Als Suzuki im Mai den Rückzug zum Ende der MotoGP-Saison 2022 ankündigte, schien das dem Team sportlich schon früher den Abgang zu machen. Nach einem starken Saisonauftakt mit Podestplätzen und sogar einer zwischenzeitlichen WM-Führung für Alex Rins folgte auf die Schocknachricht eine Pleiten-, Pech- und Sturzserie beim japanischen Hersteller. Die beste Platzierung seitdem war ein vierter Platz von Joan Mir in Barcelona, während Rins nicht einmal über einen siebten Platz hinauskam.

Einen tristen und leisen Abgang Suzukis aus der Königsklasse konnte Rins jedoch beim Thriller in Phillip Island abwenden und das sogar mit einem Sieg. Der Spanier arbeitete sich von Platz 10 gestartet in die Spitzengruppe: "Ich bin sehr glücklich einen Sieg zu erzielen. Wir haben uns das verdient. Die Pace des Rennens war nicht besonders schnell. Ich hatte ein gutes Gefühl für den Hinterreifen und eine gute Traktion. Runde für Runde konnte ich Fahrer überholen, bis ich in den Top 4 angelangt war. Ich sah, dass sie langsam fuhren, also versuchte ich eine Lücke herauszufahren. Pecco [Bagnaia, Anm. d. Red.] hat mich auf der Geraden aber immer zurücküberholt."

Rins Plan in Schlüsselkurve 2 geht voll auf

Daher griff der Noch-Suzuki-Pilot zu Plan B und der ging auf: "Also entschied ich dahinter zu bleiben und meinen Hinterreifen zu schonen. Als die letzte Runde begann, wusste ich, dass ich ihn in den ersten Kurven überholen können würde. Das haben wir dann durchgezogen. Ich bin überglücklich. Das Team verdient das. Es war ihr letztes Rennen hier."

Rins verriet sein Erfolgsrezept: "Wir hatten uns einen Plan gemacht, in welchen Kurven wir auf die Reifen aufpassen wollten. In den Rechtskurven gibt es hier keinen Grund sie zu schonen, also hatte ich immer guten Speed Eingans Kurve 2. Da habe ich eine Menge Positionen gewonnen. Dort war ich immer stark, von ein paar Runden in denen mich Marc [Marquez, Anm. d. Red.] weitgezwungen hat, einmal abgesehen. Wir wissen, wie Marc fährt, das habe ich also erwartet. Ich war darauf vorbereitet nach außen auszuweichen." Einen Groll gegen den zweitplatzierten Marquez hegte der nächstjährige LCR-Pilot nicht, im Gegenteil: "Das Rennen hat viel Spaß gemacht, das war fast wie in der Moto3. Der Respekt zwischen den Fahrern war da. Wir brauchen mehr Rennen wie dieses."

Suppo: Besonderes zum Abschied erreichen

Suzuki-Teamchef Livio Suppo konnte am Mikrofon bei ServusTV gar nicht glauben, was sein Pilot in Australien leistete: "Ich bin sprachlos. Alex ist wie ein Tier gefahren." Suzuki hatte zuletzt mit einer, angesichts des Rückzuges eigenartigen erscheinenden, Entscheidung für Stirnrunzeln gesorgt, da kam das Ausrufezeichen auf der Rennstrecke für Suppo gerade recht: "Alex ist eines der besten Rennen seiner Karriere gefahren. Für uns ist es eine schwierige Saison. Die Leute haben schon über uns gelacht, weil wir nächste Wochen nochmal testen und sie das nicht verstehen. Aber ich muss Suzuki danken. Es war keine leichte Entscheidung, aus der MotoGP auszusteigen. Ich hoffe, wir können in den letzten beiden Rennen nochmal etwas Besonderes erreichen."

Etwas Besonderes hat Rins mit seinem Sieg in Australien bereits erreicht. Der 26-Jährige wusste, wem er seinem Triumph widmen sollte: "Es war nicht einfach für uns, da wir wussten, dass das Team nicht weitermachen darf. Wir haben nie das Handtuch geworfen. Wir verdienen diesen Sieg. Er ist für die, die einen Job für nächstes Jahr gefunden haben, aber auch besonders für die, die ihren verloren haben."

Rins: Quali-Schwäche nie behoben, Sieg daher besondere Leistung

Rins bedauerte, dass er in all den Jahren mit Suzuki das große Problem der Japaner im Qualifying nie lösen konnte. Seiner Meinung nach wäre in der GSX-RR das Potential für mehr gewesen, doch zumindest konnte er dem Team einen guten Abschied bereiten: "Unsere Schwäche war immer die Qualifikation. Ich bin seit 2017 mit Suzuki in der MotoGP und wir waren nie in der Lage ein Bike für eine Runde richtig hinzubekommen. Da haben wir große Probleme. In manchen Rennen hatten wir unglaubliche Pace, aber die schlechte Startposition hat uns auf fünfte oder sechste Plätze beschränkt. Der Sieg ist daher besonders süß. Es ist schade, dass Suzuki jetzt geht, aber lasst uns wenigstens als Sieger gehen!"