Für 2020 hat sich Danilo Petrucci seinen Platz im Ducati-Werksteam gesichert. In letzten Zeit glänzt der Italiener aber nicht gerade mit hervorragenden Leistungen. Und die wären wichtig, um seinen Platz neben Andrea Dovizioso zu halten, schließlich lauert Pramac-Pilot Jack Miller auf genau denselben Job. Der hingegen stand zuletzt bei seinem Heimrennen in Australien auf dem Podium. Wie hat sich das Machtgefüge zwischen Petrucci und Miller verschoben?

Zu Beginn der Saison hatte der Italiener im Ducati-internen Duell um den zweiten Platz im Werksteam klar die Nase vorn. In den ersten vier Saisonrennen fuhr Petrucci konstant in die Top-6, bevor in Frankreich und Katalonien Podien folgten. Natürlich nicht zu vergessen sein erster Rennsieg im Ducati-Land Mugello. Zu diesem Zeitpunkt sah alles danach aus, als würde das Traumduo der Italiener noch lange Zeit Dovizioso/Petrucci heißen.

Sein ärgster Konkurrent auf den Ducati-Sitz, Jack Miller, lieferte zur selben Zeit durchwachsene Ergebnisse ab. Zwar stand der Australier in den USA auf dem Podium und schaffte es häufig in die Top-5, allerdings kassierte Miller im Gegensatz zu seinem Rivalen auch einige Nuller. Bis zur Sommerpause hatte Petrucci also die Nase vorn.

Doch im zweiten Teil der Saison hat sich die Rangordnung verschoben: Während Petrucci in eine Krise geschlittert ist, zeigt Miller konstant starke Leistungen. In Brünn, Aragon und Australien stellte er die Pramac-Ducati aufs Podium, während Petrucci auf einen siebten Platz als bestes Ergebnis zurückblicken kann.

Damit könnte Miller ihm im Kampf um den Platz im Werksteam durchaus gefährlich werden. Der Aussie macht kein Geheimnis daraus, dass er genau diese Position für 2021 im Auge hat. Und wenn sich das Kräftegleichgewicht nicht bald wieder zu Petruccis Gunsten ändert, könnte es eng für den Italiener werden. Das weiß er selbst am besten. "Mit den Resultaten aus den letzten Rennen kann ich nicht zufrieden sein", resümierte Petrucci am Donnerstag auf Phillip Island.

Eine klare Schuldzuweisung für seine ausbleibenden Erfolge zu formulieren, fällt Petrucci allerdings schwer. Vielmehr ist es eine Kombination aus Problemen mit der aktuellen GP19, gegen die auch Teamkollege Dovizioso nicht gefeit ist, und einer mentalen Veränderung. "Im ersten Teil der Saison habe ich nur an die Rennen und nicht an die WM gedacht", führt Petrucci aus. "Nach dem Rennen auf dem Sachsenring dachte ich, dass ich entspannt in die Sommerpause gehen kann."

Fährt Jack Miller 2021 im Ducati-Werksteam?, Foto: LAT Images
Fährt Jack Miller 2021 im Ducati-Werksteam?, Foto: LAT Images

Zu diesem Zeitpunkt war der Italiener hinter Marc Marquez und seinem Teamkollegen Dovizioso WM-Dritter - eine gute Ausgangslage für entspannte Ferien. "Aber genau weil ich so gut dastand, wollte ich mehr", erläutert Petrucci sein Problem weiter. "Ich habe mir zu diesem Zeitpunkt vorgenommen, diese Ergebnisse später in der Saison zu untermauern und mir so zu zeigen, dass ich um die WM mitkämpfen kann."

Aber der Druck als Fahrer in einem Werksteam ist eben doch ein anderer als im Kundenteam von Pramac, wo Petrucci vorher unterwegs war. Das muss er selbst zugeben: "Das war nach einer halben Saison vielleicht nicht die richtige Herangehensweise."

Von diesem Rückschlag scheint sich Petrucci aktuell immer noch nicht erholt zu haben. Bereits vor einiger Zeit gab er zu, mit einem Psychologen zu arbeiten. Zum Vorteil gereicht ihm, dass er seinen Platz für 2020 bereits mit den guten Ergebnissen aus dem ersten Teil der Saison gesichert hat. Aber darauf ausruhen kann er sich bei weitem nicht.

Denn im Kampf um den zweiten Platz im Ducati-Werksteam 2021 zählt jedes Rennen. Vor allem in einer Zeit wie heute, in der Verträge für die kommende Saison mitunter bereits beim Saisonauftakt in Katar geschlossen werden. Wenn der Italiener nicht bald an alte Leistungen anknüfen kann, könnte Jack Miller als großer Profiteur aus dieser Lage hervorgehen. Mit seinen aktuellen Leistungen empfiehlt sich der Australier jedenfalls eher als Kandidat für den Platz neben Andrea Dovizioso als sein Konkurrent aus Italien.