In den Abendstunden des 5. Juli bahnte sich ein MotoGP-Skandal an: Francesco Bagnaia hatte im Urlaub auf Ibiza einen Autounfall verursacht. Ein Alkoholtest ergab, dass der Ducati-Star das gesetzliche Limit um ein vielfaches überschritten hatte.

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer, in den Sozialen Medien prasselte Kritik auf Bagnaia ein. Da wurde etwa sein Rauswurf bei Ducati oder eine Sperre durch die MotoGP für mehrere Rennen gefordert. Mittlerweile ist der Unfall mehr als vier Wochen her und passiert ist: Nichts.

So manche geforderte Strafe mag in Anbetracht von Bagnaias Vergehen - das zweifelsohne verurteilenswert ist, aber wohl kaum das Ende seiner Karriere bedeuten sollte - durchaus überzogen wirken. Die Tatsache, dass sich aber weder Arbeitgeber Ducati noch die MotoGP zu einer wie auch immer gestalteten Disziplinarmaßnahme oder zumindest einem Statement bemüßigt sahen, sorgte im Paddock aber doch für Verwunderung. Eine Stellungnahme Bagnaias auf seinen Social-Media-Kanälen wenige Stunden nach dem Unfall war während der gesamten Sommerpause das einzig offizielle Statement zu diesem Fall.

Kein Wunder also, dass Bagnaias feuchtfröhliche Ibiza-Nacht am Donnerstag in Silverstone angesprochen wurde. Auf die Frage, ob es ihn selbst verwundere, ohne eine Strafe davon gekommen zu sein, wo das doch in anderen Sportarten völlig konträr gehandhabt würde, antwortete Bagnaia mit einer Gegenfrage an unseren Kollegen Simon Patterson. "Wofür?", wollte er wissen und damit wohl eine klare Trennlinie zwischen seinem privaten und beruflichen Leben ziehen. Teamkollege Jack Miller eilte Bagnaia sofort unterstützend zur Seite: "In welchen anderen Sportarten soll das so sein?" Patterson verwies darauf, dass es zahlreiche Beispiele gäbe, in denen Athleten von den Organisatoren für derartiges Verhalten bestraft worden wären. "Hier entsteht nur Negativität. Das muss doch nicht sein. Pecco hat gesagt, was er zu sagen hatte und fertig."

Das sah auch Bagnaia selbst so: "Ich habe auf meinen Social-Media-Kanälen bereits geschrieben, was ich dazu denke. Was passiert ist, hat nichts mit der MotoGP zu tun, deshalb hat es mich auch nicht in meiner Vorbereitung gestört. Ich konnte mich voll auf die MotoGP konzentrieren. Es war ein Fehler, aber Fehler können leider passieren."