Jack Miller ist als Frohnatur und Showman der MotoGP bekannt, doch in den letzten Wochen verhagelten ihm eigene Fehler oft die gute Laune. Besonders sein Ausfall nach Pole-Position in Misano nagte am Australier. In Motegi zeigte der Noch-Ducati-Mann nun ein anderes Gesicht: Von Platz sieben gestartet flog er in den ersten Runden in Führung und dann, in einer eigenen Liga fahrend, unbedrängt zum ersten Saisonsieg.

Der Australier konnte nicht anders, als von seinem Japan-Wochenende zu schwärmen: "Das war das Rennen meines Lebens! Seit es am Freitag losging, habe ich mich auf dem Bike unglaublich wohl gefühlt. Alles ging mir leicht von der Hand, das Motorrad funktionierte fantastisch. Alles, was wir ausprobierten, hat es nur noch besser gemacht." Dabei machte es sich der, eigentlich als Regengott bekannte, Australier am Samstag sogar noch selbst schwer: "Das Qualifying lief nicht nach Plan. Im nassen kann ich normalerweise um die Spitze kämpfen, aber ich hatte Probleme und einige Schreckmomente. Ich war ein bisschen angefressen."

Miller in eigener Liga: Überholen mit Leichtigkeit, Vorsprung trotz Schongang

Dieses Gefühl währte jedoch nicht lange, denn schon nach einigen Runden im Rennen war aus Platz Sieben Platz Eins geworden: "Ich hatte einen guten Start. Schon letzte Nacht meinte ich zu meinen Mechanikern, dass ich aufs Ganze gehen werde. Ich fuhr los und schnappte mir die anderen Jungs relativ leicht. Ich hatte Vertrauen, wusste wo meine Bremspunkte waren und kam wie geplant in Führung."

Danach ließ der Australier überhaupt nichts mehr anbrennen: "Ich habe dann Runde für Runde eine Lücke herausgefahren. Als sie bei 3,7 Sekunden war, hielt ich mich zurück und begann Shortshifting, weil ich auf der Geraden durchdrehende Räder hatte. Trotzdem gewann ich immer noch mehrere Zehntel auf meine Verfolger, das war magisch und fühlte sich unglaublich an. Das war das beste Rennen, das ich in meinem Leben gefahren bin. Ich fuhr mit einem Grinsen im Gesicht."

Miller beweist: Kapitel Ducati ist noch nicht abgeschlossen

Millers Dominanz in Motegi ließ auch keinen Zweifel daran, dass er trotz seines bevorstehenden Wechsels zu KTM weiterhin alles für Ducati gibt: "Ich bin einfach 45er Zeiten gefahren, solange es nötig war. Ich dachte niemals, dass ich einen Grand Prix derart dominant gewinnen könnte. Ich kann dem Team nicht genug danken. Ich habe nicht aufgegeben, seitdem ich bei KTM unterschrieben habe. Ich will immer noch die bestmöglichen Resultate holen."

Daher war der erste Sieg der Saison auch so etwas wie eine Erlösung, die die Emotionen hochkochen ließ: "Ich habe auf der Inlap wie ein Baby geheult, ich wusste gar nicht, dass ich das in mir habe. In einem Rennen wie diesem ist dein größter Gegner dein eigener Kopf: Konzentrier dich auf die Aufgabe und mache keine dummen Fehler." Im Gegensatz zum Rennen in Misano ist dies Miller in Motegi mit Bravour gelungen.