Am Freitagabend hatte noch vieles daraufhin hingedeutet, dass die MotoGP am Samstag in Jerez erstmals im Jahr 2025 einen packenden Kampf mehrerer Piloten um den Sieg im Sprint erleben könnte. Und zumindest das Qualifying lieferte auch: Fabio Quartararo sicherte sich sensationell seine erste Pole Position seit Mandalika 2022, dahinter reihten sich gleich fünf Fahrer innerhalb von 0,242 Sekunden ein. Es war alles angerichtet für ein enges Rennen, doch im Sprint selbst war davon dann nichts mehr zu sehen.

Vielmehr glich die Geschichte des Kurzrennens am Samstagnachmittag jenen aus den ersten vier MotoGP-Sprints des Jahres. Nachdem Marc Marquez in der zweiten Runde die Führung von Quartararo übernommen hatte, kontrollierte er das Geschehen von der Spitze und geriet nie mehr in ernsthafte Gefahr. Selbst ein Verbremser in Kurve sechs ließ wenige Runden vor Schluss keine Spannung mehr aufkommen, stattdessen egalisierte der Spanier mit fünf Sprintsiegen in Serie den bestehenden Rekord von Landsmann Jorge Martin aus dem Herbst 2023.

Marc Marquez bejubelt Sprint-Siegrekord in der MotoGP

Von den unerwarteten Problemen des Trainingsfreitags, den Marquez nur als Viertschnellster beendet hatte, war 24 Stunden später nichts mehr zu sehen. "Wir sind zu unserer Basis aus den ersten drei Rennen zurückgegangen und ich habe mich sofort besser gefühlt", erklärte der Spanier in seiner Medienrunde erfreut und gestand gleichzeitig auch, dass ihm mit dem Sprintsieg vor Heimpublikum eine ordentliche Last von den Schultern gefallen war: "Jeder erwartet, dass ich gewinne und verrückte Dinge mache, aber das ist nicht einfach. Wir sind hier in der MotoGP und ich bin menschlich, wie wir in Austin gesehen haben. Jeder kann Fehler machen."

Marquez machte keinen, Polesitter Fabio Quartararo hingegen schon. Der Franzose übertrieb es beim Versuch, den Angriff von Marquez abzuwehren. Was wohl passiert wäre, wenn Quartararo sitzen geblieben wäre? Wir werden es nie herausfinden. Marquez hatte jedoch lobende Worte für seinen gecrashten Rivalen parat. "Ich dachte, dass ich ihn beim Start schon überholt hatte. Ich sagte mir, dass ich jetzt führen würde, aber dann kam er nochmal zurück. Das hat mich wirklich überrascht", kommentierte die Startnummer 93 sichtlich beeindruckt. "Ich habe dann gesehen, dass ich mehr Pace habe und habe ihn wieder überholt, aber es war wirklich schön, nach so langer Zeit mal wieder mit Quartararo kämpfen zu können."

Marc Marquez auch im Spanien-GP nicht zu stoppen?

Speziell 2019 hatten sich die beiden MotoGP-Stars mehrmals um Rennsiege duelliert, stets mit dem besseren Ende für Marquez. Darauf dürfte der inzwischen 32-jährige Ducati-Pilot auch am Sonntag wieder hoffen, denn Quartararo zeigte sich am Samstag trotz Sturz angriffslustig: "Wir haben die Pace, um das Podium kämpfen zu können. Wir werden sehen, wie mein Gefühl morgen sein wird, aber ich werde ganz sicher alles geben, um mit diesen Jungs da vorne zu kämpfen!"

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Doch hat der Franzose - oder ein anderer Fahrer aus dem aktuellen MotoGP-Grid - realistisch gesehen überhaupt eine Chance gegen WM-Führer Marquez? Schließlich dominierte der Spanier bislang nach Belieben und schien auch im Jerez-Sprint nicht am Limit unterwegs. Bruder Alex Marquez, im Sprint wieder einmal Zweiter und damit erster Verfolger der Nummer 93, glaubt jedenfalls nicht an eine Überraschung. "Von Platz drei wäre ich mit diesem Start heute wohl Erster nach der ersten Kurve gewesen. Ich denke aber nicht, dass sich das Rennen dadurch massiv verändert hätte", gab er mit Blick auf die Performance seines älteren Bruders bedient zu Protokoll.

Francesco Bagnaia hofft auf Trendwende: Wird ein anderes Rennen!

Hoffnung macht neutralen MotoGP-Fans jedoch Francesco Bagnaia. Der 28-jährige Turiner kam im Sprint zwar wieder mal nicht über Platz drei hinaus, kämpfte allerdings mit seinen üblichen Sprintproblemen und dürfte am Sonntag daher in besserer Verfassung auftreten. Das trifft sich deshalb gut, weil Bagnaia in Jerez bereits im Qualifying lieferte und sich direkt neben Marquez in der ersten Startreihe qualifizierte. Damit beginnen die beiden Ducati-Piloten im Spanien-GP erstmals im Jahr 2025 auf Augenhöhe, Bagnaia muss keinem Rückstand hinterherlaufen. "Morgen wird das ein anderes Rennen", zeigt er sich angriffslustig.

Nicht auszuschließen also, dass MotoGP-Fans am Sonntag für den langweiligen Sprint mit einem packenden Zweikampf zwischen Marc Marquez und Francesco Bagnaia wie im Vorjahr entschädigt werden. Sollte das so kommen, was meint ihr: Wer setzt sich durch? Gewonnen haben schließlich beide Fahrer in Jerez schon je dreimal. Lasst uns eure Siegertipps in den Kommentaren zukommen!