Fabio Quartararo war der große Gewinner des MotoGP-Wochenendes in Silverstone. Der Franzose gewann, während seine drei ersten Verfolger in der WM-Wertung schwächelten und ihren Punkterückstand deutlich vergrößerten. Der Großbritannien-GP in der Analyse.

Die Reifenwahl

Niedrige Temperaturen stellten die MotoGP-Fahrer am gesamten Wochenende vor besondere Herausforderungen. Am Sonntag kam der Asphalt lediglich auf 24 Grad, womit die harte Mischung weder als Vorder-, noch als Hinterreifen eine Option war. Ein Großteil der Fahrer setzte auf die Kombination aus Medium/Medium.

Reifenwahl im Großbritannien-GP:

vorne/hintenFahrer
M-M Rins (2.), A.Espargaro (3.), Miller (4.), Binder (6.), Lecuona (7.), Petrucci (10.), Zarco (11.), Bagnaia (14.), Marini (15.), Oliveira (16.), Crutchlow (17.), Rossi (18.), Martin (out)
S-M Quartararo (1.), Mir (9.), Dixon (19.)
M-S P.Espargaro (5.), A.Marquez (8.), Bastianini (12.), M.Marquez (out)
S-S Nakagami (13.)

Sieger Quartararo paarte den Medium-Hinterreifen mit der weichen Mischung vorne - Joan Mir und Jake Dixon taten es ihm gleich. Den weichen Hinterreifen zogen hingegen nur die vier Honda-Fahrer sowie Enea Bastianini auf.

Hektische Startrunde

Am Start mischte sich das Feld nur geringfügig durch: Pol Espargaro verteidigte seine Pole Position, dahinter schob sich aber sein Bruder Aleix vom 6. auf den 2. Rang nach vorne und schob damit Bagnaia und Quartararo, die aus der ersten Reihe gestartet waren, um je einen Platz nach hinten. Marc Marquez räumte mit einem Fehler Jorge Martin ab und nahm damit auf der Startrunde gleich zwei Fahrer aus der zweiten Startreihe aus dem Rennen.

Quartararos Entscheidung

Durch seinen starken Start konnte zunächst Pol Espargaro seine Führung behaupten. Doch bereits in der 4. Runde kam er gehörig unter Druck seines Bruders Aleix. Die beiden Katalanen lieferten sich ein Scharmützel, das Sieger Quartararo in die Karten spielte. Denn der Franzose setzte sich nur kurz nach der missglückten Attacke der Aprilia an die Spitze und diktierte von dort sofort das Rennen.

Von der 6. bis zur 9. Runde war Quartararo viermal in Folge der schnellste Mann im gesamten Feld und fuhr in diesem Zeitraum die drei schnellsten Rundenzeiten des gesamten Rennens. Seinen Vorsprung auf den ersten Verfolger baute er von einer halben Sekunde in Runde fünf auf 2,8 Sekunden im 10. Umlauf aus. Damit war das Rennen um den Sieg bei Halbzeit bereits gelaufen. In Lap 15 hatte Quartararo mit 3,881 Sekunden seinen Rekordvorsprung in diesem Grand Prix, der bis zum vorletzten Umlauf nur noch auf 3,538 Sekunden sank.

Der Kampf um das Podest

Bei Halbzeit lagen die ersten vier Verfolger von Quartararo innerhalb von nur zwei Sekunden: Aleix Espargaro war zu diesem Zeitpunkt Zweiter vor Alex Rins, Pol Espargaro und Jack Miller. Auf dem weichen Hinterreifen verhungerte Pol bis ins Ziel und riss ab, obwohl er in der 11. Runde noch einmal schnellster Fahrer im gesamten Feld war.

Mit Rins, Miller und seinem Bruder Aleix konnte das Honda-Ass an diesem Tag nicht mithalten. In den letzten neun Runden erzielte Rins fünfmal Rundenbestzeit, während Miller von Lap 13 bis 15 der schnellste Pilot im gesamten Feld war und seinen Rückstand auf den letzten Podestplatz in diesen drei Runden von 1,8 auf 0,4 Sekunden verkürzte. Zum finalen Stich gegen Aleix Espargaro sollte es aber nicht mehr reichen, nachdem eine letzte Attacke ins Leere lief.

Was war mit den WM-Rivalen los?

Die Espargaro-Brüder spielen in der WM-Wertung ebenso keine Rolle mehr wie Alex Rins oder Jack Miller. Aus diesem Grund gelangen Quartararo in Silverstone lupenreine "Big Points". Doch was war los mit den direkten Verfolgern? Johann Zarco hatte bereits im Qualifying nur den 9. Rang herausgeholt, lag im Rennen nie weiter vorne als sein Startrang und kam am Ende als Zehnter ins Ziel.

Joan Mir und Francesco Bagnaia hingegen mischten zu Beginn in der Spitzengruppe mit, brachen aber gegen Ende völlig ein. Der Italiener lag in der 15. Runde noch auf dem 8. Rang, büßte in den letzten fünf Umläufen aber noch sechs Ränge ein. Weltmeister Mir hingegen verlor in den letzten drei Runden drei Plätze und kam nur als Neunter ins Ziel. Für beide war es das schlechteste Saisonergebnis.

Ein Schuldiger war schnell gefunden: Die Reifen, die nach übereinstimmenden Aussagen von beiden Piloten gegen Ende völlig einbrachen. Tatsächlich fuhren Mir und Bagnaia in den letzten drei Runden jeweils nur noch Zeiten von über 2:03 Minuten und damit um rund zwei Sekunden langsamer als die Spitze. Nur Luca Marini sowie die beiden Letztplatzierten Valentino Rossi und Jake Dixon waren am Ende ähnlich langsam bis noch langsamer als Bagnaia und Mir.

Fazit: Quartararo macht großen Schritt

Fabio Quartararo zog seinen direkten Konkurrenten mit dem Sieg in Silverstone auf und davon. Während Johann Zarco, Joan Mir und Francesco Bagnaia jeweils ihr schlechtestes Saisonergebnis einfuhren, holte der französische WM-Leader im zwölften Rennen seinen fünften Sieg. In der Gesamtwertung hat er nun bereits 65 Punkte Vorsprung bei nur noch sechs ausstehenden Rennen. Holt er in den nächsten drei Rennen um zehn Punkte mehr als seine direkten Verfolger, könnte Quartararo bereits Anfang Oktober in Austin als neuer MotoGP-Champion feststehen.