Fabio Quartararo hatte 2022 vor allem ein Problem: Den Topspeed. Die Yamaha-Speerspitze musste sich gut qualifizieren, denn Überholen im Rennen war Schwerstarbeit. An diesem Problem wurde in Japan offenbar gut gearbeitet, wie der Franzose nach dem Sepang-Test konstatiert: "Ich bin sehr zufrieden mit dem Topspeed, das ist etwas, das ich schon lange gefordert habe. Wir hatten auch viel zu probieren und ich bin sehr zufrieden, dass ich viele Teile getestet habe." Und dennoch muss der Weltmeister von 2021 zugeben: "Ich habe gemischte Gefühle"

Der Grund dafür liegt in einem anderen immer größer werdenden Problemfeld. "Mit frischen Reifen ist es eine Katastrophe", nahm Quartararo kein Blatt vor den Mund. Der Vergleich mit den Zeiten der Ducatis und Aprilias ist ernüchternd, doch es gibt ein noch viel größeres Problem: "Wenn ich nicht auf den Bildschirm und die Zeiten schaue, fühlt es sich so an, als wäre ich eine niedrige 1:58 Minuten gefahren, aber wenn ich darauf schaue, sehe ich, dass ich niedrige 1:59 Minuten fahre. Es ist nicht so, dass ich an die Box komme und sage, dass ich überall die Front verliere oder keinen Grip habe: Ich weiß nicht, was los ist und das ist das größte Problem, das größte Fragezeichen."

Warum so langsam? Ahnungslosigkeit im Yamaha-Lager

Und es ist auch nicht so, als wäre eine Qualifying-Attacke nicht auf der Yamaha-Tagesordnung gestanden: "Wir haben keine Ahnung, warum wir so weit hinten sind. Wir haben versucht, eine Zeitenjagd zu machen, das ist das größte Problem." Gerade mit Blick auf die große Neuerung der MotoGP-Saison 2023 sieht der Yamaha-Pilot schwarz: "Wir müssen verstehen, wo das Problem liegt, denn das Qualifying wird jedes Jahr wichtiger und wir haben jedes Jahr mehr Probleme in diesem Bereich. Vor allem für die Sprintrennen wird es sehr wichtig sein." Im Gegensatz zur Variante der Formel 1 wird das Qualifying der MotoGP die Startaufstellung für Sprint und Rennen bestimmen.

Auch aus dem Trend kann der 23-Jährige keine Hoffnung ziehen: "Jedes Jahr haben wir im Qualifying viel verloren: 2019 hatte ich in meinem ersten Jahr viele Pole-Positions, und heute ist es unmöglich und das Schlimmste ist, dass wir nicht wissen, warum." Tatsächlich holte Quartararo in seinem ersten Jahr mit sechs Pole-Positions seine beste Ausbeute. Im Weltmeisterjahr 2021 waren es fünf und im Vorjahr, als er den Titelkampf gegen Francesco Bagnaia verlor, war es gar nur mehr eine in Indonesien.

Dennoch hat die Yamaha auch große Qualitäten. Quartararo beschrieb den starken Kontrast zwischen den zwei Rennfahrdisziplinen: "In einigen Bereichen war es gut, ich bin sehr zufrieden auf gebrauchten Reifen. Mit fast 22 Runden auf den Reifen war ich 0,0 Sekunden langsamer. Auf der anderen Seite war es mit neuen Reifen ein Albtraum." Wenn Yamaha jetzt besseren Topspeed hat und gute Rennpace, dann geht ja im Rennen vielleicht doch etwas nach vorne? Quartararo winkt ab: "Der Abstand ist auf eine Runde groß, aber auf längere Distanz habe ich das Gefühl, dass ich ziemlich stark bin. Nur wenn wir uns nicht gut qualifizieren, ist es wie bei uns heute, wir können nicht um den Sieg kämpfen, nicht einmal um die Top 5. Daran werden wir in Portimão arbeiten müssen, um zu verstehen, wie man das Tempo über eine Runde verbessern kann." Am Sonntag in Sepang belegte Quartararo Rang 19. Dort wird ihn die Konkurrenz beim Auftakt in Portugal sicher nicht erwarten.