Es ist kein Geheimnis, dass die Dorna daran interessiert ist, den MotoGP-Rennkalender in Zukunft immer weiter zu vergrößern. Ebenso klar ist aber auch, dass der Zeitraum, in dem MotoGP-Rennen stattfinden können, begrenzt ist. Eine Möglichkeit, mehr Platz für weitere Rennen im Kalender zu schaffen, wurde beim Saisonfinale in Valencia diskutiert.

Um mehr Raum für weitere Termine im Rennkalender freizuschaufeln, könnten die Rennwochenenden von drei auf zwei Tage verkürzt werden. Damit wären die Zweirad-Helden nur am Samstag und am Sonntag auf der Rennstrecke unterwegs, der Trainings-Freitag würde komplett wegfallen.

Wie die genaue Aufteilung der einzelnen Sessions an zwei Tagen aussehen würde, wurde beim Saisonfinale noch nicht diskutiert. Lediglich über die Möglichkeit, eine solche Änderung überhaupt in Erwägung zu ziehen. Und schon allein diese Diskussion stieß auf unterschiedlichste Resonanzen.

Jack Miller: Zwei-Tage-Wochenende ist unmöglich

So erklärte beispielsweise Pramac-Pilot Jack Miller, dass er mit einen Umstieg auf ein Zwei-Tage-Wochenende überhaupt nicht einverstanden sei. "Ich denke, wir könnten nicht nur am Samstag und Sonntag fahren. Das würde einfach nicht gehen", erklärte der Australier und nannte auch gleich den Grund für seine Ablehnung: "Das würde bei der Art und Weise, wie unser Qualifying funktioniert, gar nicht gehen."

Auch wenn die Qualifying-Sessions offiziell erst am Samstagnachmittag starten, müssen die MotoGP-Piloten jedoch bereits ab Freitag abliefern, wollen sie sicher gehen, es direkt ins Q2 zu schaffen. Einen zusätzlichen, noch dazu unsicheren Weg, durchs Q1 strebt niemand an. "Im FP1 und FP2 muss man am Ende ja schon einen neuen Reifen verwenden, weil man immer eine schnelle Runde braucht", argumentiert Miller deshalb.

Würden die Trainings-Sessions am Freitag bei einem eingekürztem MotoGP-Wochenende wegfallen, würde es im Kampf um einen direkten Einzug ins Q2 noch härter zugehen. Möglicherweise müsste man das Qualifying-Format sogar ganz überdenken.

Jack Miller möchte das MotoGP-Wochenende auf gar keinen Fall verkürzen, Foto: Tobias Linke
Jack Miller möchte das MotoGP-Wochenende auf gar keinen Fall verkürzen, Foto: Tobias Linke

Valentino Rossi: Weg in die richtige Richtung

Der Vorschlag trifft aber nicht überall auf Ablehnung. MotoGP-Routinier Valentino Rossi nahm diese Idee wesentlich positiver auf als Miller. Für den Yamaha-Piloten wäre eine derartige Anpassung eine gute Idee. "Ich denke, wir sollten den Weg verfolgen, der in Amerika gegangen wird", so Rossi. "Dort fahren sie 43 Rennen pro Jahr, aber kürzen die Rennwochenenden ein und starten erst am Samstag."

Diesen Weg könnte sich der Altmeister auch für die MotoGP vorstellen, denn das der Wachstum des Kalenders in Zukunft beschränkt wird, kann Rossi sich nicht vorstellen. "Jedes Rennen ist heutzutage ein Business", erklärt er. "Und da sind 21 Rennen besser als 18. So wird es in Zukunft wohl laufen. Da könnte es eine gute Idee sein, das Wochenende zu verkürzen. Nur an zwei Tagen zu fahren wäre natürlich eine Umstellung, aber ich denke, es wäre nicht unmöglich."

Suzuki-Manager Brivio: Sollten darüber nachdenken

Und auch auf Teamchef-Ebene sieht man dieser neuen Möglichkeit nicht so verbissen entgegen wie Miller. Suzuki-Teammanager Davide Brivio erklärte bei einer Pressekonferenz am Freitag in Valencia, dass er für eine solche Änderung durchaus offen sei.

"Vielleicht wäre es eine Idee, das Wochenende zu verkürzen", so Brivio. "Dann könnte man 22 Rennen fahren, aber immer nur am Samstag und Sonntag. Ich denke, wir sollten darüber nachdenken und im Team darüber diskutieren." Für den Italiener steht jedoch außer Frage, dass etwas zur Entlastung des Fahrerlagers getan werden muss, sollte der MotoGP-Kalender weiter wachsen.

Ein erster Schritt in diese Richtung wurde bereits getan, indem man die Testfahrten für die Zukunft verkürzte. Eine Ideallösung ist dies für Brivio aber auch noch nicht. "Wir haben mit den anderen Teams darüber diskutiert, ob 20 Rennen möglich sind. Wir haben dann entschieden, die Tests zu reduzieren, um die Zeit so zu kompensieren. Natürlich ist es nicht dasselbe, einen Test zu streichen und dafür ein neues Rennen einzuführen. Aber so haben wir das Pensum wenigstens ein bisschen schrumpfen können."

Sollte der MotoGP-Kalender in den kommenden Jahren in einem solch rasanten Tempo wie aktuell wachsen, wird den Verantwortlichen nichts anderes übrig bleiben, als Anpassungen vorzunehmen. Oder diese Änderungen nun darin bestehen, altgediente Rennen aus dem Kalender zu schmeißen oder aber den Verlauf eines Rennwochenendes umzugestalten, wird sich zeigen. Egal, für welche Lösung man sich am Ende entscheidet, 100 Prozent zufrieden wird man alle Beteiligten wohl mit keiner stellen können.