Cal Crutchlow holte vor dem MotoGP-Rennen in Jerez zu einer Breitseite gegen Pol Espargaro aus. Die Verpflichtung des Katalanen bei Repsol Honda ab 2021 sorgte dafür, dass Alex Marquez zu LCR-Honda abgeschoben wird, was wiederum Crutchlow seinen Stammplatz für die nächste Saison kostet.

Der Brite zeigte sich daher bei einem Pressetermin sauer: "Dass ich gehen muss, war keine Überraschung für mich. Was mich aber schon überrascht hat ist, wen sie gewählt haben. Ich will nicht respektlos sein, aber sie haben sich für einen Typen entschieden, der in sechs Jahren MotoGP eine Podiumsplatzierung geholt hat."

Tatsächlich war Espargaro in seinen bisherigen 104 MotoGP-Starts nie weiter vorne zu finden als auf Rang 3. Und auch das schaffte er nur einmal - auf KTM in einem chaotischen Saisonfinale in Valencia vor zwei Jahren. Darüber hinaus hat er auch nur einen vierten Platz zu Buche stehen - aus seiner Rookie-Saison bei Tech3-Yamaha.

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Schon im Vorjahr ausgebootet

Crutchlow kritisierte Hondas Entscheidung daher: "Wenn sie beispielsweise Dovi verpflichtet hätten, dann wäre die Situation für mich eine andere gewesen und ich hätte ein besseres Gefühl gehabt." Viele seiner Fans fühlten sich bereits im Vorjahr brüskiert, als nach dem überraschenden Rücktritt von Jorge Lorenzo Alex Marquez als Nachfolger im Werksteam präsentiert wurde, während Crutchlow bei LCR-Honda bleiben musste.

Dabei war der Brite in den vergangenen beiden Jahren der zweitbeste Punktelieferant für Honda hinter Marc Marquez. Einen Sieg und fünf weitere Podestplätze holte Crutchlow 2018 und 2019, während die alternden Stars Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo im Werksteam ohne einen einzigen Podestplatz blieben. "In den vergangenen vier Jahren war ich der einzige Honda-Fahrer, der nahe an Marc dran war", verlautbarte Crutchlow vollmundig.

Honda-Teamchef Alberto Puig führte seine Entscheidung zugunsten von Espargaro bereits vor der Abreise nach Jerez in einem Video-Interview mit der offiziellen Webseite der MotoGP aus: "Er (Pol) hat einige Erfahrung in der WM und hat mit der Entwicklung der KTM sehr gute Arbeit geleistet. Wir denken, dass sein Fahrstil zu unserem Motorrad passt. Er wird eine gute Unterstützung für Marc sein."

Crutchlow nicht sauer auf Honda

Groll gegen seinen Noch-Arbeitgeber hegt Crutchlow allerdings nicht: "Ich bin Honda nicht böse. Fünf großartige Jahre liegen hinter uns, 2020 wird das sechste sein. In dieser Zeit haben wir viele schöner Erinnerungen gesammelt, drei Rennen gewonnen und sind zwölf Mal auf das Podium gefahren."

Am Freitag in Jerez zeigte Crutchlow prompt, dass er mit seinen 34 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen gehört: Mit lediglich 0,088 Sekunden Rückstand auf den Tagesschnellsten Marc Marquez belegte der Brite im Klassement der beiden Trainings den dritten Rang und lag damit deutlich vor seinen Markenkollegen Taka Nakagami (14.) und Alex Marquez (17.), aber auch vor Pol Espargaro (8.).