Das MotoGP-Wochenende in Misano begann für Francesco Bagnaia denkbar ungünstig: Langsames Fahren auf der Ideallinie brachte ihm bereits in den finalen Minuten des 1. Freien Trainings am Freitagvormittag eine Grid-Strafe ein. Er hatte LCR-Honda-Pilot Alex Marquez blockiert und muss im Rennen am Sonntag drei Plätze zurück. Im Qualifying wurde er Zweiter und startet folglich von Platz fünf.

Sein Ziel hat der Ducati-Star damit erreicht: "Ich musste es unter die Top Drei schaffen. Aus der dritten Reihe zu starten, wäre zu schwierig geworden." Zusätzlich versüßt wurde Bagnaias Arbeitstag durch schwache Qualifyings seiner WM-Rivalen. Der Führende Fabio Quartararo kam nicht über Platz Acht hinaus, Aleix Espargaro wurde gar nur Neunter.

Bagnaia bietet sich somit am Sonntag die Möglichkeit, weitere Punkte auf seine Kontrahenten gutzumachen. Dank dreier Siege in Folge hatte er den Rückstand auf Espargaro zuletzt schon auf 12 Punkte verkürzt, auf Quartararo fehlen noch 44 Zähler. "Ich möchte nicht zu viel darüber nachdenken und mich lieber auf mich fokussieren. Es wird ein langes Rennen", revidiert der Italiener.

Dennoch: Das schwache Abschneiden seiner WM-Rivalen sorgt für eine durchaus interessante Ausgangslage für den Grand Prix von San Marino. Denn vor Quartararo und Espargaro auf den Plätzen acht und neun qualifizierten sich insgesamt sechs Ducati, Bagnaia eingeschlossen. Jack Miller startet von der Pole Position, dann folgen Enea Bastianini und Marco Bezzecchi. Johann Zarco geht von Platz sieben ins Rennen, Luca Marini von Acht. Einzig der zweite Aprilia-Pilot, Maverick Vinales, liegt als Vierter noch dazwischen.

Dass wiederum führt dazu, dass Bagnaia trotz Startplatz fünf als Favorit für den Sieg in Misano gesehen werden kann. Schließlich sind sich alle Ducati-Piloten der Situation bewusst und werden, auch wenn sie offiziell um den Sieg kämpfen dürfen, alles dafür tun, ihren Markenkollegen bestmöglich zu unterstützen. "Wir wissen, was auf dem Spiel steht. Wir wissen, um was Pecco aktuell fährt", bestätigt Miller.

"Ich weiß nicht, ob ich der Favorit bin", präsentiert sich Bagnaia dennoch bescheiden. "Meine Pace mit dem Medium-Reifen heute Morgen [in FP3, Anm.] war gut, aber alle Ducati-Fahrer sind stark. Jack hat eine bessere Pace als im letzten Jahr, es wird schwer, ihn zu schlagen." Auch seine WM-Rivalen will er noch nicht abschreiben: "Fabio ist stark, die Aprilias ebenfalls."

Trotzdem kann es für Bagnaia bei noch sieben ausstehenden Rennen und 44 Punkten Rückstand natürlich nur ein Ziel geben, in Misano muss der nächste Sieg her. "Ich werde es versuchen", sagt der Italiener. Es wäre eine Premiere: Noch nie gewann ein Ducati-Pilot vier Rennen in Folge.