Die MotoGP ließ in den vergangenen Wochen eine ganze Schar an Neuigkeiten bezüglich der Rennkalender für die kommenden Jahre vom Stapel. Neue Rennen sind ebenso vorgesehen wie eine drastische Reduzierung der Testfahrten. Viele Fans fragen sich: Wie wird der MotoGP-Rennkalender in ein paar Jahren aussehen? Die Antworten im Q+A:
Welche Rennen kommen in den nächsten Jahren hinzu?
Die Motorrad-WM umfasst bereits jetzt den historischen Rekordwert von 19 Rennen. In den kommenden drei Jahren soll jeweils ein Event hinzukommen, sodass den MotoGP-Fans im Jahr 2022 eine Saison mit satten 22 Rennen blüht. Zunächst findet im nächsten Jahr der KymiRing in Finnland Aufnahme in den Kalender, wo am 12. Juli gefahren werden soll.
2021 will die MotoGP endlich den Sprung nach Indonesien schaffen. Nach einem gescheiterten Projekt in Palembang auf Sumatra, nimmt man nun einen Anlauf im Fahrwasser eines milliardenschweren Tourismusprojekts auf Lombok, einer Nachbarinsel von Bali. Dort entsteht aktuell ein riesiges Urlaubsressort, durch das eine nicht permanente Rennstrecke führen soll.
2022 sollen sogar zwei neue Kurse Aufnahme in die MotoGP finden: In der vergangenen Woche wurde die Rückkehr nach Brasilien angekündigt, wo eine Strecke in Rio de Janeiro geplant ist. Zudem plauderte der aus Portugal stammende FIM-Präsident Jorge Viegas Anfang September aus, dass auch mit Portimao ein Vorvertrag für 2022 unterzeichnet wurde.
Darüber hinaus bekam Spa-Francorchamps im Frühjahr öffentliche Fördergelder zugesprochen, den Kultkurs auf MotoGP-taugliches Niveau zu bringen. Pläne für ein Rennen im Mexico City sind ebenso noch nicht vom Tisch. Verträge mit diesen beiden Projekten bestehen aber noch nicht.
Was geschieht, wenn manche dieser Projekte scheitern?
Die Rennstrecke in Finnland ist bereits fertiggestellt und hat ihren Fixplatz im MotoGP-Kalender 2020. Mit Indonesien und Brasilien gibt es zwar bereits Verträge, doch dort wird erst gebaut. Diese Projekte sind somit alles andere als sicher im Rennkalender, denn die Dorna bewies in den vergangenen Jahren, dass man mit Unterschriften nicht lange fackelt.
So scheiterten alleine in den letzten zehn Jahren die Projekte Balatonring, Circuit of Wales und Palembang trotz vertraglicher Zusicherungen. Im Falle von Indonesien und Brasilien haben sich die Offiziellen aber abgesichert: Die bereits bestehende Rennstrecke in Portimao soll ab 2022 fix dabei sein, kann aber schon davor als Ersatz einspringen, falls eines der Projekte scheitert.
Könnten Strecken aus dem Kalender gestrichen werden?
Der aufmerksame Leser hat bereits bemerkt, dass der Kalender im Falle einer Aufnahme von Finnland, Indonesien, Brasilien und Portugal im Jahr 2022 insgesamt 23 Rennen umfassen würde, so denn alle aktuellen Strecken ihre Verträge halten können. Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta äußerte sich daher im September gegenüber der spanischen Sportzeitschrift "As" zu Plänen, künftig ein Rotationsprinzip einzusetzen.
Dieses könnte zuerst die iberische Halbinsel treffen, die mit der Aufnahme von Portimao fünf MotoGP-Rennen beheimaten würde. "Ich kann nicht fünf Rennen auf der iberischen Halbinsel veranstalten. Eine Rotation scheint für uns daher die beste Idee zu sein", so Ezpeleta. Die vertragliche Situation kommt dem Dorna-Boss in diesem Fall zu Gute, denn die Vereinbarungen mit allen vier spanischen Strecken (Barcelona, Valencia, Jerez und Aragon) laufen mit Saisonende 2021 aus. Somit könnte in den neuen Verträgen ab 2022 ein Rotationsprinzip festgeschrieben werden.
Bis dahin laufen auch die Verträge mit sieben weiteren Veranstaltern aus: Brünn, Thailand (beide 2020) sowie Argentinien, Silverstone, Misano, Sepang und Sachsenring (jeweils 2021). Vor allem Brünn zählt seit Jahren zu den Wackelkandidaten, da die Finanzierung des unwirtschaftlichen Events vom Wohlwollen von Karel Abraham sen. sowie der regionalen Politik abhängt.
Von den aktuellen Strecken sind nur Katar (2031), Le Mans, Spielberg, Assen (jeweils 2026), Phillip Island (2025), Motegi (2023) und Austin (2022) über 2021 hinaus im Rennkalender abgesichert, die exakte Laufzeit des Vertrages von Mugello ist unbekannt.
Wieso werden Testfahrten gestrichen?
Die meisten MotoGP-Piloten, darunter etwa Valentino Rossi oder Andrea Dovizioso, haben stets offen gefordert, dass eine Ausweitung des Rennkalenders mit einer weiteren Beschneidung der Testfahrten einhergehen müsse. Das wurde nun für die übernächste Saison in die Tat umgesetzt: Bereits 2020 wird der Valencia-Test, der stets am Dienstag und Mittwoch nach dem Finale stattgefunden hat, gestrichen. Im November 2020 verbleibt somit nur eine zweitägige Testmöglichkeit in Jerez.
Vor Saisonstart 2021 gibt es im Februar zudem nur einen dreitägigen Test in Sepang, der wie üblich Anfang Februar stattfindet. Der zweite Wintertest in Katar, zuletzt Ende Februar durchgeführt, fällt ebenfalls dem Rotstift zum Opfer.
Was bedeutet das für die Termine der Rennen?
Durch die Streichung des Katar-Tests 2021 könnte der Saisonstart in den Februar vorrücken. Die Wintertests sind dann bereits mit 8. Februar abgeschlossen, womit das Auftaktrennen ohne Probleme eineinhalb oder zweieinhalb Wochen später am 21. oder 28. Februar 2021 in Katar erfolgen könnte. Die Dorna hat bereits Erfahrung mit dermaßen frühen Saisonstarts, beginnt die Superbike-WM doch seit 15 Jahren jeweils im Februar.
2020 kommt es bereits zum zweitfrühesten Saisonstart der Motorrad-WM (Anm: frühester Saisonstart der Geschichte: 2. Februar 1964 in Daytona), wenn am 8. März die Motoren in Katar aufheulen. Da bis 2022 aber zwei weitere Rennen im Kalender Platz finden müssen, muss es zwangsläufig zu einer Vorreihung des ersten Termins kommen.
Zumal es gegen Jahresende nicht allzu viel Platz gibt, das Saisonfinale nach hinten zu verschieben. Die Hersteller wollen an einem Test direkt nach Saisonende festhalten, damit die Ingenieure genug Daten in die Winterpause mitnehmen und neuverpflichtete Fahrer sich mit ihren Motorrädern bekannt machen können. Die bereits erfolgte Bestätigung des Termins am 19./20. November 2020 untermauert das. Das Finale auf Dezember zu schieben, wie 2019 etwa in der Formel 1, ist daher keine Option.
So bleibt ein früherer Saisonstart gepaart mit mehr Back-to-back-Wochenenden die wahrscheinlichste Lösung, insofern man nicht die Sommerpause komplett streichen will. Diese Pause ist aber eines der größten Anliegen der MotoGP-Fahrer, die ohnehin schon jetzt von Februar bis November im Dauereinsatz sind. Bereits 2020 gibt es drei Back-to-back-Wochenenden sowie den im Paddock verhassten Triple-Header in Fernost.
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