Die Gerüchteküche rund um Jorge Lorenzo brodelt weiter fröhlich vor sich hin. Kein Wunder, zeigte der dreifache MotoGP-Weltmeister doch am Sonntag auf Phillip Island seine bislang erschreckendste Leistung für Repsol Honda. Er verlor im Rennen 1 Minute und sechs Sekunden auf die Siegerzeit von Teamkollege Marc Marquez und wurde damit Letzter, über 21 Sekunden fehlten ihm auf seinen nächsten Gegner Hafizh Syahrin.

Über einen Rücktritt Lorenzos nach Saisonende wird ja bereits seit Monaten diskutiert. Nun bringt einer, der einen durchaus fundierten Einblick in Honda-Interna hat, aber eine neue Theorie ein: LCR-Teamchef Lucio Cecchinello. Der setzt ja in den letzten drei Saisonrennen 2019 auf Phillip Island, in Sepang und Valencia als Ersatz für den verletzten Takaaki Nakagami Johann Zarco ein. Ein kurzes Intermezzo, das aber von vielen Insidern als Probelauf für ein mögliches Engagement 2020 bei Repsol Honda gesehen wird. Dann eben an der Stelle von Jorge Lorenzo.

"Ich spreche mit Honda nicht über Lorenzo, denn es geht mich ja eigentlich nichts an", stellt Cecchinello im Vorfeld klar. "Was ich aber sagen kann ist, dass sich das Verhältnis zwischen Jorge und dem Team zusehends verschlechtert. Das ist ja auch logisch, denn wenn ein fünffacher Weltmeister mit 66 Sekunden Rückstand als Letzter ins Ziel kommt, das ist das eine deprimierende Situation und schlecht für sein Image. Jorge mag dieses Motorrad einfach nicht."

Cecchinello rechnet mit Lorenzo-Entschluss im Winter

Deshalb glaubt Cecchinello, dass Lorenzos Entscheidung über ein Karriereende von seinen Eindrücken bei den Wintertests abhängen wird. Dort wird der 32-Jährige ja die Honda RC213V des Modelljahrgangs 2020 testen, die ihm ein besseres Gefühl bescheren konnte. Schließlich war Lorenzo bei den ersten Tests mit dem deutlich anders zu fahrenden 2018er-Bike auch nicht schlecht unterwegs.

Jorge Lorenzos erste Honda-Tests ließen viel erwarten, Foto: gp-photo.de/Ronny Lekl
Jorge Lorenzos erste Honda-Tests ließen viel erwarten, Foto: gp-photo.de/Ronny Lekl

"Er wird abwarten, wie es ihm mit dem 2020er-Prototyp geht", sagte Cecchinello gegenüber dem italienischen Fachportal 'GPone'. "Dann wird er entweder weitermachen oder zu Honda sagen. 'Seht her, ich kann mit diesem Motorrad nicht fahren. Ich höre auf.' Das ist mein Verständnis, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Jorge ein ganzes Jahr über in 20 Rennen jedes Mal Letzter werden will. Das kann weder in seinem noch im Interesse von HRC sein."

Lob für Zarcos Honda-Debüt

Sollte sich Lorenzo tatsächlich für einen Rücktritt entscheiden, könnte Cecchinello dann ein Empfehlungsschreiben für Zarco abgeben. Der Franzose sammelte bei seinem Honda-Debüt auf Phillip Island als 13. WM-Punkte und kam fast 40 Sekunden vor Lorenzo ins Ziel. "Johanns erster Auftritt war sehr interessant. Er hat sich mit jedem Run verbessert und nie über das Motorrad beschwert", verrät Cecchinello. "Wir müssen aber wohl noch das Rennwochenende in Sepang abwarten, um ein wirklich umfangreiches Urteil abzugeben."