Beinahe wäre es am Sonntag in Spielberg zu einem MotoGP-Märchen in Gelb gekommen. In einem Chaos-Rennen lag Valentino Rossi nur zehn Tage nach seiner Rücktrittsankündigung zwei Runden vor Schluss auf einem Podestrang. Und das auch noch vor der mit über 85.000 Zusehern größten Kulisse seit Ausbruch der Corona-Pandemie, von denen tausende in Gelb gekleidet waren.

Doch es sollte nicht sein. Die Aufholjagd jener Piloten, die bei einsetzendem Regen das Motorrad gewechselt hatten, sowie der Widerstand der jungen Garde rund um Bruder Luca Marini sorgte dafür, dass am Ende für Rossi nur der 8. Rang blieb. Das ist zwar sein bestes Ergebnis der bislang inferioren Saison, der 42-Jährige trauerte dem verpassten MotoGP-Märchen dennoch ein wenig nach. "Es wäre sehr schön gewesen", sagte er etwas wehmütig in seinem Videocall nach dem Grand Prix von Österreich.

"Dieses Rennen war unglaublich", holte Rossi aus. "Der Punkt, an dem sich die Fahrer auf Slicks und jene, die gewechselt hatten, getroffen haben, war ausgerechnet drei Kurven vor Schluss. Es war sehr spannend. Zu einem bestimmten Punkt war ich sogar auf dem Podium, aber am Ende gab es immerhin ein gutes Ergebnis und das ist gut für mich und das Team in diesen schwierigen Zeiten."

MotoGP-Talk: Wie sehr wird Valentino Rossi der MotoGP fehlen? (27:56 Min.)

Poker im Regen ging auf

Rossi war einer von nur acht MotoGP-Fahrern gewesen, die sich in den letzten vier Runden durch den immer stärker werdenden Regen gequält hatten. "Ich habe mich gegen einen Stopp entschieden und es war die richtige Entscheidung, da ich meine Position dadurch verbessern konnte", führte Rossi trocken aus. Tatsächlich lag Rossi nur auf Rang 12 bevor die ersten Fahrer die Box ansteuerten.

"So etwas ist immer eine Entscheidung des Instinkts und ich wollte fünf oder sechs Runden vor dem Ende nicht an die Box kommen, weil dich das ca. eine Minute kostet. Wir hatten ja keinen Wolkenbruch, sondern zunächst nur ein paar Regentropfen", führte Rossi aus, der mit Seiner Strategie Vorbild für seine deutlich jüngeren Verfolger war.

"Ich glaube, Luca (Marini; Anm.) wollte an die Box, hat sich aber anders entschieden, als er gesehen hat, dass ich draußen bleibe. Am Ende hat er mich geschlagen. Scheiße gelaufen", scherzte Rossi. In der vorletzten Runde zog nicht nur Marini, sondern der ebenfalls auf Slicks gebliebene Iker Lecuona am Altmeister vorbei und ließen seinen Podesttraum damit platzen, noch bevor im letzten Umlauf auch noch Francesco Bagnaia, Jorge Martin und Joan Mir auf Regenreifen Rossi stehen ließen.

Endlich wieder ein gelbes Meer

Dennoch feierte Valentino Rossi auf der Auslaufrunde. "Endlich wieder volle Tribünen mit Fans", freute er sich. "Die ersten Minuten nach dem Zieleinlauf waren daher sehr emotional für mich. Denn es herrschte wieder eine Art Normalsituation mit vielen Zuschauern in gelben T-Shirts oder mit gelben Kappen. Auch dass sich die Rennstrecke mit einem Banner auf einem Helikopter von mir verabschiedet hat, war eine sehr schöne Geste."

Denn es war der letzte Auftritt von Valentino Rossi in Österreich, wo er einst in einem 125ccm-Rennen seinen ersten Podestplatz in der Weltmeisterschaft geholt hatte. Das 200. Podium in der Königsklasse wäre das perfekte MotoGP-Märchen gewesen. "Vale, Vale"-Sprechchöre gab es auf den Tribünen aber auch für Rossis 8. Platz.