Am Samstag bot sich den MotoGP-Fans in Assen wieder einmal ein unrühmliches Schauspiel: In der Moto3 kam es bereits im 3. Training zu einem schweren Unfall wegen der üblichen Bummelei, der WM-Leader Pedro Acosta seinen Renneinsatz am Sonntag kosten könnte. Im Qualifying wurde erneut so dreist auf Windschatten gewartet, dass eine Handvoll Fahrer die Ziellinie nicht mehr rechtzeitig für ihre schnelle Runde erreichten. Schließlich ging auch im Qualifying der MotoGP im zweiten Stint von Q1 eine Schlange in der Länge von neun Mann auf die Piste.

Jack Miller, der diese Sessions allesamt als Zuschauer verfolgte, brachte dieses Verhalten zur Weißglut: "Diese Idioten sollten dazu fähig sein, ihre Rundenzeit allein zu fahren. Sie sollten nicht langsamer werden und aufeinander warten auf der Ideallinie. Ich hätte heute Morgen fast Jorge Martin abgeräumt, der in der Mitte von Kurve 6 - einer der schnellsten Stellen dieser Strecke - beinahe stehen geblieben ist."

Die Bummelei ist seit Wochen Thema in etlichen Gremien der MotoGP, so auch zuletzt in der Safety Commission, in der sich die Fahrer der Königsklasse mit der Rennleitung austauschen können. "Ich habe meinen Standpunkt dort klar dargelegt. Aber es gibt einige Fahrer, die ständig in solche Situationen verwickelt sind und dieses Verhalten verteidigen, weil es in ihren Augen nicht unsicher sei."

Miller prangert Doppelmoral an

Miller redete sich in seinem Videocall regelrecht in Rage: "Du weißt nie, wann von hinten ein Motorrad kommt. Das kannst du gar nicht wissen! Daher habe ich ihnen klar gesagt: Das ist Doppelmoral. Wie könnt ihr die Jungs (in der Moto3, Anm.) deswegen verurteilen, wenn ihr es wenig später genauso macht. Aber sie bestehen drauf, dass es sicher genug ist, und besitzen die Dreistigkeit ihr Verhalten zu verteidigen."

Zwist bei Honda nach Marquez-Highsider in Assen (11:44 Min.)

Vor den TV-Kameras seien aber ausgerechnet jene Fahrer die größten Mahner. "Sobald es die Jungs (der Moto3; Anm.) tun, sind diese Piloten die ersten, die sich darüber aufregen. Das sei schlecht für das Image des Sports, würde im Fernsehen nicht gut aussehen und das ganze Blabla."

"Das ist doch Doppelmoral-Bullshit", so Miller, der aber nicht spezifizieren wollte, welchen MotoGP-Kollegen er dieses Verhalten unterstellt. "Diese Leute wissen schon, vom wem ich hier spreche. Jeder einzelne von ihnen weiß es." In Q2 waren acht Fahrer Johann Zarco aus der Boxengasse gefolgt: Marc Marquez, Iker Lecuona, Jorge Martin, Danilo Petrucci, Lorenzo Savadori, Luca Marini, Enea Bastianini und Alex Marquez. Den Sprung in die Aufstiegsränge schaffte keiner von ihnen.