Erwarte das Unerwartete! Das kann die ganze MotoGP-Szene als Maxime für die Saison 2020 verinnerlichen. Denn am Sonntag in Le Mans nahmen die Dinge wieder einmal nicht den üblichen Verlauf. Kurz vor dem Start einsetzender Regen sorgte für ein Überraschungspodium mit Danilo Petrucci, Alex Marquez und Pol Espargaro, während die Titelanwärter größtenteils baden gingen.

Bester unter ihnen war noch Andrea Dovizioso, der Vierter wurde. Zwischenzeitlich sogar in Führung gelegen, konnte der Ducati-Star aber dennoch nicht restlos zufrieden mit seiner Leistung im Frankreich-GP sein. Er haderte mit seiner Reifenwahl. Die Kombination Soft/Soft lieferte in der Schlussphase kaum noch Grip.

Fabio Quartararo, Joan Mir und Maverick Vinales kämpften nur um den neunten Rang. Für Quartararo und Mir war es das erste MotoGP-Rennen im Regen, was ihre Leistungen durchaus in ein ordentliches Licht rückt. Vinales wurde, wie Mir, in der ersten Runde vom Sturz Valentino Rossis beeinträchtigt und fiel ans Ende des Feldes zurück.

So gehen die Top-Vier nur durch 19 Punkte getrennt in die letzten fünf Saisonrennen in Aragon (zwei Mal), Valencia (zwei Mal) und Portimao. Sie analysieren ihre Position im MotoGP-Titelkampf 2020.

Fabio Quartararo: "In der letzten Runde habe ich zum ersten Mal überhaupt an die Weltmeisterschaft gedacht. Als mich Joan überholt hat, habe ich mir gedacht, dass ich sofort kontern muss. Als ich dann vor ihm und Maverick ins Ziel gekommen bin war ich auch sehr zufrieden. Beim Blick auf die Videowall habe ich dann aber einen Typen in Rot gesehen, der gewonnen hat. Ich dachte, dass es Dovi war und er mir so in der WM deutlich nähergekommen ist. Zum Glück war es aber Danilo und auch Alex und Pol sind noch vor Dovi gelandet. So war ich dann ganz zufrieden, denn mein erstes Regenrennen hätte auch viel schlechter laufen können. So bin ich in der WM immer noch vorne."

MotoGP-Analyse Le Mans: Die Stunde der Außenseiter (33:30 Min.)

Joan Mir: "Ich hatte kein gutes Rennen, aber Fabio auch nicht. Wir haben beide nicht die Positionen belegt, die wir uns erwartet haben. Für mich ist es aber okay, denn Fabio war im Trockenen der Schnellste und hatte eine große Chance auf den Sieg. Ich war hingegen nicht wirklich stark und hätte so deutlich mehr Punkte auf ihn verlieren können. Diese eine schlechte Rennen hier können wir uns leisten, aber in Aragon darf sich das nicht wiederholen. Ich muss mein Gefühl für das Motorrad wiederfinden und auf das Podium zurückkommen."

Andrea Dovizioso: "Ich muss zufrieden sein. Natürlich hatte ich heute die Chance, mehr Punkte gutzumachen. Man muss sich aber immer den Stand vor und nach dem Rennwochenende ansehen - das ist das Einzige, was zählt. Jeder hat in diesem Rennen viel von uns erwartet, weil wir in der Vergangenheit im Regen viel gewonnen haben, aber für einen Sieg im Nassen muss man auch großes Risiko eingehen. Ich wäre heute ein paar Mal fast gestürzt. Wenn man bei diesen Verhältnissen ein paar Punkte aufholt, muss man also zufrieden sein. Die Meisterschaft ist völlig offen, denn wir hätten hier auch im Trockenen eine gute Chance gehabt. Fabio war zwar schnell, aber er hatte am Start auch viele Ducatis um sich. Da hätte alles passieren können. Unser Speed ist nach wie vor nicht besonders gut, aber die anderen Fahrer haben auch ihre Schwächen. Es ist eine verrückte Saison und jedes Rennen hat eine andere Geschichte. Wir müssen an uns glauben."

Dovizioso führte in Le Mans, am Ende reichte es nur zu P4, Foto: LAT Images
Dovizioso führte in Le Mans, am Ende reichte es nur zu P4, Foto: LAT Images

Maverick Vinales: "Ich habe nur einen Punkt auf Fabio verloren. Dennoch möchte ich nicht sagen, dass in der WM heute nichts passiert ist, denn ich hätte auch zehn Punkte auf Fabio gutmachen können. Ich habe auch versucht, ihn im letzten Sektor noch einmal anzugreifen, aber das Risiko war zu groß. Wir hätten beide stürzen können. Jetzt geht es nach Aragon, wo ich immer sehr gerne fahre und wo ich 2019 auch stark war."