Eigentlich sah am Sonntag in Le Mans lange Zeit alles nach dem zweiten Sieg in Serie für Ducati-Werkspilot Francesco Bagnaia aus. Er führte in Frankreich fast 20 Runden lang. Dennoch steht der Italiener am Ende mit leeren Händen da und muss einen empfindlichen Rückschlag im Kampf um den MotoGP-Weltmeistertitel verdauen.

Zwei Fehler zu viel: Bagnaia wirft Siegchance weg

Von der Pole-Position gestartet fiel Bagnaia zu Beginn des Rennens kurzzeitig hinter Teamkollege Jack Miller zurück, holte sich aber schon in Runde vier die Führung zurück. Diese verwaltete er 16 Umläufe lang, dann attackierte Markenkollege Enea Bastianini in Runde 21. "Bis dahin war es ein perfektes Rennen, ich hatte alles unter Kontrolle", blickt Bagnaia zurück.

Der 25-Jährige musste Bastianini in Kurve drei kurzzeitig passieren lassen, holte sich die Führung aber schon in T6 wieder zurück: "Ich habe mich für die gleiche Taktik wie in Aragon [2021, Anm.] entschieden, als ich gegen Marc [Marquez, Anm.] gekämpft habe. Ich wollte so schnell wie möglich kontern." Das klappte wie gewünscht, nur wenige Momente später unterlief dem Ducati-Star jedoch einer von letztlich zwei rennentscheidenden Fehlern.

"In Kurve acht habe ich mich vertan. Ich wollte stärker bremsen, aber das Vorderrad hat blockiert", beschreibt er. Bagnaia ging weit, Bastianini übernahm die Führung. "Als ich wieder hinter ihm war, wollte ich mir eigentlich keinen Druck machen, weil ich sicher war, dass ich ihn nochmal überholen werde", führt der 25-Jährige aus.

Dazu kam es allerdings nicht, denn Bagnaia ging aus dem Nichts in Kurve 13 zu Boden, ihm war das Vorderrad weggerutscht. "Ich habe Tempo rausgenommen, weil ich wusste, dass so ein Fehler schnell passieren kann. Ich bin langsamer in die Kurve gefahren und gestürzt. Es was sehr merkwürdig", beschreibt er. Noch könne er sich den Sturz nicht erklären, am Medium-Vorderreifen, für den er sich erst kurz vor Rennstart entschieden hatte, habe es jedoch nicht gelegen: "Deswegen bin ich nicht gestürzt."

Bagnaia frustriert: Kann so nicht Weltmeister werden

Extrem ärgerlich ist der Sturz auf Platz zwei liegend dennoch. "Ich habe heute 20 oder 25 Punkte verloren", weiß Bagnaia. Im Kampf um den WM-Titel muss er einen herben Rückschlag verdauen. Während Rennsieger Bastianini den Rückstand zum Führenden Fabio Quartararo auf acht Punkte reduzieren konnte, fehlen dem Ducati-Star bereits 46 Zähler. Er müsse jetzt einige Tage lang über diesen Abflug nachdenken, sagt Bagnaia: "Ich muss reifer agieren. So kann ich nicht Weltmeister werden."