Die KTM RC16 unter dem Banner des Tech3-Rennstalls wurde in den vergangenen Jahren zum ultimativen Schleudersitz der MotoGP. Zur Saison 2019 wechselte das Team von Herve Poncharal nach zwei Jahrzehnten bei Yamaha zu KTM. Seither waren in vier Jahren nicht weniger als sechs Fahrer Stammpiloten bei Tech3: Miguel Oliveira, Hafizh Syahrin, Iker Lecuona, Danilo Petrucci, Raul Fernandez und Remy Gardner.
2023 setzen Tech3 und KTM erneut auf eine völlig neue Fahrerpaarung. Unter dem neuen Namen Tech3 GasGas Factory Racing gehen Pol Espargaro und mit Augusto Fernandez erneut ein Rookie an den Start, der lediglich mit einem Einjahresvertrag ausgestattet ist. Geht es nach KTM-Motorsportchef Pit Beirer, soll er aber mehr Zeit bekommen als seine Vorgänger.
Die Rahmenbedingungen seien auch völlig andere als beispielsweise bei Remy Gardner und Raul Fernandez, die als Weltmeister und Vizeweltmeister der Moto2 in die Königsklasse kamen und nach einem Jahr bei KTM wieder ihre Koffer packen mussten. Im Fall von Remy Gardner soll es zu einem Zerwürfnis mit dessen Management gekommen sein, die Zusammenarbeit mit Raul Fernandez stand von Beginn an unter keinem guten Stern. "Raul wollte eigentlich lieber woanders hin, ist schließlich doch bei uns geblieben, war aber nie wirklich zufrieden", erinnert Beirer. "Das hat viel Unruhe hineingebracht. Ich denke aber, dass wir jetzt für 2023 Fahrer unter Vertrag haben, die wirklich mit uns durch dick und dünn gehen wollen. Das braucht es auch, denn in der MotoGP gibt es immer schwierige Tage. Diese Klasse wird nie einfach sein. Gerade an schwierigen Tagen ist es wichtig, als Team zusammenzuhalten, um aus einem Tief wieder herauszukommen. Mit diesem Quartett trauen wir uns das zu."
Klar ist aber auch: Im KTM-Nachwuchsprogramm lauert mit Pedro Acosta bereits das nächste Supertalent auf seine Chance in der MotoGP. Er wurde im Vorjahr als Rookie Moto3-Weltmeister und gewann 2022 in seiner Moto2-Debütsaison direkt drei Rennen. Ein gewisser Druck lastet also auf Augusto Fernandez, der es im Vergleich mit seinen erfahrenen Markenkollegen Brad Binder, Jack Miller und Pol Espargaro nicht leicht haben wird. "Wenn du in die MotoGP kommst, stehst du immer unter Druck", gibt Beirer zu denken. "Wir wollen jetzt aber nicht darüber sprechen, was Pedro 2023 leisten kann und ob er bereit für einen Aufstieg in die MotoGP ist. Ich persönlich glaube, dass wir in der Vergangenheit großartige Moto2-Fahrer zu schnell in die MotoGP gedrängt haben. Unser Ziel ist es, Augusto nicht schon nach einem Jahr wieder zu ersetzen. Wir würden Pedro lieber weiter in Ruhe entwickeln. Er ist ein absoluter Rohdiamant in diesem Paddock. Das ist klar. Aber wir sollten seinen MotoGP-Aufstieg nicht überstürzen."
Beirer rechnet auch damit, dass Augusto Fernandez besser abschneiden wird als zuletzt Namensvetter Raul und Remy Gardner: "Wir haben einen hohen Preis dafür bezahlt, dass wir zwei Rookies auf ein nicht unbedingt pflegeleichtes Motorrad gesetzt haben. An diesem Motorrad war noch Entwicklung nötig, aber die Rookies waren in erster Linie mit sich selbst beschäftigt. Mit den Ergebnissen waren dann weder wir noch die Fahrer glücklich und das hat natürlich für Turbulenzen gesorgt. Wir waren als Projekt einfach noch zu jung dafür, zwei Rookies in ein Team zu nehmen. Das ist ein Fehler, den wir zugeben." Nun bekommt Augusto Fernandez mit Pol Espargaro einen Mann an seine Seite gestellt, der bereits vier Saisons Erfahrung auf der RC16 und neun Jahre insgesamt in der Königsklasse vorweisen kann. "Pol ist ein sehr erfahrener Pilot, der unser Projekt auch sehr gut kennt. Er hat dieses Motorrad mit uns entwickelt und unsere ersten Erfolge eingefahren", erinnert Beirer an das erste MotoGP-Podium für KTM in Valencia 2018. "Zusammen mit dem jungen Augusto ergibt das eine Paarung, die funktionieren wird. Augusto ist ein super Kerl mit einer tollen Familie an seiner Seite. Wir freuen uns sehr auf ihn."
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