Eigentlich könnte Valentino Rossi stolz sein. Seine Mission, junge italienische Zweirad-Talente auszubauen und zu fördern, könnte nicht besser laufen. Mit Franco Morbidelli und Francesco Bagnaia haben es bereits zwei seiner Schützlinge in die Königsklasse geschafft. Doch wie gut findet es der Yamaha-Pilot wohl, in Thailand zum ersten Mal ohne einen Crash hinter einem seiner Schützlinge über die Ziellinie gefahren zu sein?

Im Thailand GP der MotoGP in Buriram kam Valentino Rossi auf dem achten Rang ins Ziel und beendete das Rennen damit als schwächster aller Yamaha-Piloten im Feld. Sein Teamkollege Maverick Vinales wurde auf identischen Werksmaterial Dritter, Super-Rookie Fabio Quartararo im Kundenteam Petronas Yamaha leistete einmal mehr hervorragende Arbeit und führte in 25 der 26 Runden, nur um sich in der letzten Runde gegen den frischgebackenen Weltmeister Marc Marquez geschlagen geben zu müssen.

Und doch dürfte es das Nachsehen gegen Franco Morbidelli sein, das Rossi im Thailand GP zu schaffen machte. Auch der zweite Petronas-Pilot brachte mit P6 seine Yamaha M1 zwei Ränge vor Rossi über die Ziellinie. Damit hat der Lehrling zum ersten Mal ohne jede Hilfe den Meister übertrumpft. In seinen fast zwei Jahren als MotoGP-Pilot war es Morbidelli bis zum vergangenen Sonntag nämlich nicht gelungen, ein Rennen vor Rossi zu beenden, sofern dieser nicht einen Sturz kassiert hatte. Für MotoGP-Rookie Bagnaia gilt dasselbe.

Franco Morbidelli wurde im MotoGP-Rennen von Thailand Sechster, Foto: Tobias Linke
Franco Morbidelli wurde im MotoGP-Rennen von Thailand Sechster, Foto: Tobias Linke

Grip-Probleme kosten Rossi in Thailand gutes Rennen

Nun hat sich das Blatt erstmals gewendet, zum ersten Mal musste sich der Altmeister gegen die jüngere Generation, die er selbst aufgebaut hat, geschlagen geben. Denn während Morbidelli und auch die restlichen Yamaha-Piloten ein starkes Rennen ablieferten, lief es für Rossi selbst weniger gut. "Leider war das Rennen in Thailand ähnlich wie die letzten Rennen", resümierte Rossi am Sonntagnachmittag. "Nach den ersten Runden habe ich sehr früh Probleme mit dem Hinterrad-Grip bekommen."

In Folge dessen ließ auch seine Performance nach, erklärte Rossi weiter, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als langsamer zu machen. Damit hatte er nicht nur gegen Morbidelli ein Nachsehen, sondern auch gegen MotoGP-Rookie Joan Mir, der den Thailand GP auf Rang sechs beendete. "Es war ein weiteres, schwieriges Rennen", seufzte Rossi.

Dabei hatte der Italiener nach dem Warmup-Training eigentlich nicht mit solchen Schwierigkeiten gerechnet. Dort war er mit derselben Reifen-Auswahl unterwegs wie im Rennen, nur waren die Pneus am Sonntagmorgen gebraucht. "Da habe ich mit einem 19 Runden alten Reifen gute Zeiten abgespult", grübelte Rossi. "Deshalb habe ich eigentlich ein gutes Rennen erwartet. Ich hätte gedacht, im Rennen beispielsweise mit Dovizioso, Rins oder Morbidelli um Rang vier zu kämpfen zu können. Aber leider hatten wir mit denselben Reifen, nur in neu, Probleme gehabt."

Die verbleibenden vier Rennen der MotoGP-Saison 2019 hofft Rossi nun, so gut wie möglich abschließen zu können. Wenn möglich vermutlich, ohne die eigenen Schützlinge erneut an sich vorbeiziehen zu sehen. Aber wer weiß, vielleicht überwiegt ja auch der Stolz über die Fortschritte seiner jungen Talente. Nur so viel ist sicher, mit seiner Nachwuchsarbeit hat Rossi jedenfalls keine Probleme.