Nach schleppendem Start in den Großen Preis von Australien arbeitete sich Francesco Bagnaia schnell auf die Spitzenpositionen nach vorne. Kurz nach Rennhälfte übernahm er die Führung und lag zu Beginn der letzten Runde auf Siegkurs. Die Ziellinie überquerte der Italiener letztlich aber nur auf Platz drei. Somit verlor er auf den letzten Metern noch neun potenziell wichtige Punkte im WM-Kampf, zeigte sich nach Rennende aber mit dem Resultat zufrieden.

"Ich wollte heute gewinnen, das war mein Ziel", verrät Bagnaia im Rahmen der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz am Sonntag. "Ich wollte so viele Punkte wie möglich erzielen, um in der Weltmeisterschaft eine möglichst große Lücke zu öffnen. Aber als ich gesehen habe, dass Fabio [Quartararo, Anm.] draußen war, hat sich mein Rennen verändert."

Der Yamaha-Pilot - vor dem Australien-GP noch WM-Leader und Bagnaias größter Rivale - war bereits früh im Rennen nach einem Fehler in Turn 4 weit zurückgefallen und wenig später beim Versuch einer Aufholjagd gestürzt. Dadurch eröffnete sich für Bagnaia die Chance, im drittletzten Lauf der Saison Big-Points zu sammeln.

Bagnaia: Habe meine Lektion gelernt!

"Der Sieg wäre natürlich perfekt gewesen, aber auszuscheiden auch fatal. Ich musste dieses Rennen unbedingt beenden", weiß er. Der Ducati-Star versuchte deshalb, in der Schlussphase eine Lücke zu öffnen und sich abzusetzen, um weniger Druck von hinten zu bekommen. Das klappte jedoch nicht: " In den letzten sechs Runden war mein Vorderreifen völlig zerstört. Das hatten wir nicht erwartet, eigentlich geht unser Bike mit Front sehr gut um. Heute musste ich den Hinterreifen stark schonen und habe die Front dabei wohl zu sehr beansprucht."

Francesco Bagnaia musste sich in Australien gegen eine Vielzahl an Konkurrent behaupten, Foto: LAT Images
Francesco Bagnaia musste sich in Australien gegen eine Vielzahl an Konkurrent behaupten, Foto: LAT Images

In der letzten Runde wurde Bagnaia deshalb in Kurve zwei noch von Alex Rins und Marc Marquez überholt. "Wenn sich nochmal eine Möglichkeit ergeben hätte, hätte ich attackiert. Aber ich wollte auch kein unnötiges Risiko gehen. Ich brauchte die Punkte, weil ich dieses Jahr schon zu viele Fehler gemacht habe. Ich habe meine Lektion gelernt", erklärt er.

In Le Mans oder am Sachsenring war der 25-jährige Italiener etwa auf Platz zwei liegend gestürzt, vor wenigen Wochen crashte er am Twin Ring von Motegi im Zweikampf mit Quartararo in der letzten Runde aus dem Rennen. Diesmal entschied sich Bagnaia deshalb dazu, sich mit 16 statt 25 Zählern zu begnügen.

Bagnaia trotz Titelchance in Malaysia: Besser nicht an WM denken

Durch den Ausfall seines größten Rivalen und einer enttäuschenden Leistung von Aleix Espargaro, der in Australien nicht über Platz neun hinauskam, konnte der Ducati-Star ohnehin erstmals in dieser Saison die WM-Führung übernehmen. Zwei Rennen vor Schluss führt Bagnaia 14 Punkte vor Quartararo und 27 vor Espargaro, wodurch er theoretisch schon in Malaysia zum Weltmeister werden könnte - ausgerechnet an der Stelle, wo er 2018 bereits den Titel in der Moto2 klarmachte. Dazu dürfte er nach dem Rennen in Sepang nicht weniger als 25 Zähler Vorsprung auf seine Kontrahenten haben.

Francesco Bagnaia wurde in Malaysia schon einmal Weltmeister, Foto: VR46 Riders Academy
Francesco Bagnaia wurde in Malaysia schon einmal Weltmeister, Foto: VR46 Riders Academy

So oder so - der Italiener hat den Titelgewinn wieder in der eigenen Hand, nachdem er zur Saisonhalbzeit noch 91 Punkte im Hintertreffen war. An die Weltmeisterschaft will Bagnaia jetzt allerdings noch nicht denken und stattdessen weitermachen wie zuletzt. "Ich mache mir sonst nur Druck", sagt er. "Wir müssen ruhig bleiben und in jedem Rennen unseren Job machen. Es gilt, fokussiert zu bleiben. Das Hauptziel sind gute Resultate."