. Doch in der MotoGP gestaltet sich eine Zusammenarbeit für das nächste Jahr schwierig. Denn VR46 befindet sich bis Ende 2024 in einem gültigen Vertrag mit Ducati.

Im vergangenen Dezember brach deshalb ein kurioses Verwirrspiel um eine mögliche Zusammenarbeit zwischen Yamaha und VR46 aus. FIM-Präsident Jorge Viegas spekulierte damals am Rande der Jahreshauptversammlung des Motorradweltverbandes über einen derartigen Deal: "Meiner Meinung nach ist die aktuelle numerische Übermacht von Ducati nicht gut. Die Idee ist deshalb, dass Valentino Rossis VR46-Team für die Saison 2024 Ducati verlassen und zu Yamaha wechseln wird." Was Viegas zu dieser Aussage über eine Thematik bewegte, die definitiv nicht in seinem Aufgabenbereich liegt, ist unklar.

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VR46-Teamdirektor Alessio 'Uccio' Salucci dementierte die Gerüchte jedenfalls umgehend. "Ich weiß nicht, warum Viegas diese Bombe gezündet hat. Es ist eigenartig, denn wir wissen davon nichts. Wir haben einen Dreijahresvertrag mit Ducati, der mit Ende der Saison 2024 ausläuft. Dann gibt es noch eine Option für eine Verlängerung um zwei Jahre. Den bestehenden Vertrag werden wir auf jeden Fall einhalten und uns dann ansehen, ob wir darüber hinaus weitermachen", so Salucci.

Damit schien das Thema vom Tisch, doch Yamaha-Motorsportchef Jarvis scheint die Hoffnung auf einen VR46-Deal noch nicht aufgegeben zu haben. "Zuallererst müssen wir einmal beweisen, dass wir ein konkurrenzfähiges Motorrad liefern können", holt er aus. "Denn Ducati hat aktuell nicht nur acht Bikes, sondern acht sehr konkurrenzfähige Bikes im Feld. Das müssen wir einem potenziellen Kundenteam auch bieten. Dann geht es darum, für dieses Team ein passendes Paket zusammenzustellen. Und schließlich müssen wir in eine Situation kommen, in der sich keine vertraglichen Hürden in unserem Weg befinden. Ja, VR46 wäre für uns die logischste Wahl, weil wir bereits viele Projekte zusammen gemacht haben und auch aktuell machen. Momentan sind sie aber vertraglich gebunden, deshalb ist es zu früh, um zu sagen, ob eine Zusammenarbeit möglich sein wird oder nicht. Wenn es 2024 nicht klappt, werden wir es aber auf jeden Fall für 2025 noch einmal versuchen."

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Wann und vor allem mit wem sich Yamaha auf eine neue Partnerschaft einigt, ist also noch offen. Spannend zu sehen sein wird, wie diese Zusammenarbeit genau aussieht. Denn das bisherige Kundenteam RNF von Razlan Razali vergraulte man mit einer eigenwilligen Strategie. "Yamaha hat sich Sorgen um die Stabilität des Teams gemacht", verrät Jarvis in Anspielung an die wiederholten finanziellen Probleme des Rennstalls. "Unser Unternehmen ist bei Partnerschaften sehr vorsichtig. Deshalb sind wir zwar mit der Intention einer dreijährigen Zusammenarbeit gestartet, haben vertraglich aber immer nur von einem Jahr auf das nächste gearbeitet. RNF hatte allerdings andere Vorstellungen. Aprilia wollte sein MotoGP-Projekt ausweiten und hat - so weit ich weiß - dem Team ein sehr gutes Angebot gemacht. Deshalb hat sich RNF zu diesem Wechsel entschlossen."