Der Sepang-Test der MotoGP 2023 ist Geschichte. Von Freitag bis Sonntag fuhren sich die Stars der Königsklasse die dreimonatige Winterpause aus den Knochen. Wir wollen uns ansehen, wie sich die einzelnen Fahrer und Hersteller in Sepang geschlagen haben.

Anmerkung: Die MotoGP befindet sich in einer frühen Phase der Saisonvorbereitung. Die Erkenntnisse aus diesem Artikel sollen deshalb keine Prognose für das gesamte Jahr 2023, sondern viel mehr eine erste Trendbestimmung sein.

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Die Rundenzeiten

Die absolute Bestzeit in Sepang ging an Luca Marini, also an einen Mann, der nicht die aktuellste Maschine aus dem Hause Ducati, sondern die GP22 fährt. Dass Fahrer auf Vorjahresmaschinen in den Wintertests die Nase vorne haben, ist ein Muster, das wir bereits aus den vergangenen Jahren kennen. Das lässt sich logisch erklären, handelt es sich hierbei doch um fertig entwickelte Maschinen, während die Konkurrenz auf neuem Material erst Abstimmungsarbeit leisten muss. Doch auch die Ducatisti auf der GP23 schlugen sich in Sepang im Qualifying-Trimm ausgezeichnet, belegten mit Francesco Bagnaia, Enea Bastianini und Jorge Martin die Ränge zwei, vier und fünf. Nur Johann Zarco als 16. fiel hier ab. Stark präsentierte sich auch Aprilia, das als einziger Hersteller die Ducati-Dominanz brechen konnte.

Desaströs verlief die Qualifying-Simulation unterdessen für Yamaha. Fabio Quartararo konnte sich am letzten Tag gar als einer von nur zwei Fahrern gar nicht mehr steigern und wurde 17. der kombinierten Zeitenliste. Franco Morbidelli kam gar nur auf den 20. Rang. Beide Yamaha-Piloten verloren über eine Sekunde auf die Bestzeit.

Die kombinierte Zeitenliste des MotoGP-Tests in Sepang:

Pos.FahrerTeamZeit/Rückstand
1MariniVR46 Ducati1:57.889
2BagnaiaDucati Lenovo0.080
3VinalesAprilia Racing0.147
4BastianiniDucati Lenovo0.260
5MartinPramac Ducati0.315
6A. EspargaroAprilia Racing0.418
7Di GiannantonioGresini Ducati0.455
8BezzecchiVR46 Ducati0.474
9A. MarquezGresini Ducati0.496
10M. MarquezRepsol Honda0.777
11R. FernandezRNF Aprilia0.821
12MirRepsol Honda0.895
13P. EspargaroGasGas Tech30.908
14BinderRed Bull KTM0.923
15OliveiraRNF Aprilia0.950
16ZarcoPramac Ducati0.963
17QuartararoMonster Energy Yamaha1.008
18MillerRed Bull KTM1.012
19RinsLCR Honda1.043
20MorbidelliMonster Energy Yamaha1.097
21NakagamiLCR Honda1.646
22A. FernandezGasGas Tech31.771

Eine einzelne schnelle Runde bei Testfahrten sagt allerdings nur wenig über die tatsächliche Pace eines Fahrers aus. Eine Analyse längerer Runs mit einer an die Renndistanz grenzenden Rundenanzahl sind hier wesentlich aufschlussreicher. Diese wurden in den vergangenen drei Tagen aufgrund des wechselhaften Wetters aber leider von keinem Fahrer abgespult.

Deshalb müssen wir uns in diesem Jahr mit einem Blick auf die Regelmäßigkeit schneller Rundenzeiten behelfen. Und da stechen in Sepang vor allem vier Fahrer heraus. Marco Bezzecchi gelangen insgesamt sieben Runden unter der Marke von 1:59 Minuten. Luca Marini, Francesco Bagnaia und Maverick Vinales schafften jeweils sechs Umläufe in diesem Bereich. Absolute Spitzenzeiten konnte der Weltmeister am regelmäßigsten abrufen. Er landete gleich vier Mal in den Top-Ten der schnellsten Runden aller drei Tage, Marini und Vinales gelang das je zwei Mal.

Die zehn schnellsten Runden im MotoGP-Test von Sepang:

Pos.FahrerZeit
1Marini1:57.889
2Bagnaia1:57.969
3Bagnaia1:58.002
4Vinales1:58.036
5Vinales1:58.136
6Bagnaia1:58.143
7Bagnaia1:58.186
8Martin1:58.204
9Marini1:58.270
10A. Espargaro1:58.307

Honda, Yamaha und KTM finden sich nicht in den Top-Ten wieder. Auch wenn dieses Ranking nur bedingt Aufschluss über die Rennpace der einzelnen Fahrer und Hersteller gibt: Fest steht, dass man mit dem aktuellen Speed kaum Chancen auf gute Qualifyingplatzierungen haben wird. Die ersten Startreihen gehören aus aktueller Sicht ganz klar Ducati und Aprilia. Ein Vorsprung für die italienischen Hersteller, den die Konkurrenz weder im Hauptrennen am Sonntag und erst recht nicht im Sprint am Samstag einfach zunichtemachen könnte.

Topspeeds

Die Qualifying-Simulation verlief für Yamaha zwar mehr als bitter, dafür konnte man aber ein langjähriges Problem zumindest in Sepang aus dem Weg räumen. Die M1 schlug sich in der Topspeed-Wertung mehr als achtbar. Quartararo kam auf eine Höchstgeschwindigkeit von 334,3 km/h und war damit nur gut vier km/h langsamer als die Spitzenreiter Bagnaia, Vinales und Aleix Espargaro. Im Vorjahr war der Abstand noch etwa doppelt so groß.

Pos.FahrerTeamTopspeed (km/h)
1BagnaiaDucati Lenovo337,5
VinalesAprilia Racing337,5
A. EspargaroAprilia Racing337,5
4MariniVR46 Ducati336,4
MartinPramac Ducati336,4
BezzecchiVR46 Ducati336,4
M. MarquezRepsol Honda336,4
8BastianiniDucati Lenovo335,4
9A. MarquezGresini Ducati334,3
P. EspargaroGasGas Tech3334,3
QuartararoMonster Energy Yamaha334,3
12Di GiannantonioGresini Ducati333,3
ZarcoPramac Ducati333,3
MillerRed Bull KTM333,3
OliveiraRNF Aprilia333,3
16RinsLCR Honda333,2
17R. FernandezRNF Aprilia332,3
MirRepsol Honda332,3
BinderRed Bull KTM332,3
20MorbidelliMonster Energy Yamaha331,2
21A. FernandezGasGas Tech3330,2
22NakagamiLCR Honda328,2

Rundenbilanz

Trotz teils schwieriger Wetterbedingungen mit immer wieder aufziehenden Regenschauern wurde in Sepang jede Menge Testarbeit geleistet. Fleißigster Mann war Maverick Vinales auf der Aprilia mit 159 Umläufen an drei Tagen, dicht gefolgt von Honda-Neuling Alex Rins (157) und KTM-Neuzugang Jack Miller (155). Marc Marquez stellte in Sepang zufrieden fest, dass sich sein rechter Oberarm über die Winterpause gut entwickelt hat. 149 Runden beim Test unterstreichen das. Am Ende des Feldes ist in dieser Wertung Aleix Espargaro mit nur 107 Umläufen zu finden.

Gruppiert nach Herstellern ergeben sich 1116 Runden für die acht Mann starke Ducati-Armada. Die vier Fahrer umfassenden Line-Ups von Aprilia, KTM beziehungsweise GasGas sowie Honda kommen jeweils auf rund die Hälfte. Das Yamaha-Duo mit Fabio Quartararo und Franco Morbidelli schaffte 291 Runden. Bereinigt man diese absoluten Zahlen durch die Anzahl der eingesetzten Fahrer, liegen alle Hersteller praktisch gleichauf und bewegen sich im Bereich von 138 bis 146 Umläufen pro Pilot.