Nach seinem besten Qualifying des Jahres ging Aprilia-Pilot Maverick Vinales in Silverstone von Startplatz 2 aus ins Rennen. Schon nach wenigen Metern fiel der Spanier jedoch zurück und fand sich nurmehr auf Platz 7 wieder. Der Grund war nicht, wie vielleicht zu vermuten, technischer Natur. Der 27-Jährige erklärte: "Ich habe das Starting-Device nicht genutzt. Ich hatte einen normalen Start, aber Fabio [Quartararo, Anm. d. Red.] kreuzte meine Linie und ich musste vom Gas. Das ist normal, aber ich hätte beim Start besser agieren müssen."

Nach diesem Rückschlag kämpfte sich Vinales jedoch Schritt für Schritt nach vorne, daher misst er dem Start auch keine große Bedeutung bei: "Mein Rennen hat es allerdings nicht verändert. Ich hatte gewartet, bis ich pushen konnte." Und der Spanier konnte fast bis zum Ende pushen. Dies ermöglichte ihm eine Aufholjagd, die fast in seinem ersten Aprilia-Sieg gemündet wäre. In der Schlussphase war Vinales bereits an der Ducati des Siegers Francesco Bagnaia dran: "In der vorletzten Runde habe ich es probiert. Ich habe mich im letzten Streckenteil sehr stark gefühlt, aber Pecco [Bagnaia, Anm. d. Red.] schmiss die Tür zu. Ich hatte keine Chance. Dann ging ich weit in Kurve eins, weil ich das Heck verlor."

Der Traum von Sieg war ausgeträumt, doch das Fazit viel dennoch positiv aus: "Danach musste ich zusehen, dass mich Jack [Miller, Anm. d. Red.] nicht überholt. Ich muss damit glücklich sein. Wir haben unser Potenzial gezeigt, es geht aufwärts bei uns." Jack Miller auf der zweiten Ducati konnte Vinales jedoch nicht mehr attackieren und komplettierte als Dritter das Podest.

Der Spanier kannte den Grund dafür, warum seine Schlussoffensive nicht zum Sieg reichte, und betonte seine Ambitionen: "Mit noch 4 Runden auf der Uhr fing ich an langsam den Hinterreifen zu verlieren. Ich hatte die Reifen stark belastet, vielleicht zu stark, aber es hat ja fast funktioniert. Ich muss das weiter versuchen, das ist momentan sehr wichtig. Wir fokussieren uns auf die richtigen Punkte. Es ist ein komplett neues Bike und Team für mich, da braucht es Zeit für den nächsten Schritt. Wir müssen das weiter aufbauen, bis wir es auf den ersten Platz schaffen."

Vinales mit Aprilia auf dem Podest angekommen, dennoch viel zu verbessern

Angesichts einer zuvor schwierigen Saison, in der ihm Teamkollege Aleix Espargaro phasenweise um die Ohren fuhr, hat Vinales aber nie aufgegeben: "Ich hatte nie Zweifel. Mein Glaube an das Projekt und in mich selbst war groß. Es war nur eine Frage von Zeit und Arbeit. Wir haben das Potential für die Spitze." Den Beweis für dieses Potential hat der neunfache MotoGP-Sieger in den letzten Rennen erbracht: "In drei Rennen in Folge konnten wir jetzt schon um das Podest kämpfen."

Angesichts seiner Pace konnte man die Frage stellen, ob Vinales nicht bereits der schnellste Mann des Wochenendes in Silverstone war, doch der Spanier lies sich nicht auf diesen Gedankengang ein und mahnte: "Gewonnen hat Ducati. Pecco war heute stärker. Ich habe alles versucht, aber es gibt einige Dinge zu verbessern, auch meinen Fahrstil auf dem Motorrad. Es ist ein Prozess. Wir sind ein gutes Rennen gefahren, aber wir wollen den nächsten Schritt und brauchen mehr Konstanz." Wohin dieser Schritt führen soll, ist klar: "Ich bin glücklich, aber ich hatte mein Auge schon auf den Sieg geworfen."