Das VR46-Team ist der spektakuläre Neuzugang in der MotoGP-Startaufstellung des nächsten Jahres. Hinter den Kulissen werden aktuell die Weichen für die sportliche Zukunft des Projekts von Valentino Rossi gestellt.

In Le Mans gab der 42-jährige Italiener Auskunft über den Stand der Verhandlungen über die Motorräder für 2022: "Wir sprechen im Moment noch mit Ducati und Yamaha. Beide Optionen haben Vor- und Nachteile. Im Moment würde ich sagen, die Chancen stehen ausgeglichen 50:50."

Rossis explosiver Flirt mit Yamaha

Vor allem Rossis Verhandlungen mit Yamaha bergen einigen Zündstoff, da davon auch die sportliche Zukunft des Petronas-Rennstalls, für den er in der laufenden Saison fährt, beeinflusst wird. Das malaysische Team stieß 2019 zur MotoGP-Klasse und fuhr für Yamaha bislang 16 Podestplätze (darunter sechs Siege) ein. Damit war man zweimal in Folge bestes Privat-Team, brachte 2019 mit Fabio Quartararo den Rookie des Jahres hervor und mit Franco Morbidelli im Vorjahr den Vizeweltmeister.

Dass mit Rossi ausgerechnet einer der beiden Fahrer seinem Team den Motorrad-Lieferanten wegschnappen könnte, kommt bei den Malaysiern nicht gut an. Zumal das VR46-Team vom saudi-arabischen Petro-Konzern Aramco finanziert wird, der in direkter Konkurrenz zum malaysischen Öl-Multi Petronas steht.

Eine finale Entscheidung, ob Rossis Rennstall 2022 mit Yamaha oder Ducati fährt, erwartet der MotoGP-Superstar erst nach dem Rennen in Mugello. "Ich entscheide das ja nicht alleine", sagte Rossi am Freitag in seinem Videocall.

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Morbidelli blickt in ungewisse Zukunft

Von dieser Entscheidung hängt auch Franco Morbidellis sportliche Perspektive ab. Der Italiener hat - vorbehaltlich etwaiger Ausstiegsklauseln - für 2022 einen gültigen MotoGP-Vertrag mit dem Petronas-Team. In Jerez verriet er dem italienischen TV-Sender SkySports, dass ihm von einem Arbeitgeber für die kommende Saison ein vollwertiges Werks-Motorrad zugesagt wurde.

Ob das nun eine Yamaha oder ein anderes Fabrikat sein wird, ist noch unklar. "Wir müssen abwarten, da noch einige Entscheidungen in der Beziehung zwischen Yamaha und meinem Team offen sind. Es muss erst geklärt werden, ob man miteinander weitermacht", sagte der MotoGP-Vizeweltmeister am Freitagnachmittag in Le Mans.

Er vertraue darauf, dass sich die Teamführung rund um Razlan Razali und Johan Stigefelt um das versprochene Full-Factory-Bike für 2022 kümmern. Deshalb flirtet Morbidelli aktuell auch nicht mit anderen Herstellern, die ihn womöglich von Petronas loseisen könnten: "Ich habe mit niemandem gesprochen, der nicht zu unserem Team gehört. Ich weiß, dass einige Werke Interesse an mir haben, aber unterhalten habe ich mich bislang mit niemandem."

Ducati hatte zuletzt Gespräche mit VR46 und Gresini bestätigt, nicht aber mit Petronas. Sollte sich Yamaha für Rossis Team entscheiden und Ducati mit Gresini zusammenarbeiten, könnten die Malaysier am Ende zu einer Zusammenarbeit mit Aprilia gezwungen sein. Denn Suzuki hegt aktuell doch kein Interesse an einem Kundenteam, während KTM und Honda ihre aktuellen Kooperationen mit Tech3 bzw. LCR weiterführen werden. Die Entscheidung des VR46-Teams ist somit der Schlüssel zur exakten MotoGP-Startaufstellung der Saison 2022.