In Assen verlieh Weltmeister Fabio Quartararo der MotoGP-Saison 2022 unfreiwillig neue Spannung. Durch eine Kollision mit Aleix Espargaro beraubte er sich selbst nicht nur aller Punktechancen, während der Spanier immerhin noch auf Platz 4 kam. Der Franzose wurde von den Stewards auch noch mit einer Longlap für das Rennen in Silverstone bestraft.

Der Yamaha-Pilot kann damit seine übliche Taktik kaum anwenden. Normalerweise versucht der Franzose schon zu Beginn eines Rennens die Verfolger mit konstant schnellen Runden abzuschütteln und dann das Rennen von vorne zu kontrollieren. Dieses Wochenende wird anders, wie er selbst weiß: "Es wird eine andere Art von Rennen werden und andere Herausforderung. Ich bin dafür bereit und bin motiviert. Ich werde den Freitag und den Samstag normal angehen. Im Rennen ist aufgrund der Longlap-Strafe eine andere Strategie als sonst von Nöten."

Quartararo wegen Strafe zurückhaltend: Muss nicht gewinnen

Der WM-Führende will daher nicht auf Gedeih und Verderb den Sieg holen: "Natürlich ist es ein wichtiges Rennen für mich, aber auch nicht das letzte Rennen der Saison, also werde ich nicht verrückt. Ich muss nicht so schnell wie möglich durch die Longlap und ich muss auch nicht unbedingt dieses Rennen gewinnen. Ich werde mein Bestes geben und nach dem Qualifying werden wir sehen, wie die Position für das Rennen ist."

Was die Ausführung seiner Strafe angeht, gab Quartararo jedoch zu, seine Meinung während der Sommerpause geändert zu haben. "In den ersten Tagen meines Urlaubs war ich noch versessen darauf, die Longlap so schnell wie möglich zu absolvieren", gestand der Weltmeister. Nach reiflicher Überlegung kam er jedoch zu dem Schluss: "Am Ende kannst du vielleicht ein oder zwei Zehntel gewinnen oder stürzen. Da bevorzuge ich es lieber die ein, zwei Zehntel zu verlieren und das Bike nicht auf den Boden zu werfen."

Bagnaia will Chance nutzen, Espargaro zweifelt

Ducati-Pilot Francesco Bagnaia, Sieger des letzten Rennens in Assen, hat die Weltmeisterschaft trotz 66 Punkten Rückstand noch nicht aufgegeben. Die Strafe für Quartararo könnte ihm bei seiner Aufholjagd helfen: "Ich stimme der Strafe für Fabio nicht zu, aber wir müssen daraus Kapital schlagen. Wenn er die Longlap absolvieren muss, dann müssen wir mehr Punkte aufholen."

Der WM-Zweite, Aprilia-Pilot Aleix Espargaro, ist mit nur 21 Punkten Rückstand wesentlich näher dran am Titelverteidiger. Der Katalane zweifelt jedoch daran, dass seine Chancen aufgrund der Strafe viel besser sind: "Ich glaube nicht, dass es eine schwerwiegende Strafe ist. Ich habe mir die Longlap heute Morgen auf der Strecke angesehen und sie ist nicht so lang. Fabio war hier sehr stark im letzten Jahr, also glaube ich nicht, dass es viel ändert." Quartararo hatte das Rennen im Vorjahr gewinnen können.

Espargaro begründete seine Einschätzung vor allem mit der Streckencharakteristik: "Er muss sie in den ersten Runden absolvieren, also könnte er ein paar Positionen verlieren und muss wieder überholen. In Silverstone kann man aber recht leicht überholen." Daher will sich der Aprilia-Pilot auf sich selbst besinnen: "Ich werde einfach mein normales Rennen fahren. Ich habe es letztes Jahr hier schon genossen und dieses Jahr ist unser Motorrad noch viel besser. Ich werde versuchen ein paar Punkte auf ihn gutzumachen." An 2021 hat Espargaro gute Erinnerungen: Der Spanier wurde Dritter und holte sein erstes Podest für Aprilia.