Seit Anfang Juni ist Marc Marquez in der MotoGP zum Zusehen verdammt. Er wurde zum vierten Mal am im Juli 2020 gebrochenen rechten Oberarm operiert, um eine Fehlstellung zu korrigieren. Seither hat sich Hondas MotoGP-Projekt nicht zum Besseren gewendet. In den fünf Rennen, die in den Zeitraum von Marc Marquez' Zwangspause fallen, holte Honda nur 18 WM-Punkte: Alex Marquez 9, Takaaki Nakagami 7, Pol Espargaro 2. Ersatzfahrer Stefan Bradl konnte noch nicht anschreiben. Macht im Schnitt gerade einmal 3,6 Honda-Punkte pro Rennen.

"Ich habe die neuesten Teile zwar noch nicht ausprobiert, aber als ich in Mugello zuletzt auf dem Motorrad gesessen bin, war es wirklich schwierig zu fahren. Es ist schwierig, die Stärken des Bikes abzurufen. Wir sprechen hier nicht von Kleinigkeiten, sondern von großen Problemen", nimmt Marquez seine Honda-Kollegen in Schutz.

Pol Espargaro verzweifelt zunehmend an der Honda RC213V, Foto: LAT Images
Pol Espargaro verzweifelt zunehmend an der Honda RC213V, Foto: LAT Images

Und dennoch hat die unmittelbare Weiterentwicklung der RC213V für Marquez nicht oberste Priorität: "Die wichtigste Sache ist jetzt nicht das Motorrad, sondern das Projekt an sich und die Koordination zwischen den unterschiedlichen Abteilungen. Wir brauchen einen idealen Informationsfluss. Da wir immer weniger Testtage haben, wird die Arbeit in der Fabrik immer wichtiger. Die Leute in der Fabrik müssen aber auch mit der Crew an der Rennstrecke richtig kommunizieren. Nur wenn das funktioniert, alle Leute an einem Strang ziehen und vor allem auch motiviert sind, können wir aus dieser Krise entkommen."

Marquez richtet einen beherzten Aufruf an die Honda-Führungsebene. "Wir müssen das Team verändern. Damit meine ich nicht, dass wir einzelne Personen austauschen müssen. Es geht um das Konzept. Es ist aber nicht meine Aufgabe, Honda zu erklären, wie sie das Team zu führen haben. Ich bin nur ein Fahrer und als solcher möchte ich das bestmögliche Motorrad zur Verfügung haben. Denn wie jeder andere Repsol-Honda-Pilot bin auch ich hier, um WM-Titel zu gewinnen. Selbst wenn mein Gefühl auch im kommenden Winter nicht gut sein sollte, wird das Ziel dennoch die Weltmeisterschaft bleiben."

Marc Marquez denkt bereits an den kommenden Testwinter, Foto: gp-photo.de / Ronny Lekl
Marc Marquez denkt bereits an den kommenden Testwinter, Foto: gp-photo.de / Ronny Lekl

Und was passiert, wenn Honda auch in Zukunft sein MotoGP-Projekt nicht in den Griff bekommt? Marc Marquez bestritt bislang seine gesamte Karriere in der Königsklasse, die im Jahr 2013 begann, für den japanischen Hersteller. Sein aktueller Vertrag läuft noch bis Saisonende 2024. "Ich habe immer gesagt: 'Honda ist Honda, meine Traummarke.' Sie haben mir viel Respekt entgegengebracht und ich bin sehr dankbar für alles, was sie für mich getan haben. So lange ich Rennen fahre und der Meinung bin, konkurrenzfähig zu sein, will ich aber auch in einem siegfähigen Projekt sein", sagte der achtfache Weltmeister zuletzt gegenüber 'DAZN' und beschloss sein Statement mit einem durchaus vielsagenden Halbsatz. "Wenn nicht…"