Danilo Petrucci ist eigentlich ein gelassener Zeitgenosse. Im MotoGP-Qualifying am Sachsenring brannten dem Italiener aber die Sicherungen durch. Wildes Gestikulieren gipfelte nach einer zerstörten Runde in einem Mittelfinger gegen seinen Landsmann Bastianini.

"Er hat auf der Strecke geschlafen und die Linie gekreuzt, als ich angekommen bin", ärgerte sich Petrucci einige Stunden nach der Aktion in einem Videocall noch immer. "Unmittelbar danach ist er sogar von der Strecke gefahren. Ich habe keine Ahnung, was er sich bei dieser ganzen Aktion gedacht hat."

Petrucci musste seine erste fliegende Runde des zweiten Stints abbrechen und konnte erst in der Folgerunde seine Bestzeit erzielen. "Ich habe dadurch rund zwei Zehntel verloren, die du üblicherweise auf der ersten fliegenden Runde mit dem neuen Reifen an Vorteil hast", ist sich Petrucci sicher. Für einen Q2-Einzug hätte es für den Italiener dennoch nicht gereicht, denn am Ende lag er als 19. viereinhalb Zehntel hinter der nötigen Hürde.

Schwacher Trost für Petrucci: Für seine Aktion wurde Bastianini fast fünf Stunden nach Ende des Qualifyings mit einer Grid-Strafe bedacht. Der Italiener muss am Sonntag seinen 15. Rang räumen und geht stattdessen von P18 unmittelbar vor Petrucci ins Rennen.

Petrucci beklagt Qualifying-Format

Da es auch im zweiten Qualifying-Abschnitt zu kuriosen Szenen mit wartenden Fahrern auf der Strecke kam, ließ sich Petrucci zu einem Seitenhieb auf das aktuelle Reglement hinreißen: "In einem nur 15-minütigen Qualifying wird es immer dazu kommen, dass viele Fahrer zur selben Zeit im gleichen Teil der Strecke sind - besonders auf einer Strecke wie dieser, wo jede Zehntelsekunde zählt."

"Als das Qualifying noch 45 Minuten gedauert hat, gab es sowas nicht. Damals haben einige Fahrer schon zu Mitte der Session ihre schnellste Zeit gefahren, andere erst gegen Ende, aber man traf sich so gut wie nie auf der Strecke. Im aktuellen Format hast du im Grunde nur zwei Versuche auf frischen Reifen", kritisierte Petrucci.

Eine Änderung des Qualifying-Formats wurde auch von mehreren Teamchefs der Moto3 an die Dorna herangetragen. Aufgrund der Attraktivität des aktuellen Formats für die TV-Liveübertragungen sei eine Abkehr davon für den MotoGP-Promoter aber kein Thema.