Dass Himmel und Hölle manchmal ganz nah beieinander liegen können, musste Jack Miller in Misano auf die unschöne Art und Weise erfahren. Am Samstag noch die erste Pole Position seit fast viereinhalb Jahren [Argentinien 2018, Anm.] bejubelt, doch statt am Sonntag dann auch um den Sieg zu kämpfen, nichtmal einen Punkt eingefahren. Der Grund? Ein früher Sturz, der den Australier ans Ende Feldes zurückwarf.

Dabei sah zunächst eigentlich noch alles gut aus: Miller kam gut weg und verwandelte Startplatz eins ohne Probleme in eine komfortable Führung. Weil Verfolger Bastianini das Tempo nicht gleich mitgehen konnte, löste er sich sogar minimal. "Ich habe gepusht, um mich abzusetzen - oder um die Gruppe zumindest aufzubrechen", berichtet der Australier. "Das lief ganz gut, bis ich meine zweite Runde gestartet habe."

Dann kam Miller nämlich in Kurve drei etwas zu weit nach außen und erreichte Kurve vier mit mehr Geschwindigkeit als üblich. Er berührte den Curb, das Bike wurde instabil. "Ich wusste, dass ich am Limit war. Im Training konnte ich es jedes Mal halten, aber diesmal ist mir die Front leider eingebrochen", beschreibt er. Der Ducati-Pilot rutschte über den Asphalt der Auslaufzone ins Kiesbett - jegliche Hoffnungen auf den ersten Saisonsieg waren dahin.

Miller: Nicht aus Moto2-Rennen gelernt!

Besonders bitter: Schon im Moto2-Rennen hatte sich gezeigt, dass eben jene Kurve vier Probleme bereitete. Das war auch Miller nicht entgangen: "Ich habe das Rennen gesehen, Pasini und Vietti sind dort gestürzt. Ich dachte noch: 'Mach das nicht' - aber ja, das passiert manchmal halt." Als Auslöser für seinen Sturz sah der 27-Jährige überraschend geringe Gripverhältnisse. "Ich weiß nicht warum, vielleicht wegen der hohen Temperatur", rätselt er.

Zwar setzte Miller die Fahrt in der Folge nochmal fort, erreichte das Ziel aber auf einem abgeschlagenen 19. Platz mit mehr als 50 Sekunden Rückstand auf Teamkollege und Rennsieger Francesco Bagnaia. "Diese Monster ohne Heckbremse und ohne Flügel auf der einen Seite des Bikes zu fahren, ist recht schwierig", scherzt er. Und doch hätten sich Bike und Grip gut angefühlt: "Das macht dich nur hungriger. Klar ist es enttäuschend, gestürzt zu sein, aber wir nehmen die positiven Dinge mit und greifen im nächsten Rennen wieder an."