Marc Marquez lieferte im MotoGP-Qualifying von Brünn mit 2,5 Sekunden Vorsprung auf den Rest des Feldes eine echte Galavorstellung ab. Für Aufregung sorgte aber eine Aktion vor seiner sensationellen Performance in den Schlussminuten.

Mit noch gut neun Minuten in Q2 ging Marquez in Kurve fünf weit, Jack Miller und Alex Rins fuhren hinter ihm. Marquez drehte sich um und ließ Miller vorbei, kehrte aber vor Rins wieder auf die Ideallinie zurück, wo er in der Folge deutlich unter der normalen Geschwindigkeit unterwegs war. Rins wollte sich das nicht bieten lassen und drückte sich in Turn 7 mit voller Härte innen an Marquez vorbei. Es kam zum Kontakt, Marquez konnte mit Mühe einen Sturz verhindern.

In der vorletzten Kurve dieser Runde überholte Marquez mit einem aggressiven Bremsmanöver Rins wieder, nur um dann direkt in die Boxengasse abzubiegen. Sein Rivale folgte ihm dorthin und der Zwist der beiden Spanier ging weiter. Marquez blickte mehrmals in Richtung Rins, der schließlich an ihm vorbeifuhr und ihm in der engen Zufahrt etwas den Weg an die Box abschnitt. Marquez griff Rins an die Hüfte und drückte ihn zur Seite, um sich selbst Platz zu verschaffen.

Rins äußert harte Kritik an Marquez

Rins, der sich zusammen mit seinem Suzuki-Team bei der Rennleitung über Marquez' Verhalten beschwert hatte, war der Ärger deutlich anzusehen. Nach dem Qualifying, das er auf Platz sechs beendet hatte, macht er dem auch Luft. "Marc hat keinen Respekt vor anderen Fahrern. Er schaut nur auf sich", lautete sein vernichtendes Urteil. Rins erklärte die Situation: "Als er in Turn 5 weitgegangen ist, hat er Jack und mich gesehen, ist aber trotzdem vor mir auf die Ideallinie zurückgefahren. Ich habe gepusht und er hat mich gestört, also habe ich in der nächsten Linkskurve die kleine Lücke genützt und bin hineingestochen. Wir haben uns berührt, aber es war sein Fehler. Wenn er langsam ist, hat er auf der Ideallinie nichts verloren. Ganz einfach."

Hier drückt sich Rins innen an Marquez vorbei, Foto: Screenshot/MotoGP
Hier drückt sich Rins innen an Marquez vorbei, Foto: Screenshot/MotoGP

Auch für die Spielchen am Ende der Runde hatte Rins wenig Verständnis. "Er hat dort extrem spät gebremst. In der Boxengasse war ich dann vor ihm und bin einfach meine Linie gefahren. Er hatte keinen Platz, um neben mir zu fahren, aber er hätte einfach vom Gas gehen können. Wir waren immerhin in der Boxengasse."

Für Rins ist Marquez' Verhalten kein einmaliger Ausrutscher: "Es ist nicht das erste Mal, dass er so etwas macht. Marc liebt solche Spielchen und versucht immer, seine Rivalen mental zu verunsichern. So kann es nicht weitergehen. Was er im 1. Training mit Vinales gemacht hat, war auch nichts anderes." Da lieferte sich Marquez über einige Kurven hinweg ein Duell, das eher an ein Rennen als an ein Auftakttraining erinnerte.

Marquez: Habe Rins nicht gesehen

In der Qualifying-Pressekonferenz reagiert Marquez später auf die Anschuldigungen von Rins, wonach er keinen Respekt für seine Gegner habe: "Das ist seine Meinung, aber ich gebe ihm da natürlich nicht recht. Als ich in Kurve fünf weitgegangen bin und mich umgedreht habe, konnte ich nur Jack sehen. Ich bin ihm dann gefolgt, weil ich wusste, dass er eine gute Pace hatte. In Turn 7 war ich dann wieder etwas zu weit und Alex hat mich überholt. Er hat mich berührt, aber das ist Racing. Eigenartig war für mich dann die Situation in der Boxengasse. Auf der rechten Seite waren die Reifenstapel und Alex hat mir keinen Platz gelassen, also habe ich ihn das wissen lassen. Ob es Absicht war, kann ich nicht sagen. Für mich ist das aber auch nicht wichtig. Mit solchen Dingen verschwende ich absolut keine Zeit."