Francesco Bagnaia hat wieder zurück zu alter Stärke gefunden. Was der Ducati-Pilot am Samstag im MotoGP-Qualifying von Jerez auf eine Runde unter Beweis stellte, belegte er mit seinem Start-Ziel-Sieg in Jerez auch im Renntrim. Und das alles trotz einer Schulterverletzung, die er sich beim Portugal GP am vergangenen Wochenende zugezogen hatte.

Seit seinem Sturz auf dem Algarve International Circuit ging es mit seiner Form rapide bergauf. Auf eine starke Aufholjagd in Portugal folgte eine Fabelrunde im Jerez-Qualifying und dann am Sonntag die Krönung mit dem insgesamt fünften MotoGP-Sieg seiner Karriere.

Spanien-Start nur mit Schmerzmitteln möglich

Dabei leidet Bagnaia nach wie vor an der Schulter an den Folgen des Sturzes. Bereits am Freitag kündigte er an, dass er das Rennen nur mit einer gehörigen Portion Schmerzmittel bestreiten könne. Versuche, in FP1 und auch am Sonntag-Vormittag im Warm Up ohne Medikamente auszukommen scheiterten.

Bagnaia gab zu: "Ich habe mir viele Sorgen um das Rennen gemacht, denn heute am Morgen im Warm Up startete ich ohne Schmerzmittel und das war sehr schwierig. Ich hatte viele Probleme." Deshalb bediente sich der Italiener vor dem Start noch einmal in der mobilen medizinischen Einrichtung des Paddocks. "Die Clinica Mobile hat immer etwas Gutes auf Lager, das sie einem verabreichen können und das hat mir im letzten Abschnitt des Rennens sehr geholfen", so Bagnaia.

Bagnaia: Kurve 6 besonders schmerzhaft

Ein Hauptproblem für Bagnaia war, dass der Circuito Angel Nieto in Jerez im Uhrzeigersinn befahren wird, und seine verletzte rechte Schulter somit zusätzlich strapaziert wird. "All die Kurven nach Bremspunkten gehen nach rechts, abgesehen von der letzten Kurve", hielt er fest. An einer Stelle merkte seine Verletzung besonders. "In Kurve 6 war es sehr schwierig das Bike zu stoppen. Es fühlt sich an, als ob jemand mir auf die Schulter drücken würde. Das war sehr schmerzhaft", sagte der Ducati-Werksfahrer.

Trotz dieser permanenten körperlichen Beschwerden blieb Bagnaia fehlerlos und spulte wie ein Uhrwerk Top-Rundenzeiten ab. Wenn man die erste Runde außer Betracht lässt, beträgt die Differenz zwischen seiner schnellsten und langsamsten Rennrunde gerade einmal acht Zehntel, ein Zeitunterschied, der vor allem auf die abbauenden Reifen zurückzuführen ist. In der zweiten Rennhälfte befanden sich sämtliche Runden in einem Intervall zwischen 1:38,2 und 1:38,4.

Diese Zeiten sind besonders beeindruckend, wenn man bedenkt, dass für den Großteil des Rennens außer Quartararo kein Fahrer dieses Tempo mitgehen konnte. Erst auf den letzten paar Umläufen gelangen Aprilia-Pilot Aleix Espargaro ähnlich schnelle Rundenzeiten.

Bagnaia hält Quartararo-Druck stand

Gleichzeitig hing ihm für die gesamte Rennlänge Fabio Quartararo dicht im Heck. Die Distanz zwischen den beiden Dominatoren des Wochenendes lag zu keinem Zeitpunkt bei mehr als neun Zehntelsekunden. Bagnaia hielt dem Druck aber stand "Der Abstand (zu Quartararo) lag nur bei vier oder fünf Zehnteln. In dieser Situation ist es sehr einfach, Fehler zu machen", erklärte der Vize-Weltmeister.

Vielleicht lag genau darin die Erklärung, warum er so gut seine Verletzung ausblenden konnte. "Heute habe ich einfach versucht, perfekt zu fahren, deshalb hatte ich keine Zeit zu viel an die Schulter zu denken", scherzte Bagnaia.