Die MotoGP-Stewards bleiben 2022 ein leidiges Thema. Die in Assen gegen Fabio Quartararo ausgesprochene Strafe - er muss nach seiner Kollision mit Aleix Espargaro beim Großbritannien-GP eine Longlap absolvieren - sorgt auch fast fünf Wochen später noch für Unverständnis. Nicht nur beim Franzosen selbst, sondern im gesamten Fahrerfeld. Am Donnerstag folgte heftige Kritik der MotoGP-Stars an den Stewards.

"Wo ist der Unterschied?" - MotoGP-Stars kritisieren Stewards

"Was Fabio gemacht hat, war nicht gefährlich. Das schlimmste was hätte passieren können ist, dass beide zu Sturz kommen. Aber in dieser Kurve bringt sich schon niemand um", sagt etwa Pramac-Ducati-Pilot und Quartararo-Landsmann Johann Zarco. "Es ist daher schon sehr merkwürdig, wenn du den Unfall mit dem vergleichst, was Nakagami in Barcelona gemacht hat [Francesco Bagnaia und Alex Rins abgeräumt, Anm.]. Dafür gab es keine Strafe", rätselt der Franzose.

Auch Joan Mir fand kein Verständnis für die Quartararo-Bestrafung: "Als ich das gesehen habe, konnte ich es nicht glauben. Fabio hat nur versucht, zu überholen. Das ist Racing. Er hat die Front verloren, er wollte nicht stürzen."

Der Suzuki-Pilot könne keinen Unterschied zu seinem Vorfall mit Jack Miller in Portugal erkennen. Damals hatte der Ducati-Pilot Mir in Kurve eins abgeräumt, kam aber ohne Bestrafung davon. "Was unterscheidet diese Unfälle?", fragt Mir. "Der Unterschied ist, dass Miller und ich gestürzt sind, Aleix nicht. Und dann bestrafen sie Fabio, aber nicht Miller? Ich verstehe es nicht."

Jack Miller räumte Joan Mir in Portugal auf identische Art und Weise ab, Foto: Screenshot/MotoGP
Jack Miller räumte Joan Mir in Portugal auf identische Art und Weise ab, Foto: Screenshot/MotoGP

Fragen hinterließ die Bestrafung Quartararos auch bei Ducati-Star Bagnaia, der in Silverstone nun womöglich weitere Punkte auf den Franzosen gutmachen kann. "In Katar [Kollision mit Jorge Martin, Anm.] ist mir das Gleiche passiert wie Jack in Portugal oder Fabio in Assen. Wir haben beide keine Strafe bekommen. In Barcelona gab es einen großen Unfall. Das war wirklich fahrlässig, Taka wurde aber auch nicht bestraft", hinterfragt er. "Für uns ist das schwierig zu verstehen, ich stimme nicht mit den Stewards überein."

Quartararo richtet Appell an Stewards: Müssen Balance finden

Quartararo hatte sein Unverständnis bereits Ende Juli, zwei Tage nach Bekanntgabe der Longlap-Penalty via Social Media geäußert. In seinem Statement kritisierte er die Stewards aufs Schärfste. Am Donnerstag schloss sich selbst WM-Rivale und Leidtragender Aleix Espargaro an: "Ich stimme Fabio da völlig zu, als dass ich die Strafe auch nicht verstehen kann."

Schließlich hätte es in diesem Jahr bereits einige andere Beispiele gegeben, in denen die Fahrer deutlich aggressiver gewesen, aber nicht bestraft worden wären, so Espargaro weiter. "Wenn sie diese Unfälle ebenso bestraft hätten, wäre das kein Thema", glaubt er, "aber es muss für jeden gleich sein. Wenn du etwas einen Tag bestrafst und am nächsten nicht mehr, dann ist es schwierig für uns, das zu verstehen."

Quartararo selbst wollte sich am Donnerstag nicht mehr zur Longlap-Penalty äußern, vielmehr richtete der Franzose einen Appell an die Stewards: "Ich kann verstehen, dass sie die Regeln nach dem Barcelona-Crash etwas aggressiver anwenden wollte, aber sie müssen die Balance finden zwischen Strafe und keiner Strafe. Sonst machen sie unseren Sport langweilig!"