Für Jack Miller beginnt 2023 ein neues Kapitel in seiner MotoGP-Karriere. Vom Weltmeister-Team Ducati wechselte der Australier an die Seite seines Freundes Brad Binder ins Werksteam von KTM. Bei der Präsentation der neuen RC16, mit der die Mattighofener um den WM-Titel kämpfen wollen, kündigte Miller an, so schnell wie möglich auf Touren kommen zu wollen.

Ein Wechsel auf ein anderes Fabrikat bringt häufig seine Schwierigkeiten mit sich. Der 28-Jährige hat dies 2022 bei einem seiner Konkurrenten beobachtet: "Es ist sicher nicht einfach. Der Wechsel zwischen Herstellern hat auch Einfluss auf deinen Fahrstil. Du hast deine Eigenarten auf dem Bike und dann versucht du dich anzupassen, um sie loszuwerden. Wir haben letztes Jahr gesehen, wie sich Mav [Maverick Vinales, Anm. d. Red.] an die Aprilia angepasst hat. Sicher werden wir von ihm dieses Jahr eine große Verbesserung sehen."

Miller: Bekannte Gesichter machen KTM-Wechsel leichter

Vinales brauchte bei den Italienern fast ein ganzes Jahr, um es das erste Mal auf das Podest zu schaffen. 'Thriller Miller' will das wesentlich zügiger angehen: "Ich will nicht auf die Resultate anderer Leute blicken und meine Anspassung daran ausrichten. Ich bin hier, um mein Bestes zu geben. In einer perfekten Welt passt schon alles beim ersten Test und ich bin Startklar in Portimao. Das Wichtigste ist fit und gesund zu bleiben. Ich mache so viel wie möglich auf dem Bike, um zu verstehen, welchen Fahrstil es dafür braucht. Der wichtigste Teil des Jahres wird das erste Saisonviertel, da musst du das Bike verstehen lernen."

Ihm dabei helfen sollen zwei alte Bekannte aus Ducati-Zeiten: "Es ist wirklich schön wieder mit Francesco [Guidotti, Anm. d. Red.] zu arbeiten. Wir haben zusammen viele Erfahrungen gemacht und es gibt viele schöne Erinnerungen. Er ist ein fantastischer Teammanager. Auch meinen Crewchief Christian Pupulin [von Miller 'Pipi' genannt, Anm. d. Red.] mitgebracht zu haben ist ein wichtiger Baustein. Es ist sehr gut mit ihnen wieder zusammenzukommen und die Leute nicht erst von Grund auf kennenlernen zu müssen. Nichts hier fühlt sich neu an. Es ist vielmehr schön, nach Hause zu kommen."

Formel-1-Aero, neue Struktur: KTM will den MotoGP-Titel (08:02 Min.)

Seit seinen Moto3-Zeiten mit KTM hat sich das 'Zuhause' aber auch verändert, wie der Australier berichtete: "Es war schön wieder in die Fabrik zu gehen und den Fortschritt zu sehen, der seit 2013 dort passiert ist. Das Gebäude ist viel größer geworden, aber ich habe schon wieder den Kontakt mit den Jungs aufgebaut. Nach dem Ende der Saison gehen erstmal alle auseinander, aber jetzt war es schön in ruhiger Manier wieder zusammenzukommen und auch ein paar Tage mit Brad abzuhängen."

Millers Crewchief von Ducati mitgewechselt

Dass sich Miller mit Teamkollege Brad Binder gut verstehen wird, daran zweifelt kaum jemand. Wie sieht es aber mit der Beziehung zu seinem neuen Bike aus? Mit seiner ersten Ausfahrt beim Test in Valencia war der Mann mit der Startnummer 43 zufrieden: "Das Bike war gut. Ich habe schon Fortschritte gemacht. Die Geometrie haben wir nicht angerührt, aber über die Elektronik haben wir viel mehr Leistung am Kurvenausgang auf den Asphalt bringen können. Es war einfach ein Test, ich habe keine schnelle Runde gedreht, darum ging es nicht. Niemand erinnert sich an die Zeiten, wenn in Portimao die Startampel ausgeht. Es war ein guter Test und hat Vorfreude geweckt. Die Jungs haben über den Winter anhand meiner Rückmeldung vom Test gearbeitet. Hoffentlich gelingen uns Verbesserungen in Sepang und im weiteren Saisonverlauf."

Für diese Verbesserung soll auch sein Crewchief Christian 'Pipi' Pupulin sorgen. Dass er Miller zu KTM gefolgt ist, ist für den Australier alles andere als selbstverständlich: "Er war 25 Jahre bei Ducati, aus meiner Sicht ist sein Wechsel also eine große Sache. Jeder Fahrer und Crewchief spricht seine eigene Sprache, da gibt es keinen klaren Weg die Dinge zu kommunizieren. Aber mit seiner Erfahrung aus der Vergangenheit kann er die Dinge richtig interpretieren. Das wird das Verständnis und die Setup-Arbeit am Bike mit Sicherheit beschleunigen."

In Valencia saß Miller bereits auf der KTM, Foto: LAT Images
In Valencia saß Miller bereits auf der KTM, Foto: LAT Images

Und wie genau sieht diese Arbeit aus? Allzu tief wollte sich Miller nicht in die Karten blicken lassen. Der Vergleich mit der 2022er Ducati ist aber wohl keine schlechte Referenz: "Es gibt mit Sicherheit Unterschiede bei den Bikes. Alle haben ihre guten und schlechten Seiten. Die KTM hat große Stärken, aber auch ein paar Schwächen. Das Ziel muss also sein, so viele Schwächen wie möglich auszumerzen. Wir haben Leute dabei, die wissen, was Ducati in der Vergangenheit gemacht hat. Vielleicht gibt es ja einige Überschneidungspunkte mit dem Problemen von KTM. Wir werden versuchen, Lösungen zu finden. In Valencia habe ich verstanden, dass dieses Bike viel Potential hat. Mit den richtigen Leuten können wir das Beste herausholen." Wie weit nach vorne kann es für Miller gehen? Die Testfahrten in Malaysia Mitte Februar könnten bereits einen Vorgeschmack bieten.