Mit acht von 24 Motorrädern stellt Ducati 2022 ein Drittel des gesamten MotoGP-Feldes. Doch der Hersteller aus Borgo Panigale punktet in der Königsklasse nicht nur mit reiner Masse, sondern auch mit Qualität. Mit Francesco Bagnaia, Johann Zarco, Enea Bastianini, Jack Miller, Jorge Martin und Marco Bezzecchi standen in dieser Saison bereits sechs der acht Ducatisti auf dem Podium.

Eine Tatsache, die für Ducati im Kampf um die MotoGP-Krone 2022 zum entscheidenden Vorteil werden könnte. Denn WM-Leader Fabio Quartararo ist im Yamaha-Lager völlig auf sich alleine gestellt und Aleix Espargaro kann mit Maverick Vinales nur auf einen einzigen Markenkollegen zählen. Die Möglichkeiten, Stallorder anzuwenden, sind bei Ducati also ungleich größer.

Bagnaia und Bezzecchi sorgten in Assen für einen Ducati-Doppelsieg, Foto: LAT Images
Bagnaia und Bezzecchi sorgten in Assen für einen Ducati-Doppelsieg, Foto: LAT Images

"Grundsätzlich muss man sagen, dass zwar noch einige Rennen zu fahren sind, wir aber in der Weltmeisterschaft relativ weit zurück liegen", so Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti zuletzt in Assen. Zarco fehlen 58 Punkte auf Spitzenreiter Quartararo, Bagnaia 66, Bastianini 67. "Wir werden natürlich dennoch alles versuchen."

Zählt dazu auch die so verpönte Stallorder? "Mit wenigen Ausnahmen in der Vergangenheit ist Ducatis Standpunkt klar: Wir mögen keine Stallorder", erklärt Ciabatti. "Wenn wir uns im letzten Rennen befinden, ein Fahrer keine Chance mehr auf den Titel hat und ein anderer schon, dann werden wir vielleicht über eine Strategie nachdenken. Das ist aber eine Ausnahmesituation, in der wir uns aktuell nicht befinden. Deshalb wird es auch vorerst keine Stallorder geben."

Beim Saisonfinale 2017 ignorierte Jorge Lorenzo die Stallorder von Ducati, Foto: Ducati
Beim Saisonfinale 2017 ignorierte Jorge Lorenzo die Stallorder von Ducati, Foto: Ducati

Einen Verhaltenskodex gibt die Führungsebene rund um Ciabatti, Gigi Dall'Igna und Davide Tardozzi ihren Piloten dennoch mit auf den Weg: "Grundsätzlich können sie tun, was sie wollen. Wenn ein Fahrer ein Rennen gewinnen kann, dann sollte er es auch gewinnen. Wir wollen aber nicht, dass sie einander mit extremen Manövern angreifen. Sie sollen ihre Markenkollegen noch ein bisschen mehr respektieren als andere Fahrer. Wir haben immer noch die Kollision zwischen Andrea Dovizioso und Andrea Iannone in Argentinien in Erinnerung und würden ähnliche Situationen in Zukunft gerne vermeiden."

Ducatis legendäre Teamkollision

Im Argentinien-Grand-Prix 2016 lagen Dovizioso und Iannone vor der vorletzten Kurve des Rennens ungefährdet auf den Rängen zwei und drei. Iannone wagte aber eine Attacke auf seinen Teamkollegen, rutschte dabei weg und räumte auch Dovizioso ab. Iannone kam nicht ins Ziel, Dovizioso schob seine Desmosedici über die Linie und wurde 13. In nur einer Kurve hatte Ducati zwei Podestplätze und 33 WM-Punkte verloren.