Das hatte sich Jack Miller mit Sicherheit anders vorgestellt. Während Teamkollege Brad Binder beim KTM-Heimrennen in Spielberg einen starken zweiten Platz einfuhr, wurde der Österreich GP für den Australier zu einem Debakel. War Miller noch in der Spitzengruppe gestartet, so wurde er in der Schlussphase des Rennens Runde um Runde durchgereicht. Am Ende nahm er auf Rang 15 gerade noch einen Punkt mit und kam 20 Sekunden (!) hinter Binder ins Ziel. Dass Miller im Rennen etwas hinter seinem Teamkollegen zurückliegt, ist bekannt. Aber einen derartigen Einbruch hatte es bisher nie gegeben. Was war los mit dem 28-Jährigen?

"Ich startete gut in das Rennen und versuchte den Reifen nicht schon in der ersten Runde zu zerstören", berichtete Miller von seinen Bemühungen. Doch schnell wurde klar, dass an diesem Sonntag kein Spitzenresultat drin war: "Sobald ich versuchte mit Pecco [Bagnaia] und Brad [Binder] mitzuhalten, erkannte ich sofort, dass ich nicht den benötigten Grip hatte. Danach versuchte ich es einfach bestmöglich zu managen und meinen Fahrstil anzupassen."

Miller mit neuem Setup durchgereicht

In der ersten Rennhälfte lag Miller so immer noch in ordentlicher Position. Die drei Kunden-Ducatis von Marco Bezzecchi, Luca Marini und Alex Marquez gingen zwar allesamt vorbei, aber gute Punkte schienen weiterhin möglich. Doch die zweite Rennhälfte wurde noch viel schlimmer als die erste: "Am Ende habe ich gelitten. Da war ich nur noch auf dem Kern des Gummis unterwegs. Ich hatte durchdrehende Räder auf den Geraden. Ich wurde immer nach der letzten hin zur ersten Kurve überholt. Ich hatte sehr niedrigen Top-Speed. Das war nicht aufgrund des Motors, sondern weil ich keine Traktion aus der letzten Kurve hatte. Es war dasselbe ausgangs der Kurven 1 und 3. Auf einer Strecke wie hier trifft dich das fast auf der ganzen Runde."

So wurde das Highlight des Heimrennens zum Albtraum für den KTM-Neuzugang. Zumindest eines kann Miller aber von sich behaupten: Er hat eine Erklärung für den Einbruch seines Hinterreifens. Der Ursprung seines Problems lag noch vor der Sommerpause. "Wir haben das Bike in Assen recht stark verändert. Wir gingen in Richtung der anderen Jungs [KTM-Fahrer, Anm. d. Red.] und weg von meinem normalen Setup. Seitdem habe ich große Probleme, wenn ich in einer Gruppe fahre. Da kann ich nicht gut herausbeschleunigen und den Reifen in Schuss halten. Wenn du dann versuchst in die Kurven zu fahren, kannst du es nicht halten, da der Reifen nachgibt", musste sich Miller das Scheitern seiner Setup-Änderungen eingestehen.

Miller wurde von einem Konkurrenten nach dem anderen geschluckt, Foto: LAT Images
Miller wurde von einem Konkurrenten nach dem anderen geschluckt, Foto: LAT Images

Rückgang auf altes und bewährtes Setup soll Wende bringen

Das neue Setup bringt laut dem Australier zwar gewisse Vorteile auf der Bremse, aber ein solcher Reifenverschleiß am Heck kann dadurch nicht kompensiert werden. Miller will daher die Notbremse ziehen: "Die beste Möglichkeit wäre, einen Schritt zurück zu meinem alten Setup zu machen und von da aus eine andere Richtung für mich zu finden, denn ich habe einen speziellen Fahrstil und der funktioniert nicht mit diesem Setup."

Dies bedeutet für den Australier aber wohl auch, dass er sich weniger gut an den Daten der übrigen KTM-Piloten orientieren kann, die mit dem anderen Setup offensichtlich zurechtkommen. Miller scheint dennoch keine andere Wahl zu haben. Mit dem alten Setup soll auch altes Selbstvertrauen wiederkommen: "Auf das andere Setup zurückzugehen wird sein, wie einen alten Schuh anzuziehen. Es ist so, wie ich auch meine Ducati eingestellt habe."