Francesco Bagnaia und seine Ducati waren 2022 ohne Zweifel die schnellste Kombination im MotoGP-Feld. Bis es jedoch so weit war, brauchte es einiges an Entwicklungszeit. Zur Saisonhälfte war Yamaha-Pilot Fabio Quartararo in der WM noch deutlich voraus, ehe Bagnaia zur größten Aufholjagd der Geschichte der Königsklasse ansetzte und so doch noch den Titel nach Italien holte. Der Grund für den schwierigen Saisonstart 2022 war, dass Ducati sein eigenes Bike noch gar nicht richtig verstanden hatte und dies erst im Verlauf der Rennwochenenden nachholen konnte. 2023 will das Werk aus Borgo Panigale dies nicht wiederholen, die Roten sollen gleich zu Beginn voll bei der Musik sein.

Die Testzeiten aus Sepang scheinen bereits zu anzudeuten, dass die Dominatoren des Vorjahres 2023 besser aufgestellt sind. Teammanager Davide Tardozzi bestätigte diesen Eindruck: "Wir haben den Test-Plan genau wie vorgesehen durchgezogen. Manche Dinge haben funktioniert, andere nicht, aber das passiert hier in Sepang jedes Jahr. Wir sind recht zufrieden mit der Leistungsfähigkeit aller Ducati-Piloten." Im Gegensatz zur Desmosedici GP22 kommt das neue Modell nicht mit technischen Innovationen daher, sondern stellt eine klassische Evolution dar. Ducati geht also konservativer zu Werke: Schritt für Schritt und nicht mit dem Vorschlaghammer.

Tardozzi gab einen Einblick in dieses Vorgehen und seine ersten Eindrücke: "Wir haben am 2023er Motorrad für eineinhalb Tage gearbeitet. Dann sind wir auf das 2022er Modell zurückgegangen, um einen Vergleich zu ziehen und uns die Rückmeldung der Fahrer anzuhören. Marini, Bezzecchi und die Gresini-Fahrer zeigen uns, dass das immer noch ein gutes Bike ist. Pecco [Bagnaia, Anm. d. Red.] sagt uns, dass es einige positive Dinge über das 2023er Bike zu berichten gibt, aber es gibt auch einen großen Schwachpunkt im Vergleich zum Vorjahresmodell. Daran müssen wir jetzt arbeiten."

Kurveneingang noch der Schwachpunkt der Ducati

Was genau die Stärken und der Schwachpunkt sind, wollte der Ducati-Boss nicht verraten. Glücklicherweise für uns tat dies aber Neuzugang Enea Bastianini kund: "Es ist stark bei Richtungswechseln und auf der Bremse. Am Kurveneingang fehlt mir aber das Gefühl, was sonst eine meiner Stärken ist." Auch sein Weltmeister-Teamkollege Francesco Bagnaia benannte ein Problem, das Ducati bereits angegangen war: "Es war ein Tag voller harter Arbeit. Nach dem Mittagessen haben wir viele Probleme am neuen Motorrad lösen können. Es ging vor allem um das Herausbeschleunigen."

Enea Bastianini ist neu im Werksteam, Foto: MotoGP.com
Enea Bastianini ist neu im Werksteam, Foto: MotoGP.com

Bastianini machte in Malaysia ebenfalls Fortschritte, wie er am Sonntag konstatierte: "Ich bin mit den drei Tagen zufrieden. Wir haben viel gearbeitet, mehr als ich es je getan habe. Heute Morgen war das Gefühl noch nicht gut. Ich hatte Probleme mit dem neuen Bike zu pushen. Am Ende konnten wir aber viele Probleme lösen. Ich habe gut mit Pecco [Bagnaia, Anm. d. Red.] zusammengearbeitet. Seine Rückmeldung war meiner sehr ähnlich. Am Ende wurde ich noch schnell. Die Quali-Runde war gut, das erleichtert mich."

Bagnaia: Ducati jetzt schon auf Niveau des 2022er Bikes

Was Ducati also im Vorjahr an den Rennwochenenden nachholen musste, ist 2022 nach den ersten drei Testtagen schon mehrheitlich erledigt? Weltmeister Bagnaia lässt aufhorchen: "Durch das Lösen der Probleme, sind wir nun auf demselben Level wie das 2022er Bike. Damit müssen wir zufrieden sein. Ich bin erleichtert, denn ich hatte Angst noch nicht so schnell sein zu können. Wir müssen jetzt so weitermachen." 2022 sah dies noch ganz anders aus: Bastianini gewann zu Saisonbeginn zwei Rennen auf der GP21 ehe Bagnaia in Jerez den ersten Sieg des damals aktuellen Modells einfahren konnte. Dennoch wollte der Titelverteidiger nach dem Sepang-Test noch nicht vollkommen in den Euphorie-Modus schalten und blieb nüchtern: "Wir müssen Portimao noch abwarten, aber der Start ist gut. Dank des sonnigen Wetters heute konnten wir unsere Arbeit beenden. Die Ziele wurden erreicht."