Bei Yamaha hängt der Haussegen trotz der Führung in allen drei WM-Wertungen der MotoGP gehörig schief. Zunächst machten in Jerez Motor-Probleme das Leben der Fahrer schwer, dann tauchten in Spielberg massive Probleme mit den Bremsen auf, die im schlimmen Crash von Maverick Vinales gipfelten.

Vor dem Rennen in Misano wurde ein neuer wunder Punkt offenkundig: Defizite in der Testarbeit. Denn obwohl im Winter mit Jorge Lorenzo ein erstklassiger MotoGP-Testfahrer verpflichtet wurde, machte Yamaha von dieser Ressource bislang kaum Gebrauch.

So testeten vor zwei Wochen etwa Honda, Ducati und KTM in Misano, wo ein neuer Asphalt die Einsatzfahrer an diesem Wochenende vor neue Herausforderungen stellen wird. Yamaha hingegen verzichtete auf diese Möglichkeit.

Schon im 1. Training im Nachteil?

So ärgerte sich Valentino Rossi in der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz am Donnerstag: "Wir müssen hier morgen von Null beginnen und einiges neu verstehen, was Teams wie Ducati und KTM bereits beim letzten Test erledigt haben. Dadurch wird es für uns härter."

WM-Leader Fabio Quartararo fügte hinzu: "Schon im Juni waren viele Tesfahrer hier, aber Yamaha nicht. Ich will jetzt nicht sagen, dass wir dadurch einen klaren Nachteil haben. Aber ein paar Kommentare, wie unser Motorrad auf dem neuen Asphalt funktioniert, wären schon hilfreich gewesen."

"Ich verstehe nicht, wieso man Jorge Lorenzo nicht öfter einsetzt. Er ist so um die 20 Runden beim ersten Test in Sepang gefahren und das war es", ärgerte sich Quartararo über die verpassten Test-Chancen. Rossi ging in seiner Kritik sogar noch einen Schritt weiter: "Manchmal geschehen bei Yamaha Dinge, die man nur schwer erklären kann."

Europa-Testteam nach nur einer Saison eliminiert

So führte Yamaha erst Ende 2018 ein in Europa stationiertes Testteam ein, um dem erfolgreichen Beispiel aller anderen Hersteller zu folgen. Mit Jonas Folger bestritt man einige Test-Einsätze, ehe man das in Italien stationierte Team mit Saisonende 2019 bereits einstellte und Folger vor die Tür setzte. Lin Jarvis erklärte damals, dass die grundsätzliche Testarbeit wieder in Japan von Kotah Nozane und Katsuyuki Nakasuga geleistet werden solle.

Von der Verpflichtung von Lorenzo Anfang des laufenden Jahres als Edeltester und Bindeglied zwischen japanischem Testteam und MotoGP-Einsatzmannschaft erhofften sich viele bei Yamaha einen Aufschwung, doch seit dem ersten Test in Sepang kam der dreifache MotoGP-Weltmeister nicht mehr zum Einsatz.

"Ich war sehr glücklich, als ich gehört habe, dass Jorge unser neuer Testfahrer wird. Er ist einer der erfolgreichsten Piloten auf der M1 und ich dachte, dass er uns sehr helfen könnte. Man sieht ja, was Pedrosa in nur einem Jahr bei KTM vollbracht hat. Ich weiß nicht, warum Yamaha nun darauf verzichtet", ärgerte sich Rossi.