Lediglich zwei Stürze gab es am ersten Trainingstag der MotoGP in Jerez. Beide gingen auf das Konto der Repsol-Honda-Piloten. Die Marquez-Brüder crashten je einmal in FP1. Marc erwischte es in der langsamen Kurve zwei, Alex in der flotteren achten Kurve. Die Honda RC213V erarbeitete sich bereits in den vergangenen Jahren den Ruf als das am schwierigsten zu fahrende Bike der Königsklasse. Daran scheint sich 2020 nichts geändert zu haben.

Stattdessen dürfte sich die Situation bei Honda in diesem Jahr weiter verkompliziert haben. Schuld daran dürfte unter anderem die neue Hinterreifenkonstruktion von Michelin sein. "Wir haben damit mehr Grip am Hinterrad, was am Kurvenausgang natürlich gut sein kann. Es bedeutet aber auch, dass das Motorrad dadurch mehr über das Vorderrad schiebt", erklärt Marc Marquez.

Klassisches Untersteuern also, dass laut dem Weltmeister vor allem die Reihenvierzylinder-Bikes von Yamaha und Suzuki weniger treffen dürfte: "Mehr Grip am Hinterrad ist besser für sie, weil sie das besser nutzen können. Wir müssen hingegen unser Setup anpassen. Am Nachmittag haben wir das heute bereits versucht, aber es ist uns leider nicht gelungen. Mein Gefühl für das Motorrad ist noch nicht das beste und es fällt mir aktuell auch schwer, wirklich präzises Feedback zu geben."

Ungewöhnlicher Sturz für Marc Marquez

Der Sturz von Marc Marquez wirkte in den TV-Bildern sehr eigenartig. Das Vorderrad der Honda hoppelte über den Asphalt, ehe der Dominator des Vorjahres unsanft am Asphalt landete. Dafür hatte Marquez aber eine logische Erklärung parat: "Ich habe die Kontrolle über das Vorderrad verloren und bin dann mit dem Fuß von der Raste abgerutscht. Dann bin ich mit dem Fuß über den Boden geslidet und das Motorrad hat zu schaukeln begonnen. Das war der Grund für diesen eigenartigen Crash."

Marc Marquez konnte seinen Vorderradrutscher nicht mehr retten, Foto: Screenshot/MotoGP
Marc Marquez konnte seinen Vorderradrutscher nicht mehr retten, Foto: Screenshot/MotoGP

Rookie Alex Marquez nannte ähnliche Gründe für seinen Crash wie Bruder Marc. Auch ihn ließ das Vorderrad im Stich. "Ich war etwas zu optimistisch. Am Vormittag war der Grip noch wirklich gut, am Nachmittag dann deutlich schlechter. Ich war am Kurveneingang etwas zu weit außen, wollte aber dennoch die Linie halten weil ich auf einer schnellen Runde war. Dann habe ich mich auf der schmutzigen Oberfläche zu weit reingelehnt und das Vorderrad ist mir eingeklappt. Bei dieser Hitze muss man mit der Honda besonders auf die Front achten. Da bezahlt man für seine Fehler deutlich schneller als mit anderen Bikes."

Stürze als Teil des Honda-Alltags

Eine Charakteristik, auf die sich Alex Marquez einstellen wird müssen, glaubt Honda-Routinier Marc: "Mit unserem Motorrad ist es schwierig, das Limit zu finden und dazuzulernen. Das habe ich schon im Vorjahr gesagt, als Jorge sich beschwert hat. Wenn du mit der Honda etwas lernen willst, dann musst du oft stürzen. Keine Ahnung, wie viele Crashes ich damit schon hatte. Ich bin meinem Stil aber immer treu geblieben. In den Trainings gehe ich ans Limit und im Rennen versuche ich dann, mich innerhalb davon zu bewegen."

Rookie Alex will sich daran ein Beispiel nehmen: "Ich bin Rennfahrer. Das ist mein Job und Stürze sind ein Teil davon. Ich habe keine Angst davor. Wenn ich in einem Jahr 25 Mal stürzen muss, um schnell zu sein, dann werde ich das auch machen."