Erstmals seit Katar 2017, als Regen einen Fahrbetrieb unter Flutlicht in der Wüste unmöglich machte, musste am Samstag ein MotoGP-Qualifying abgesagt werden. Starker Wind brauste über Phillip Island und machte den Piloten ein sicheres Fahren unmöglich. Miguel Oliveiras Abflug im 4. Training verdeutlichte das. Er wurde in der Anfahrt zu Turn 1 regelrecht von der Stecke geblasen und stürzte schwer, kam aber glücklicherweise ohne gröbere Verletzungen davon.

Die Session wurde schließlich abgebrochen und es gab ein spontan einberufenes Meeting der Safety Commission. Vertreter der Rennleitung sowie die Sicherheitsbeauftragten Loris Capirossi und Franco Uncini lauschten dort den Ausführungen der Fahrer. Fast das gesamte Feld sprach sich für eine Absage des restlichen FP4 und des gesamten Qualifyings am Samstag aus, was schließlich auch umgesetzt wurde.

Anstatt wie 2017 in Katar die Startaufstellung anhand der kombinierten Trainingszeiten aus FP1, FP2 und FP3 zu ermitteln, soll das Qualifying nun aber am Sonntagmorgen nachgeholt werden, wenn es die Wetterbedingungen zulassen. Die Warm-Ups aller drei Klassen werden deshalb um 50 Minuten vorgezogen, direkt nach dem MotoGP-Warm-Up sollen Q1 und Q2 folgen.

Eine Entscheidung, die bei zahlreichen Fahrern auf wenig Verständnis stößt. "Ein Qualifying zu dieser Uhrzeit ist aufgrund der niedrigen Temperaturen zu gefährlich", findet Maverick Vinales, der bei einer endgültigen Streichung des Qualifyings von der Pole Position starten würde. Tatsächlich sind für die Session um 10:20 Uhr Ortszeit (1:20 Uhr MEZ) bei bedecktem Himmel nur zehn Grad Außentemperatur prognostiziert. Auch windig soll es wieder werden, allerdings mit geringeren Geschwindigkeiten als am Samstag.

Maverick Vinales hatte in den Trainings die Nase vorne, Foto: Yamaha
Maverick Vinales hatte in den Trainings die Nase vorne, Foto: Yamaha

Rückendeckung erhält Vinales von Yamaha-Teamkollege Valentino Rossi. "Für mich ist es seltsam, ein Qualifying am Sonntagmorgen zu fahren", so der Routinier, der am Sonntag auf Phillip Island seinen 400. Grand-Prix-Start absolvieren soll. "Meiner Meinung nach wäre es sinnvoller, die Zeiten aus den ersten drei Trainings heranzuziehen. Wenn wir heute sagen, dass es zu gefährlich ist, dann sollten wir auch am Sonntagmorgen kein Qualifying fahren. Ein Qualifying sollte immer zu einer ähnlichen Zeit wie das Rennen stattfinden." Das ist aber freilich nicht möglich, da vor dem MotoGP-Rennen ja auch noch die Läufe von Moto3 und Moto2 über die Bühne gehen sollen.

Lokalmatador Jack Miller sieht in einem sonntäglichen Qualifying ebenfalls wenig Sinn. "Wir hatten am Freitag in FP2 bereits eines", erinnert er. Das 2. Training war die einzig wettertechnisch unproblematische MotoGP-Session des bisherigen Wochenendes, weshalb alle Fahrer hier versuchten, über einen Platz in den Top-Ten den direkten Einzug in Q2 zu schaffen. "Jeder hat da am Ende neue Reifen aufgezogen, ich sogar zwei Mal einen weichen Slick am Hinterrad. Ein Qualifying am Sonntag ergibt für mich also keinen Sinn." Ebenso wenig für Danilo Petrucci: "Qualifying und Rennen am selben Tag scheint mir nicht die richtige Lösung zu sein."

Marquez: Qualifying wäre möglich gewesen

Andere Fahrer wie Andrea Dovizioso, Alex Rins oder Pol Espargaro sahen das für Sonntag geplante Qualifying als richtige Entscheidung an. Einigkeit herrschte unter den MotoGP-Fahrern nur darüber, dass die Absage am Samstag kein Fehler war. 18 der 21 anwesenden Piloten im Meeting der Safety-Commission - Miguel Oliveira befand sich zu diesem Zeitpunkt ja im Medical-Center - sollen sich für eine Absage ausgesprochen haben, drei weitere Fahrer sahen diese mit gemischten Gefühlen. Einer von ihnen war Marc Marquez: "Meiner Meinung nach war es gefährlich, aber noch vertretbar. Ich muss aber auch dazusagen, dass ich immer alleine gefahren bin. In einer Gruppe spürt man den Wind viel mehr und plötzlicher. Es war auch nur ein Qualifying und da hat es wenig Sinn, die Sicherheit der Fahrer aufs Spiel zu setzen."